In dunkler Tiefe sollst du ruhn: Mitchell & Markbys zwölfter Fall
tonlos:
»Zeig mir die Stelle.« Danny nickte und wandte sich zum Gehen, um Hugh den Weg zu zeigen.
Als Meredith an jenem Abend nach Hause kam, war George Biddock nirgendwo zu sehen. Allerdings hing ein Zettel am Gartentor. Auf dem Zettel standen drei Worte, die jedem Hotelgast auf der ganzen Welt vertraut sind: Bitte nicht stören.
Es war doch wohl nicht möglich, dass George irgendwo ein Nickerchen machte? Nein, dazu war es zu spät am Tag, und er war wahrscheinlich längst nach Hause gegangen. Merediths Blick fiel auf das Glänzen von nassem Zement. George hatte das Fundament für die Veranda und das Vordach gelegt, und er war noch weich. Was bedeutete, dass sie nicht zu ihrer Vordertür kam. Sie besaß einen Schlüssel für die Hintertür, doch ein weiteres Problem bestand darin, dorthin zu gelangen.
Weil ihr Haus am Ende der Reihe stand, hätte sie normalerweise an der Seite herumgehen können, wäre nicht die kleine Garage gewesen, die dies verhinderte. Die Garage besaß weder ein Fenster noch eine Tür in den Hof dahinter. Allerdings verlief am Rand des Grundstücks eine Gasse, und von dieser Gasse zweigte eine weitere ab, die entlang der Rückseite der Reihenhäuser verlief. Meredith setzte sich in Bewegung, ihre Aktentasche in der Hand. Sie marschierte durch die Gasse und kam schließlich bei der rückwärtigen Mauer ihres Hofs an. In die Mauer war ein massives Tor eingelassen, doch es war von der Innenseite mit Riegeln gesichert. Keine Chance, durch das Tor zu kommen. Meredith blieb nichts anderes übrig, als über die Mauer zu klettern.
Weiter unten in der Gasse hatte jemand vergessen, seine Mülltonne nach der letzten Leerung wieder in den Hof zu rollen. Das war wenigstens ein kleines bisschen Glück, und Meredith fand allmählich, dass sie Glück brauchen konnte. Sie zog die Mülltonne zu ihrer Mauer. Dann schlüpfte sie aus ihren Schuhen und quetschte sie einigermaßen mühsam in ihre Aktentasche.
Irgendwie gelang es ihr, noch immer mit der Tasche im Arm, auf die Mülltonne zu steigen. Der kurze, enge Rock erwies sich als Problem. Kurz genug, um die Blicke des Mannes im Zug auf sich zu ziehen, jedoch nicht kurz genug, um athletische Aktivitäten zu gestatten.
Meredith musste den Rock bis zu den Hüften hochschieben und betete, dass niemand sie beobachtete. Sie ließ die Aktentasche auf die andere Seite der Mauer fallen, wo sie auf dem Pflaster im Hof landete, was dem Leder nicht zu reparierende Schrammen und Kratzer einbrachte.
Dann zog sie sich selbst über die Mauer und sprang auf der anderen Seite herab. Das tat ihrem schicken Kostüm überhaupt nicht gut. In ihren Strumpfhosen waren zwei große Löcher. Sie nahm ihre Schuhe aus der Aktentasche, und als sie im Begriff stand, sie anzuziehen, rief jemand ihren Namen.
»Was um alles in der Welt machen Sie da, Meredith?«
Es war Doris Crouch, ihre Nachbarin. Ihr Kopf war auf unheimliche Weise über der Mauer zwischen den beiden Hinterhöfen aufgetaucht, als würde er dort auf der Krone liegen wie der Kopf einer Enthaupteten.
Doris war eher klein gewachsen und schien auf einer Kiste oder irgendetwas anderem zu stehen, damit sie über die Mauer blicken konnte. Ihr rundes, stupsnäsiges Gesicht mit der Haube aus stark gefestigter, grauer Dauerwelle darüber beobachtete Meredith mit Überraschung und Missbilligung in den Augen.
Meredith erklärte ihrer Nachbarin, in welcher misslichen Lage sie sich nach ihrer Rückkehr von der Arbeit wiedergefunden hatte und was der Grund für ihre Kletteraktivitäten gewesen war.
»Leistet gute Arbeit, unser George«, lautete Doris’ beinahe automatische Antwort, gefolgt von:
»Warum sind Sie nicht zu mir gekommen und haben geläutet, wenn Sie Hilfe brauchen? Barney wäre sicher über diese Mauer hier geklettert und hätte Ihr Hoftor von innen entriegelt.«
»Daran habe ich nicht gedacht«, gestand Meredith zerknirscht.
»Ihre Strümpfe haben jedenfalls gelitten«, beobachtete Mrs Crouch. Meredith schnitt eine beschwichtigende Grimasse, bevor sie zum Tor ging, die Riegel zurückschob und die Mülltonne an ihren alten Platz rollte. Endlich stand sie vor ihrer eigenen Hintertür und schloss auf, um das Haus durch die Küche zu betreten.
»Es ist deine eigene Schuld«, murmelte sie zu sich.
»Du hättest früher daran denken sollen.« Nein, war es nicht. Es war George Biddocks Schuld. Er hätte sagen müssen, dass der Zugang von der Vorderseite blockiert sein würde. Meredith schaltete den elektrischen
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