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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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dem Versehen nichts zu tun. Mein Unmut, rügte ich mich, gehört nicht hierher.Kaum hatte ich mich einigermaßen beruhigt, fiel mein Blick auf die Uhr und ich steuerte zurück in das eigens entfachte Höllenfeuer: Ich hatte über eine Stunde damit verbracht, die zweifellos falsch ausgestellte Rechnung zu reklamieren und war noch meilenweit von einer Lösung entfernt.
    „Und?“, fragte ich unbeherrscht und warf einen Blick auf den Bildschirm, welchen die Dame mit Nummern, Namen und Symbolen fütterte, jener eifrig flackerte und Seite um Seite aufschlug.
    „Sorry!“, sagte sie unverändert liebenswürdig und sah vom Bildschirm auf. „Sie müssen an unsere Hauptrechnungsstelle in Colombo. Ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen!“
    Colombo lag von uns aus neunzig schreckliche Auto-minuten entfernt!
    Genug, kochte ich, war genug!
    Ich verlangte nach dem Manager.
    Sofort!
    Die Dame schwebte durch die Glastür ins Nachbarzimmer, ich hinterher, starrte dort auf einen leeren Sessel und ließ mir sagen, dass der Sesselinhaber gerade Mittagspause habe.
    „Versuchen sie es doch morgen noch einmal“, flötete die Buchhaltungsabteilung und verließ eilig den Raum, bevor ich Dinge aussprechen konnte, die ich später mit Sicherheit bereuen würde.
    „Morgen“ hatte ich also nichts Besseres zu tun, als – in höchster Aufregung – unentspannt die Straßen nach Negombo abzurasen. Dem Fahrzeug besorgte ich einen Platz an der Sonne, hastete an der Bombenkontrolle vorbei in des Managers Glaspalast und schob die Rechnung in seine Kaffeepause hinein.
    „Sit!“, befahl Herr Fernando (seinen Namen hatte mir das Schild an der der Tür verraten: Lal Fernando)und wies auf den gegenüberliegenden Stuhl.
    Ich gehorchte und erklärte noch während ich mich setzte: „Wrong!“, deutete auf den horrenden Betrag, zog den Fingernagel augenblicklich wieder aus der Affäre, als ich die schwarzen Trauerränder darunter sah.
    „Too much!“, sagte ich und steckte mir die schwarz gewordenen Fingernägel unter mein Gesäß. Zu mehr Informationen als „falsch“ und „zuviel“ hatte ich keine Lust mehr. Gestern hatte ich mich leer beschwert und fand, dass mehr Erklärung als Auskunft nicht notwendig war. Und tatsächlich (Ein Manager ist schließlich kein Hampelmann!), Herr Fernando setzte eine Lesebrille auf und studierte die Monatsrechnung eingehend, schob sie an mich zurück und nahm einen Schluck Tee aus der Kaffeetasse.
    „Und nu?“, wollte ich wissen.
    „Kein Problem! Mit der Rechnung stimmt ganz offensichtlich etwas nicht“, schlürfte er. „Mögen Sie eine Tasse Tee?“
    „Nein danke, lieber eine Gutschrift!“
    „Die kann ich nicht ausstellen“, sagte er und rührte Zucker in das dampfende Getränk. „Dafür ist die Rechnungsstelle in Colombo zuständig.“
    Schon wieder platzte mein Kragen. Ich holte tief Luft und behauptete, dass ich die Telefongesellschaft wechseln würde, wenn dieses verrechnete Unglück nicht sofort und ohne Umschweife behoben würde. Und außerdem, holte ich aus, würde ich einige Kunden seiner Telefongesellschaft mit mir nehmen und … und … mehr Drohworte fielen mir leider nicht ein und erwartungsvoll starrte ich mein Gegenüber an. Dass es keine wirkliche Alternative zu seiner Gesellschaft gab, wusste nicht nur ich, sondern auch Herr Lal Fernando. Meine Drohungen waren plump und unglaubwürdig, denn die Alternativen hatte ich bereits ausprobiert und dort in Telefongesprächen mein eigenes Echo anhören müssen, während der Gesprächspartner verzerrte Texte durch die Leitung schickte. Die Srilankan Telekom hingegen verband mich qualitativ erträglich – auch wenn ich mich auf Kurzstreckentelefonaten anhörte, als lebte ich in Timbuktu – und war somit das Beste, was auf der Insel verfügbar war.
    Herr Fernando versprach mir, sich gleich morgen persönlich mit Colombo zusammenzusetzen und die Angelegenheit persönlich aus der Welt zu schaffen.
    Was ich damals noch nicht ahnte war, dass ein sri-lankischer Morgen beliebig nach hinten bis ins Nirwana geschoben werden konnte, denn – so schmunzelte ein Singhalese, nachdem ich ihm meinen Hürdenlauf geschildert hatte – Tomorrow never comes! Der Morgen kommt nie!
    In der kommenden Woche wurde uns das Telefon mit der Begründung abgestellt, wir hätten versäumt, jene astronomische Rechnung zu begleichen.
    „Im Falle weiterer Unstimmigkeiten“, flötete mir eine Frauenstimme ins Ohr, „wenden Sie sich doch bitte an die Kundenstelle in

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