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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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Negombo.“
    Wenig später walzte ich ins Büro des Managers und geradewegs wieder heraus, weil der Manager heute, morgen und wahrscheinlich auch übermorgen in einer Schulung verbringen würde und für mich (very sorry) nicht zu sprechen sei. Ich solle doch beim Kundenservice … Wutschnaubend lief ich beim Kundenservice ein.
    „Sit!“, bat man mich, dazu war ich aber zu aufgeregt, rammte zwei Fäuste in meine Taille und tobte wie Rumpelstilzchen über unserer abgestellten Telefonverbindung. Ich gestikulierte und wurde furchtbar laut, war in Kürze von einer Schar Neugieriger umringt, die beobachteten, wie ich gerade sämtliche Möglichkeiten eines Gesichtsverlustes durchexerzierte und würdelos brüllte: „Ich mag nicht sitzen, ich mag endlich eine Gutschrift und ein Telefon, welches mir nicht am laufenden Band abgestellt wird, weil die Buchhaltungsabteilung in Colombo nicht fähig ist, einen von ihr fabrizierten Fehler zu beheben!“
    Der Kundenservice versprach mir, sich persönlich und umgehend um die Angelegenheit zu kümmern!
    Es wird an dieser Stelle niemanden überraschen, dass auch der persönliche Einsatz vom Kundenservice ohne Folgen blieb.
    Entkräftet stand ich vor der Wahl, entweder noch weitere unterhaltsame Tobsuchtsanfälle in der Öffentlichkeit auszutragen, oder mich in den „Way of Life“ der Sri-Lanker einzufügen und das versprochene Morgen nicht ganz so eng zu sehen.
    Ich entschied mich für Letzteres und war tatsächlich schon zwei Tage später wieder telefonisch erreichbar.
    Die Woche darauf wieder nicht.
    Dann wieder.
    Dann wieder nicht.
    Und so weiter!
    In der Zwischenzeit nutzte ich den Fortschritt und telefonierte mobil, erhielt nicht morgen, auch nicht übermorgen und schon gar nicht in Kürze, sondern sehr viel später die Gutschrift und bezahlte den korrigierten Betrag. Im Festnetz wurde ich auch wieder verlässlich eingerichtet und legte vorsichtshalber die Gutschrift als Beweisstück ab – falls die Telefongesellschaft die ihrige verlegte und das ganze schöne Spiel von vorne begann.
    Dazu gelernt hatte ich, dass all das die Aufregung nicht wert gewesen war!
    Ich hatte eine Lektion „Immer mit der Ruhe“ verabreicht bekommen und folgendes dazugelernt. Langsamkeit musste a) in einem tropisch-heiß-schwülen Land, in welchem Geschwindigkeit in Form von Schweiß augenblicklich aus den Poren schoss und b) in einem buddhistischen Land, in welchem der Augenblick gefeiert wurde, die Konsequenzen dieses Augenblicks unwichtig waren und mögliche Folgen niemals im Augenblick berücksichtigt wurden; ich schlussfolgerte also, dass die Langsamkeit in einem Land wie Sri Lanka erfunden worden sein musste. In srilankischer Atmosphäre setzte sich Eile umgehend in Aufregung um, hob damit einzig meinen Pulsschlag auf ein ungesundes Niveau an und bewirkte – gar nichts!
    Trotzdem konnte ich nicht aus meiner Haut, fuhr höchstens ab und aus ihr heraus. Und obwohl ich erkannt hatte, wie fehl am Platz Eile auf der Insel war, versuchte ich immer wieder die inselansässige Bürokratie eilig zu stimmen. Sehr eilig wurde es, als Bürokratisches Andreas den Zugriff auf sein sauer verdientes Geld verwehrte.
    Es begann mit einem Gerücht, welches wochenlang beharrlich durch die regierungskritischen Zeitungen gereicht wurde: Der Rentenfonds, in welchen auch Andreas monatlich einbezahlte, werde demnächst vom erlauchten Herrn Präsidenten für das Einrichten der nach ihm benannten Fluggesellschaft „Mihin Air“ geoder besser verbraucht.
    „Weißt du eigentlich“, fragte mich Andreas eines Morgens heiter und nahm einen großen Schluck vom frisch gepressten Fruchtsaft, „wie man ein kleines Vermögen erwirtschaften kann?“
    Wusste ich natürlich nicht, hatte in diesem Leben noch keine kleinen Vermögen erwirtschaftet.
    „Indem man ein großes Vermögen in eine Fluggesellschaft steckt!“
    Ich lachte gequält und stellte mir vor, wie der Präsident unser im Rentenfonds steckendes, kleines Vermögen in seiner neuen Fluggesellschaft verpulverte. Fortan saß ich Andreas im Genick, seinen Rentenanteil von dem sinkenden Schiff namens „Rentenfonds“ zu retten. Etwas, das mit dem nahenden Vertragsende möglich geworden war. Er hatte die Option, den angehäuften Rentenbetrag bis zum endgültigen Verlassen der Insel auf einem (dem Präsidenten offensichtlich zugänglichen) Konto Zinsen abwerfen zu lassen oder aber einzufordern.
    Da auch Andreas dem Präsidenten nicht traute, gab er meinem Drängen nach und

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