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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Direkt an der Biegung der Straße lag eine große Freifläche voll kleiner Hügel, überwuchert mit unregelmäßig wachsenden wilden Gräsern und Disteln. Sie war früher einmal mit Maschendraht eingezäunt gewesen, doch dieser war längst weggerostet und die Pfosten umgestürzt. Der Eindruck war der eines großen Hauses, das früher einmal hier gestanden hatte. Ein wenig weiter standen zwei Cottages. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen zwei weitere, danach kam ein einzelnes. Dahinter stand eine große steinerne Scheune mit einem Holzschild über dem Tor. Das einzige andere Gebäude war eine Bushaltestelle aus Beton. Die Ansiedlung hatte Glück, dass sie an einer Buslinie lag, dachte Meredith. Die Inspektion des vergilbten Fahrplans hinter einem Plastikschutz ergab jedoch, dass der Bus nur zweimal am Tag hier hielt, einmal am frühen Morgen auf der Strecke von Bamford nach Cherton und einmal am späten Nachmittag auf dem Weg zurück. Unterwegs fuhr er durch Fox Corner und andere kleine Dörfer. Meredith fragte sich, wie lange es dauern mochte, bis die Linie als unwirtschaftlich eingestuft und außer Betrieb genommen werden würde. Dann wären die verstreut liegenden Gemeinden für alle Nicht-Wagenbesitzer vollkommen von der Umwelt abgeschnitten.
    Unglücklicherweise war niemand zu sehen, und Meredith hatte keine vernünftige Entschuldigung dafür, einfach an fremden Türen zu klopfen. Sie schlenderte weiter, bis sie vor der Scheune stand. Dahinter, unsichtbar bis zu diesem Zeitpunkt, stand ein weiteres winziges Cottage mit einer so niedrigen Tür und so winzigen Fenstern, dass es aussah wie ein zu groß geratenes Spielhaus. Die Größe mochte für die ursprünglichen Bewohner angemessen gewesen sein, gedrungen von harter Arbeit und schlechter Ernährung. Oder auch nicht, wenn man bedachte, dass die Menschen damals große Familien gründeten. Heutzutage war es höchstens für eine Person ausreichend, und das auch nur, wenn der oder die Betreffende kein Problem damit hatte, sich jedes Mal wie Quasimodo zu ducken, wenn er oder sie durch die Tür ging.
    Meredith richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Scheune, ein wahrhaftes Riesengebäude neben dem winzigen Cottage. Sie war zu einer Möbelschreinerei umgebaut worden, und jemand war bei der Arbeit. Sie hörte Hämmern aus dem Innern.
    Sie ging durch das große Tor und fand sich in einer voll gestopften Werkstatt wieder. Überall stand Mobiliar, zum Teil fertig gestellt, zum Teil erst halb vollendet. Holzdielen und Balken lehnten an den Wänden. Werkbänke waren übersät mit Werkzeug, Hobelspänen und Lackdosen. Ein Mann arbeitete mit dem Rücken zu Meredith an einem nahezu fertigen Stuhl. Sie räusperte sich, und als er nicht reagierte, sagte sie laut:
    »Guten Tag!«
    Er ließ einen Holzhammer fallen und wirbelte herum. Er war jungenhaft, zerzaust und steckte in staubigen Jeans und einem karierten Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Er starrte sie mit wilden Blicken an, dann sprudelte er hervor:
    »Ich habe Sie nicht reinkommen hören!«

    »Das tut mir Leid«, entschuldigte sich Meredith.
    »Ich wollte Sie nicht erschrecken.« Er riss sich zusammen.
    »Sie haben mich nicht erschreckt, selbstverständlich nicht. Ich war nur gerade in meine Arbeit vertieft. Ich fürchte, so bin ich eben.«
    »Mir geht es nicht anders.« Meredith blickte sich um.
    »Ich bin hergekommen, weil ich eine alte Küche besitze und gerne einen Schrank hätte, der dazu passt. Irgendetwas ganz Einfaches würde reichen, Regalböden hinter zwei Türen und zwei Schubladen, in viktorianischem Stil. Ich finde in den Läden einfach nicht das, was ich möchte. Wäre es möglich, dass Sie mir etwas Passendes bauen?« Er kam ihr ein paar Schritte entgegen, während er sich die Hände an einem Lappen abwischte.
    »Ich denke doch. Aber nicht sofort. Ich muss zuerst einen anderen Auftrag erledigen.«
    »Es hat keine Eile.« Er nickte mit dem Kopf in Richtung des hinteren Teils der Werkstatt.
    »Dort hinten ist mein Büro. Ich kann Ihnen mein Werkbuch zeigen. Sie könnten es sich ansehen, während ich das hier gerade fertig mache, falls es Ihnen nichts ausmacht.« Er führte Meredith in ein unordentliches, kleines Büro und zog einen abgegriffenen Zeichenblock aus einer Schublade.
    »Hier, werfen Sie einen Blick hinein. Ich bin gleich wieder bei Ihnen.« Meredith nahm auf einem Stuhl Platz, schob einen Berg Papiere zur Seite und legte den Block vor sich auf den Schreibtisch. Langsam blätterte

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