In einer anderen Welt (German Edition)
Glorfindel. »Gemeinsam. Eins.«
»Nein!« Ich wich vor dem Messer zurück, in Zeitlupentempo natürlich, denn es war auch mein Stock, und ohne ihn konnte ich mich nur langsam bewegen. Mor hob es auf und hielt es mir hin.
»Jenseits des Sterbens«, sagte der alte Mann. »Gemeinsam leben, werden, zusammenfügen. Eins. Heilen. Kraft, erlangen, beeinflussen, immer sicher, immer stark, gemeinsam.«
»Nein«, sagte ich, leiser dieses Mal. »Hört doch, das will ich nicht. Letzten Winter vielleicht, direkt nachdem es passiert ist, aber jetzt nicht mehr. Mor weiß das. Glorfindel weiß das. Ich habe das alles hinter mir gelassen. Seither ist viel geschehen. Ich habe mich verändert. Ihr seht mich vielleicht als Hälfte eines zerbrochenen Paars, und für euch ist der Tod vielleicht eine Möglichkeit, klar Schiff zu machen und mehr Macht zu erlangen, um die reale Welt zu berühren, aber so sehe ich das nicht. Jetzt nicht mehr. Ich habe mich anderen Dingen zugewandt.«
»Du tust, was du tust«, sagte er, und dieses Mal fand ich diese Äußerung weit weniger beruhigend. »Helfen. Zusammenfügen. Handeln.«
Mor hielt mir das Messer hin, und zwar mit der Klinge zuerst. Um mich herum wimmelte es nur so von Feen, handfesten, greifbaren Feen, die mich auf das Messer zuschoben. Das Messer war wirklich vorhanden, das wusste ich. Ich stützte mich seit Wochen darauf, hatte eine besondere magische Verbindung zu ihm aufgebaut und das Messer zu mir.
»Nein, das will ich nicht«, beharrte ich. »Ein wenig Blut und Magie, um Mor zu helfen, um euch zu helfen, wenn es euch denn hilft, ja, dem habe ich zugestimmt, aber nicht dem Tod.«
Was würde Wim denken? Noch schlimmer, was würde Tantchen Teg denken, die keine Ahnung hatte, das es Feen gab, und die glauben würde, ich wäre hier hochgegangen, ohne ein Wort zu sagen, und hätte mich umgebracht? Und Daniel? »Ich kann nicht«, sagte ich.
Ich versuchte zurückzuweichen, aber sie schmiegten sich an mich, stießen mich nach vorn, auf das Messer zu.
»Nein«, sagte ich noch einmal, lauter dieses Mal. Sie hatten mich umstellt, und das Messer kam mir immer näher, und das Messer wollte Blut, mein Leben, es wollte mich dazu verführen, eine Fee zu sein. Wenn ich eine Fee wäre, könnte ich das magische Muster immer sehen. Es gäbe keine Schmerzen mehr, keine Tränen. Ich würde begreifen, wie Magie funktioniert. Und ich wäre mit Mor zusammen, ich wäre eins mit Mor. Aber das waren wir nie gewesen. Ich trat einen Schritt zurück und sagte so ruhig wie möglich: »Nein. Ich möchte keine Fee sein. Ich möchte nicht eins mit ihr sein. Ich möchte leben, ein Individuum sein. Ich möchte in der Welt erwachsen werden.« Die Gelassenheit half, aus dem gleichen Grund, aus dem die Litanei gegen die Furcht hilft – Furcht ist etwas, dessen sich die Magie bedient. Und sie von ganzem Herzen zurückzuweisen, half noch mehr, denn die Magie versuchte auch, an den Teil von mir heranzukommen, der eine Fee werden wollte, der schon immer eine Fee hatte sein wollen.
Vor mir befanden sich Mor und das Messer, hinter mir der Teich. Überall um mich herum die Feen. Ich streckte die Hand nach dem Messer aus. Was auch immer es sonst noch sein mochte, es war aus Holz, und Holz brennt für sein Leben gern – Flammen sind das Muster, das dem Holz eingebrannt ist, das potenzielle Feuer, das Sonnenfeuer. Die Sonne ging bereits unter, aber das Holz fing trotzdem Feuer, und ich war Feuer, ich war eine Flamme, die für einen Augenblick auf meine Gestalt beschränkt war, und dann war ich eine riesige Flamme. Das Land hier war mit dem Feuer vertraut. Hier hatte das Höllenfeuer gebrannt, hier war die Kohle aus den Minen verarbeitet worden, hier hatte sie ihr Gift und ihren Rauch abgegeben. Kohle wollte brennen, war mit dem Feuer noch vertrauter als Holz. Die Feen flohen vor mir, alle außer Mor, die das brennende Messer umklammert hielt und dadurch mit mir verbunden war. Wir waren zwei riesige Spiegelgestalten aus Feuer.
Ich hatte kein Eichenlaub, und wir befanden uns auch nicht in der Nähe des Todesportals, aber ich war Feuer und sie war Feuer, und ich hatte das Muster und ich liebte sie. Sie war nicht ich, aber sie war in meinem Herzen, und das würde sie auch immer sein. »Gut festhalten, Mor«, sagte ich, und obwohl sie Feuer war, lächelte sie ihr wirkliches Lächeln, das Lächeln, das sie immer am Weihnachtsmorgen gelächelt hatte, als Oma noch lebte und wir aufwachten und die Ballons in der Diele hingen, was
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