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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Besitzerin zurückbringen und zu niemandem sonst ein Wort darüber verlieren. Danny hatte nicht gerne mit der Obrigkeit in irgendeiner Form zu tun, und er gestand sich nur unwillig ein, dass er in diesem Fall gar keine andere Wahl besaß. Er würde tun, was er tun musste, doch er sah keine Notwendigkeit, Tammy Franklin oder die Hazelwood Farm mit hineinzuziehen. Die Bullen würden ihm wahrscheinlich zuerst nicht glauben, nachdem er Meldung gemacht hatte. Sie würden eine ganze Menge Fragen stellen. Danny stählte sich innerlich, um sich weit genug zu nähern, dass er einen Blick auf das Gesicht der Toten werfen konnte. Es war verzerrt vom Todeskampf, doch beklommenen Herzens erkannte er es trotzdem. Er stieß einen leisen Fluch aus und wischte sich nervös mit dem Handrücken über den Mund. Das machte die Dinge doppelt schwierig. Er wusste nun, dass er die Hazelwood Farm nicht mehr aus der Sache herauslassen konnte. Das Gewicht der Tasche voller Bücher auf seinen Schultern bedeutete eine weitere Komplikation. Sein Herz fühlte sich schwerer an als beide Taschen zusammen. Er konnte der Polizei die Tote melden – oder er konnte zur Farm laufen und Hugh Franklin die schrecklichen Neuigkeiten berichten. Danny war nicht auf diese Aufgabe erpicht. Er konnte sich Besseres vorstellen. Doch er stand in der Schuld der Familie Franklin. Er war es ihnen schuldig, die traurige Nachricht selbst zu überbringen und diese Aufgabe nicht irgendeinem unbeteiligten Fremden in Uniform zu überlassen. Schweren Herzens wandte sich Danny ab und ging den gleichen Weg zurück, auf dem er gekommen war.
    KAPITEL 2
    JANE BRADY schob eine widerspenstige Strähne ihrer langen, aschblonden Haare hinter ein Ohr und hoffte, dass die Geste ihre innere Frustration nicht verraten hatte. Sie starrte die Zwölfjährige vor sich auf eine Weise an, die fest, jedoch nicht unfreundlich sein sollte. Das Mädchen starrte unnachgiebig zurück. Unentschieden!, dachte Jane, und dann: Ach zur Hölle! Was jetzt? Als Lehrerin achtete sie stets sorgfältig darauf, keinen ihrer Schüler zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Doch es war unmöglich, sich nicht für manche Kinder mehr zu interessieren als für andere. Insbesondere, wenn es wie in diesem Fall eindeutig ein Problem im Hintergrund gab. Nur dass der Versuch, in Tammy Franklin zu dringen, war, als würde man mit dem Kopf gegen eine mentale Mauer aus Ziegelsteinen rennen. Tammy war nicht im herkömmlichen Sinn schwierig. Sie war keine Schülerin, die offen rebellierte. Sie war nie mit Nagellack in der Schule erschienen, mit grünen Haaren oder einer ganzen Reihe von Steckern in den Ohrknorpeln. Vielleicht, dachte Jane nun, vielleicht wäre es leichter gewesen, sie zu packen, wenn sie es getan hätte. Zumindest hätte sie einen Ansatzpunkt geliefert, an dem Jane einhaken konnte. Doch Tammy zeigte keinerlei Zeichen von Interesse an Mode oder anderen Dingen, die Teenager üblicherweise beschäftigten. Sie las keine Teenagermagazine. Auf ihren Schulheften klebten keine Sticker von irgendwelchen Stars. Sie war ein kluges Kind, wenngleich mürrisch und verschlossen, und sie war eine Einzelgängerin. Ihre Mutter, so viel wusste Jane, war vor knapp zwei Jahren gestorben, und ihr Vater hatte unmittelbar nach seinem Trauerjahr wieder geheiratet. Und dies, dessen war sich Jane sicher, war die Ursache der Probleme. Jane hätte gerne geholfen, doch der Wunsch zu helfen führte nicht so weit, dass sie Tammy Dinge wie diese durchgehen ließ. Genauso wenig, wie guter Wille auf Seiten Janes verhindert hatte, dass sie und ihre Schülerin in diesen albernen Wettstreit geraten waren, wer nun als Erster den Blick abwenden würde. Jane beendete das Duell vorzeitig mit:
    »Und warum kannst du mir deine Hausaufgaben nicht zeigen?«
    »Ich hab sie nicht bei mir«, sagte Tammy. Nicht unhöflich, nicht aufsässig, nicht provozierend, sondern lediglich die nackte Feststellung einer Tatsache.
    »Du hast sie vergessen? Zu Hause?«
    »Ich habe sie nicht bei mir.« Jane biss die Zähne zusammen und sagte sich innerlich: Ich werde nicht die Geduld verlieren. Ich werde nicht … Es war noch zu kalt draußen für die Sommer-Schuluniform, ein Gingan-Kleid. Tammy trug die übliche Winteruniform, einen grauen Rock, eine weiße Baumwollbluse und einen roten Pullover. Der Rock war nicht gebügelt. Ihre Füße steckten in festen Schnürschuhen, die verschrammt waren und ungeputzt. Den Mädchen auf der St. Clare waren modische Turnschuhe verboten

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