In einem leuchtend schoenen Land
tigerte missmutig viele Stunden von Amt zu Amt. Willig unterschrieb er hier und gab dort eine Passkopie ab, sprach vor und ließ sich belehren, steckte seinen Finger in ein Stempelkissen, drückte seinen Abdruck auf das relevante Papier und stellte sich für das nächste Amt in eine Reihe Wartende. Viele durchlaufene Warteschlangen und Schreibtische später spuckte der Beamtenapparat das notwendige Dokument aus, mit welchem er den bislang einbezahlten Betrag auf sein privates Konto überweisen lassen konnte.
Erleichtert gab Andreas den eroberten Papierkram zur Fondsauflösung bei einem Bankangestellten ab. Der Sachkundige wiegte mit dem Kopf und versprach, dass in Kürze das Geld auf Andreas' Konto im Plus auftauchen würde. Zufrieden überließ mein Mann den Transfer jener Fachkompetenz und wandte sich wieder den angenehmen Dingen des Lebens zu.
Zwei Wochen später war unser Kontostand noch nicht entsprechend angeglichen worden und Andreas fragte nach. Die Fachkompetenz wiegte mit dem Kopf und erklärte ihm, dass Sri Lankas Mühlen nicht in deutscher Geschwindigkeit mahlten und er sich bitte gedulden solle.
Drei Wochen später ging meine Geduld aus und ich wurde nervös.
Andreas hatte vier Wochen Geduld, schloss sich schließlich meiner Nervosität an und fragte telefonisch nach.
„Den Betrag musste ich zurückgehen lassen“, bereute das Ende der Leitung. „Not possible to transfer Rupies to Dollar account!“
Sri-lankische Rupien konnten nicht auf ein Dollarkonto überwiesen werden!
Mit diesem einen Satz hatte mich der Sachbearbeiter endgültig aus der mir so mühsam erarbeiteten, sri-lankischen Ruhe gebracht. Bildlich sah ich vor mir, wie sauer Erspartes direkt in die Taschen der Präsidenten-Fluggesellschaft floss. Unterdessen hatte sich diese Fluggesellschaft schon mehrfach in die Schlagzeilen manövriert und brillierte damit, dass sie schon großzügig Miese schrieb, bevor sie auch nur einen Cent verdient hatte.
In den letzten Schlagzeilen hatte ich gelesen, dass besagte Fluggesellschaft nach der Landung bar die Landegebühren an ihren Destinationen verrichten müsste, weil sie ihre Landegebühren in der Vergangenheit nicht beglichen hatte.
Um haaresbreite wäre ich in die nicht bewährte, kontraproduktive Wut ausgebrochen.
Was Andreas an meiner Stelle tat.
Noch immer am Telefon mit der Bank zitierte er der Fachkraft schnaubend den Abschnitt in die Sprechmuschel, in welchem schwarz auf weiß stand, dass die Rupien in diesem besonderen Fall auf das Dollarkonto transferiert werden dürften.
Höflich forderte der Bankmann ihn auf, doch bitte eine Kopie des eben zitierten Dokumentes an den Bearbeiter weiterzureichen. Erschöpft machte Andreas ihn darauf aufmerksam, dass er das doch schon vor Wochen getan habe, woraufhin der Bankmann schwor, ein solches Dokument noch nie gesehen zu haben.
Ich faxte ihm jenes, rief sicherheitshalber noch einmal an und ließ mir den Erhalt bestätigen.
„Yes!“, bestätigte er und ich konnte davon ausgehen, dass er zeitgleich mit dem Kopf wiegte, was aus Ja flugs ein Jein machte.
Dann hängte er ein.
Eine landesübliche Verabschiedung, an die ich mich nie gewöhnen würde. Für die mir vertraute Ankündigung vom Gesprächsende „Auf Wiedersehen“ oder „Bis später“ oder „Tschüss“ war in Sinhala kein Wort vorgesehen. Ständig wurde mir der Hörer ins Gespräch gelegt und stets war ich danach im Ungewissen, ob ich jetzt freundlich oder aber im Ärger verabschiedet worden war. In diesem Falle lag das Ende des Gespräches wohl eher auf der ärgerlichen Seite, denn mein „Immer mit der Ruhe“ war zu „Ich muss jetzt leider doch explodieren“ geworden. In meiner verbalen Explosion stellte ich klar, wie unqualifiziert ich diese Internationale Bank empfand und behauptete, dass Andreas seine Finanzen in Zukunft einer anderen Bank zukommen lassen würde.
Sechs Wochen später rief die Bank bei uns an: Die Sekretärin informierte Andreas, dass Rupien leider nicht auf ein Dollarkonto einbezahlt werden konnten.
Diesmal machten wir mit der Drohung ernst und Andreas wechselte die Bank.
Zwölf Wochen später wurde der Betrag – selbstredend erst nach einigen Nachfragen und Verwicklungen – auf einem nagelneuen Konto gutgeschrieben.
Lektion 1: Die Rechnung wurde, wenngleich spät, dann schließlich doch gutgeschrieben und der Rentenbetrag überwiesen!
Lektion 2: Ohne Aufregung hätte sowohl die Gutschrift, als auch die Überweisung genauso lange gedauert,
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