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In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall

Titel: In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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in geringer Entfernung sehen, wo er sich an der Maschine seines in die Jahre gekommenen Land Rover zu schaffen machte.
    Obwohl die beiden Männer ungefähr im gleichen Alter waren, hatte Hugh stets deutlich jünger ausgesehen, wenngleich dies heute nicht der Fall war. Selbst auf diese Entfernung hin konnte Danny die tiefen Linien in Hugh Franklins Gesicht erkennen und die Ringe unter den Augen. Er ist alt geworden, dachte Danny bei sich, in den Monaten seit seiner zweiten Heirat. Ein Mann, der eine Bürde mit sich schleppte, von der er nicht wusste, wie er sie leichter machen oder absetzen konnte.
    Direkt hinter dem Farmer, durch die offenen Tore einer Scheune hindurch, erblickte Danny die Schnauze des schicken Volvo, den Mrs Franklin stets gefahren hatte und nun nicht mehr fahren würde. Sie und Hugh hatten ihre Differenzen gehabt, so viel wusste Danny.
    Hugh war ein lebenslustiger Mensch, doch Sonia hatte zu einem Schlag gehört, den Danny bei sich
    »Tartarin« nannte. Sie hatte es geschafft, dass sogar der Gemütsmensch Hugh die Nerven verloren hatte, und Danny hatte bei mehr als einer Gelegenheit gehört, wie die beiden sich angebrüllt hatten. Doch um fair zu sein, Sonia war stets freundlich zu Danny und seiner Familie gewesen. Sie tat ihm ein wenig Leid, um ehrlich zu sein. Ein Fisch auf dem Trocknen war sie gewesen hier auf der Hazelwood Farm. Sie hatte sich eingesperrt gefühlt, wie in einer Falle, das hatte er deutlich gespürt. Er konnte sich gut vorstellen, welche Qual es sein musste, an ein und demselben Ort gefangen zu sein – schließlich war genau das der Grund, aus dem Danny es stets vermieden hatte, sesshaft zu werden. Vielleicht war es auch der Grund, aus dem er in Sonia eine verwandte Seele erblickt hatte.
    Danny trat aus seiner Deckung hervor und räusperte sich laut. Drüben beim Land Rover zuckte Hugh Franklin zusammen und richtete sich erschrocken auf. Er wirbelte in Richtung des Besuchers herum, und auf seinem Gesicht standen Hoffnung und Besorgnis zugleich.

    »Oh, Danny«, sagte er.
    »Du bist es.« Die Enttäuschung in seiner Stimme war unüberhörbar. Er kam dem Besucher entgegen, während er sich die schmutzigen Hände an einem Lappen abwischte.
    »Die alte Maschine klappert schon wieder. Ich schätze, mir bleibt nichts übrig, als in eine neue zu investieren. Oder eine gute gebrauchte. Du kennst nicht zufällig jemanden, der eine verkauft?«
    Danny sammelte auf seinen Reisen genau diese Brocken wertvoller Informationen, doch nun schüttelte er den Kopf. Hugh hatte die Frage in einem erzwungen beiläufigen Tonfall gestellt. Seine Augen suchten die Straße hinter Danny ab. Was auch immer ihm durch den Kopf ging, es war nicht der alte Wagen.
    Danny spürte erneut Übelkeit in sich aufsteigen. Er wusste nicht, was er Hugh Franklin sagen oder wie er anfangen sollte. Er dachte: Angenommen, jemand käme zu meinem Wohnwagen, um mir zu erzählen, dass Zilpah etwas zugestoßen ist oder einem der Kinder, wie würde ich darauf reagieren? Ich schätze, dies ist das letzte Mal, dass die Franklins uns auf ihrem Land lagern lassen. Hugh und ich, wir werden uns nie wieder in die Augen sehen können, ohne an diesen Moment denken zu müssen. Danny spürte große Traurigkeit in sich aufsteigen. Schließlich waren sie, Hugh und er, sozusagen gemeinsam aufgewachsen. Als Jugendlicher hatte er Hugh oft mitgenommen und ihm gezeigt, wie man Schlingen legte und wie man mit Hilfe der beiden Jagdhunde der Zigeunerfamilie Hasen jagte.
    »Deine Frau …«, sprudelte Danny hervor. Hugh zuckte zusammen und errötete.
    »Ist im Augenblick nicht hier, fürchte ich. Sie … sie ist eine Freundin besuchen gefahren und hat dort übernachtet. Sie kommt später nach Hause. Ich weiß nicht genau, wann.« Danny schüttelte den ergrauenden schwarzen Lockenkopf.
    »Ich hab sie gesehen.« Hugh trat eifrig einen Schritt vor.
    »Wo? Wann?« Dann, als er den Schmerz auf dem Gesicht des Zigeuners bemerkte, fügte er hinzu:
    »O Gott, Danny – was ist passiert? Hatte Sonia einen Unfall?« Dannys Augen waren unverwandt auf den Boden gerichtet. Er brachte es nicht über sich, den anderen Mann anzusehen.
    »Ich weiß nicht genau, was mit ihr passiert ist«, sagte er so fest, wie er konnte, doch seine Stimme klang rau.
    »Ich hab sie gefunden – unten, in der Nähe der Schienen. Sie lag im Gebüsch. Ich bin dorthin gegangen, um meine Schlingen zu kontrollieren.« Eine lange, schmerzliche Pause entstand. Schließlich sagte Hugh

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