In einem leuchtend schoenen Land
geruchs-intensiv in unserem Bungalow aus, wurde Türen knallend mit einem „Igitt“ aus den Zimmern ausgesperrt. Andreas und die Kinder kosteten nicht ein Körnchen Reis, aßen Scampis und Soja und forderten mit sofortiger Wirkung und unwiederbringlich Kartoffeln und Nudeln als Beilage ein. Ich hatte mir aber nun mal vorgenommen, grundsätzlich alles zu kaufen, was landestypisch und auf der Insel angebaut wird. Konsequent wollte ich dem Vorsatz „Kauf sri-lankisch!“
folgen, wollte so der Wirtschaft des Landes auf die Sprünge helfen und kaufte mich unerbittlich durch alle Reissorten, kassierte einige „Hab ich nicht gesagt, ich mag keinen Reis!“ und wurde kurz vor der Verzweiflung doch noch fündig. Ich hatte eine neutrale Sorte gefunden, die beim Kochen nicht stank und mit Soße serviert sogar mit Nachschlag aufgetischt werden durfte.
Mein Verlangen nach Inseltypischem und hier Angebautem war mit Reis aber noch längst nicht erschöpft. Ich rätselte in Folge mehrfach über blind Eingekauftem, brachte dem konservativen Geschmack der Familie nicht nur mit rotem Reis das Naserümpfen bei. In kulinarischen Belangen musste ich noch viel lernen, erstand ein sri-lankisches Kochbuch mit Bildern, welches ich, immer noch sehr grün hinter den Ohren, zur lokalen Auslage am Markt mitnahm. Im Auto sitzend studierte ich vor dem Einkauf die Bilder, prägte mir Namen und Formen ein, bevor ich mich ins Geschehen wagte. Am Marktstand gab ich mich selbstsicher, erhoffte mir Preisvorteile, wenn ich nicht vom ersten Augenblick an als Greenhorn enttarnt werden konnte. Trotzdem oder deswegen vergriff ich mich mehrfach, kaufte formschöne und formlose Unbekannte und hoffte, sie mit Hilfe meines Buches zu entschlüsseln und in Essbares zu verwandeln. Einige dieser gewagten Einkäufe verliefen verheerend. Wie zum Beispiel der Griff daneben am Früchtestand, wo ich mich zu einer stacheligen, ein Kilo schweren Frucht überreden ließ, die meine Autofahrt heim im wahrsten Sinne des Wortes verdarb; eine Frucht namens Durian, die hierzulande als Delikatesse gehandelt wird.
Auch bekannt unter „Stinkfrucht“!
Grün im Gesicht verpackte ich die Delikatesse luftdicht und schenkte sie Jasinta, machte fortan einen großen Bogen um alles Stachelige. Andere Unbekannte wiederum rum funktionierte ich in der Küche zu Essbarem um, tischte auf und sah mich erwartungsvoll bei den Essenden um.
„Interessant“, seufzte die Belegschaft genervt. „Ein bisschen anders vielleicht!“ – und wollte Gewohntes zurück, hatte meine Experimente bald und endgültig satt.
Die konservativen Kinder waren es schließlich, die Sri-Lankisches bei uns einführten. Aus der Schule brachten sie Reste ihres Mittagessens, pflanzten jene zwischen mein europäisch Gekochtes und stifteten uns zum Kosten an. Dort entdeckte ich auch einen Salat mit Namen Gotukola, welchen ich als gesunde Beigabe sogleich klein geschnitten unter meine Salate mischte. Verkauft wurde er am Stil zusammengebunden und im Strauß. Sseine Blätter erinnerten an Klee, versprachen auch ohne vier Blätter Gesundheit und vegetarisches Glück in den Eingeweiden. Vegetarisch war ich auf der Insel überhaupt gut aufgehoben und erweiterte meine Gemüsebeilage entsprechend, denn der Buddhismus unterstützte traditionell die fleischlose Küche. Dem Buddhisten war es per Karma verboten, ein Lebewesen zu töten. Mit einem Anteil von siebzig Prozent Buddhisten zog sich dieser Respekt vor Lebendem bis in die Mahlzeiten. Ich kam aber nicht um ein Stirnrunzeln herum, als ich sehen musste, wie kreativ diese Philosophie teilweise umgesetzt wurde. Als ich mich vor meinem Hausbesitzer dafür interessierte, warum nicht wenige Buddhisten trotzdem Fleisch und Fisch aßen, erklärte er mir – offen erstaunt – dass der Buddhismus ja nur das Töten verbiete, vom Essen sei nirgendwo die Rede. Ich begriff, dass der Verzehr von Fleisch- und Fisch reine Auslegungssache und folglich erlaubt war, wenn der Essende dafür nicht selbst schlachtete.
Nicht alle von der Religion oder Philosophie vorgegebenen Regeln waren so strikt, dass sie zurechtgebogen werden mussten. Die im Norden und Osten angesiedelten Tamilen folgten vornehmlich dem Hinduismus, und wurden, ganz anders als die im Süden und Westen lebenden Singhalesen, nicht grundsätzlich zum Vegetarier gepredigt, durften nur ihre heilige Kuh nicht schlachten. Statt der Kuh molken und schlachteten die Tamilen Büffel und gewannen aus der Milch das Curd, ein
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