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In einer anderen Welt (German Edition)

In einer anderen Welt (German Edition)

Titel: In einer anderen Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Walton
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bedeutete, dass der Weihnachtsmann da gewesen war und unsere Strümpfe darauf warteten, geöffnet zu werden. Ich öffnete einen Spalt zwischen den Flammen und der Stelle, wo der Tod sich mit dem Muster verband, und schleuderte Mor mitsamt dem Messer hindurch, und dann schloss ich den Spalt wieder, sank zu Boden und ließ die Flammen kleiner werden, bis ich wieder meine eigene Gestalt angenommen hatte.
    Ich brannte noch immer, war noch immer Feuer, aber ich wusste, wie ich aufhören, wie ich wieder zu Fleisch und Blut werden konnte, zu dem, was ich bin. Es wäre so leicht, das zu vergessen, sich von dieser Transformation verzehren zu lassen. Ich reckte mich meinem Körper entgegen, und damit kehrten auch die Schmerzen zurück. Ich war nicht einmal angesengt, aber mein Bein beschwerte sich, weil es so lange mein Gewicht hatte tragen müssen.
    Die Feen waren zurückgewichen, aber nicht allzu weit. Glorfindel sah mich wehmütig an, und der alte Mann wirkte ausgesprochen zornig. »Lebt wohl«, sagte ich und ging mehrere Schritte rückwärts den Hügel hinauf. Inzwischen war die Sonne untergegangen, und alles lag im Halbschatten. Die Feen schwanden dahin. Ich drehte mich langsam um.
    Und da war sie, natürlich, auf der Straße in der Dämmerung. Bestimmt hatte Tantchen Teg ihr erzählt, dass ich hier war, und wahrscheinlich war sie dem Aufruhr unter den Feen gefolgt, um mich zu finden.
    Sie hat sich überhaupt nicht verändert. Sie sieht wie eine Hexe aus. Sie hat langes, fettiges schwarzes Haar, dunkle Haut, eine Hakennase und einen Leberfleck auf der Wange. In einem Film über eine Hexe wäre sie die Traumbesetzung. Andererseits sind die Schwestern auch Hexen, dabei sind sie makellos blond und stammen eindeutig aus der englischen Provinz. Die Kleider, die sie trug, waren typisch für sie – also jedes dritte Kleidungsstück, das ihr in ihrem Kleiderschrank in die Hände gefallen war. Auf diese Weise fand sie die Sachen, die am meisten magisch aufgeladen waren, so glaubte sie jedenfalls. Allerdings fand sie so auch lauter Sachen, die nicht zusammenpassten und für die jeweilige Jahreszeit denkbar ungeeignet waren, in diesem Fall ein riesiger Patchwork-Strickpullover und ein langer, dünner schwarzer Rock.
    »Mama«, sagte ich, kaum mehr als ein Flüstern. Ich hatte entsetzliche Angst, weit mehr als vor den Feen und dem Messer. Vor ihr hatte ich schon immer Angst gehabt.
    »Du warst mir schon immer am ähnlichsten«, sagte sie im Plauderton.
    »Nein«, erwiderte ich, aber meine Stimme überschlug sich und war fast nicht zu hören.
    »Was könnten wir gemeinsam nicht alles erreichen! Ich könnte dir so viel beibringen!«
    Ich weiß noch, wie Mor und ich sie einmal schikaniert haben, als sie dem Wahnsinn am nächsten war. Damals müssen wir zehn oder elf gewesen sein. Sie hatte mich die Treppe vor dem Eingang hinuntergestoßen, weil sie mich in den Laden geschickt hatte, um Zigaretten zu holen, und ich war mit leeren Händen zurückgekehrt, weil sie mir dort keine verkaufen wollten. Ich blutete, und Mor half mir auf, und da sahen wir einen großen schwarzen Vogel langsam über das Friedhofstor hinwegflattern – wahrscheinlich eine Krähe, aber in dem Alter waren das alles Raben für uns. Auf Walisisch ist das sowieso dasselbe Wort. »Einst, um eine Mitternacht gräulich«, fing Mor an, und ich stimmte mit ein, und sie, Liz, meine Mutter, zog sich ins Haus zurück und dann in ihr Zimmer, während wir Poes kompletten Raben rezitierten.
    Ich hatte das Muster gesehen, aus dem die Welt bestand. Ich hatte Mor geholfen, an den Ort zu gelangen, wohin die Menschen nach dem Tod gehen sollen. Ich war Feuer gewesen. Meine Mutter war eine jämmerliche Patchwork-Hexe, die in ihrem Leben so oft mit Magie herumgepfuscht hatte, dass sie ihre ganze Integrität verloren hatte und nichts mehr war außer geballtem Hass, der sich selbst verzehrte. Mithilfe der Feen hatten wir schon ihre Macht beschnitten.
    »Ich habe dir nichts zu sagen«, rief ich mit lauter Stimme und machte einen Schritt auf sie zu.
    Dann hinkte ich weiter, wobei mein Bein ziemlich wehtat, aber ich schenkte dem keine Beachtung, und ihr ebenso wenig. Mir entging nicht, dass sie Magie wirkte, etwas, das gegen mich gerichtet war, aber meine Schutzzauber, die ich in der Schule gewirkt hatte, hielten stand, und ihr Angriff versickerte harmlos im Boden, so wie der Schmerz bei der Akupunktur.
    Ich stapfte weiter, an ihr vorbei. Sie streckte die Hand aus und packte mich. Ihre Finger

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