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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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es absichtlich angesteckt, um das Geld von der Versicherung zu kassieren. Ich kann heute nirgendwo mehr hin, um ein Pint zu trinken.« Er wandte sich ab und schlurfte wieder nach drinnen. Ich hoffe nur, du hast lange was von dieser Flasche gehabt, dachte Meredith unfreundlich. Sie warf einen Blick zurück auf die Scheune. Einigermaßen viele Ladys also. Hatte er damit weibliche Kundschaft gemeint? Oder eine Lady im Besonderen? Sie fuhr langsam davon, dessen gewahr, dass der Alte sie beobachtete. Wohin jetzt? Sie war nicht weit vom Fundort der Toten entfernt. Das Bild des hoch über ihnen aufragenden alten Viadukts kam ihr in den Sinn, als sie zusammen mit Alan nach dem grünen Frosch-Rucksack gesucht hatte. Sie hatten sich nicht die Zeit genommen, die Böschung hinaufzuklettern, und jetzt fragte sie sich, was man von dort oben sehen konnte.
    »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden«, sagte sie laut vor sich hin. Minuten später hatte sie die Straße unterhalb des Viadukts erreicht und parkte in einer natürlichen Parkbucht am Eingang eines Felds, das von einem verfallenen Gatter abgegrenzt wurde. Meredith nahm ihr Fernglas aus dem Handschuhfach und schob es sich in die Tasche, bevor sie ausstieg. Missbilligend blickte sie auf den Boden zu ihren Füßen. Andere waren vor ihr hier gewesen und hatten achtlos ihren Müll weggeworfen. Sie wusste nicht, ob es Beamte der Polizei gewesen waren oder Schaulustige. Das Viadukt ragte unmittelbar vor ihr auf. Sie blickte hinauf zu der obersten Reihe von Ziegeln. Es musste einen Weg dort hinauf geben. Meredith ging zum Gatter. Es war mit einem verwitterten Stück Tau festgezurrt und erweckte den Anschein, als sei es jahrelang nicht mehr geöffnet worden. Neben dem Gatter gab es einen alten, aus Holz gefertigten Zauntritt und dahinter einen Fleck getrockneten Schlamm mit zahlreichen Abdrücken von schweren Stiefeln darin. Also liefen hier Wanderer entlang. Jetzt bemerkte Meredith auch, dass jemand ein rundes Schild am Gatter angebracht hatte mit einem darauf gemalten gelben Pfeil, der gerade nach oben zeigte. Also verlief ein Weg mitten über das freie Feld dahinter. War es dieser Weg, fragte sich Meredith, den Sonia in der Nacht ihres Todes genommen hat? War sie über den Zauntritt geklettert und hier beim Viadukt an der Straße herausgekommen, um ihrem Mörder zu begegnen? Oder war das alles zu sehr an den Haaren herbeigezogen? Meredith setzte einen Fuß auf den Zauntritt, packte die oberste Latte des Zauns und schwang sich hinüber. Von hier aus musste sie einen zugewucherten steilen Hang hinaufklettern, um das Viadukt zu erreichen. Der Boden war trügerisch, mit Löchern und Wurzeln, die im hohen trockenen Gras nicht zu sehen waren. Der Hang wurde mit jedem Schritt steiler, und bald musste sich Meredith nach vorn beugen und mit den Händen festhalten. Als sie endlich das Mauerwerk des alten Viadukts erreicht hatte, war sie erhitzt, atemlos, nass vor Schweiß und ihre Beine brannten. Meredith legte die letzten paar Meter zurück und fand sich auf einem steinigen Weg wieder – alles, was von der alten Straße noch übrig war, die einmal über das Land geführt hatte, bevor die Eisenbahn gekommen war und sie in zwei Teile geteilt hatte. Der Ausblick von hier oben war fantastisch. Meredith drehte sich einmal um die eigene Achse und genoss ihn von allen Seiten. Der Wind zupfte an ihren Haaren und brannte auf ihren Wangen, doch die Luft roch frisch und rein und unberührt vom modernen Leben. Hoch oben am Himmel schwebte ein dunkler Schatten, ein Raubvogel. Meredith zog das Fernglas hervor und richtete es auf das Tier. Sie meinte einen Sperber zu erkennen. Während sie ihn beobachtete, legte er die Flügel an und schoss nach unten. Meredith steckte das Fernglas wieder ein und schob die Hände in die Taschen, dann stapfte sie den Weg entlang, bis sie schließlich rechts und links niedrige, graue Steinmauern bemerkte und auf dem Viadukt selbst herauskam. Es war alles andere als ein imposanter Vertreter seiner Gattung, kaum mehr als eine sehr lange, schmale Brücke, doch Meredith fühlte sich, als stünde sie auf dem Dach der Welt. Sie spähte über die Brüstung nach unten, und dort lagen die Gleise und die von Büschen und Bäumen überwachsene Böschung. Wegen des dichten Gewirrs von Ästen und Zweigen war die Stelle nicht zu erkennen, wo man Sonia gefunden hatte. Meredith suchte dennoch danach, doch dann runzelte sie plötzlich die Stirn. Dort unten, auf der asphaltierten

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