In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
Renfrewshire war für das große Gebiet im Anschluss zuständig und erstreckte sich vom Flughafen bis zur Küste.
»Das beantwortet meine Frage nicht. Warum wir? Warum sollte die K-Division nicht ermitteln? Warum wurde er nicht in Paisley aufgehängt?«, fragte Anderson. »Emily war deren Fall, nicht unserer.«
»Vielleicht ist es nicht für uns gedacht. Vielleicht für Emily«, wandte Costello ein.
»Für Emily?«, wiederholte Quinn.
Costello zuckte mit den Schultern. »Nun, die Leiche hatte ein Schildchen um wie ein Geschenk …« Sie unterbrach sich. Ihr Finger blieb auf der Karte liegen. »Wo wohnt Emily heute?«
Quinn stand auf und zeigte auf die Kelvin Avenue. »Dort.« Ihr Fingernagel berührte Costellos.
»Das ist viel zu nah, um ein Zufall zu sein.«
Costello beugte sich auf dem Beifahrersitz von Brownes altem Volvo vor und beobachtete die Nebelwarnzeichen, die vorbeihuschten. »Genau, jetzt sind wir auf der M8. Bleiben Sie auf der mittleren Fahrbahn, es ist zu neblig für Heldentaten. Hat der Wagen eine Heizung?«
»Ja.«
»Funktioniert sie?«
»Nein.«
Costello lächelte. »Sie werden es noch weit bei der Kriminalpolizei bringen.«
»Danke, dass Sie mich mitgenommen haben«, sagte Browne.
»Bedanken sollten Sie sich erst, wenn wir wieder im Warmen sind. Dieser Nebel ist unglaublich!«, sagte Costello. »Und ich kann mir etwas Besseres vorstellen, als durch gefrierenden Nebel zu einer Familie wie den Whytes zu fahren.«
»So schlimm?«
»Schlimmer geht’s nicht.«
»Warum haben Sie es dann getan?«, fragte Browne. »Die Aufgaben getauscht, meine ich. Sie hätten es doch mit DI Anderson machen können.«
»Wir brauchen jemanden, der Whytes Identität bestätigt, einfach jemanden, der sich die Narben ansieht und vielleicht auch das Gesicht … wenn derjenige einen kräftigen Magen hat«, sagte Costello und ignorierte Brownes eigentliche Frage. Sie sah auf die Uhr. »Es ist gerade erst halb neun, und die Sache könnte einige Zeit dauern. Ist es für Ihren Mann in Ordnung, wenn Sie zu dieser Zeit noch unterwegs sind?«
Browne schaltete den Blinker ein und ließ das Lenkrad durch ihre behandschuhten Finger gleiten, während der alte Volvo auf der Nebenstraße wieder geradeaus fuhr. »Ich bin Witwe«, sagte sie ein wenig zu beiläufig.
Eine Minute lang dachte Costello, sie habe falsch gehört. »In Ihrem Alter? Das ist hart.«
»Ich bin sechsunddreißig, und solche Dinge geschehen in jedem Alter. Man denkt nur einfach, es würde einen selbst nie erwischen.« Browne schaute in den Rückspiegel und putzte ihn mit dem Ende ihres Schals ab, ehe sie den Blick wieder auf die Straße richtete. Dann lächelte sie milde. »Zumindest haben Sie nicht gesagt: Mein Beileid. Sie können sich nicht vorstellen, wie lästig das manchmal ist.«
»Vorstellen kann ich es mir schon«, meinte Costello, die es sich eigentlich nicht vorstellen konnte. Sie schob sich in ihrem Sitz nach vorn und wischte die Windschutzscheibe ab, konnte jedoch auch danach nicht besser sehen. Ich bin Witwe. Ihr fiel auf, dass Browne von sich aus nicht mehr darüber erzählt hatte. »Ich dachte, Sie hätten Kinder.«
»Ja, zwei. Sie sind dreizehn und elf. Meine Tochter ist ungefähr im gleichen Alter wie Colins Claire.«
»Dann haben Sie ja etwas gemeinsam.« Costello ließ die Bemerkung zwischen ihnen in der Luft hängen.
Browne rutschte in ihrem Sitz hin und her, da ihr plötzlich unbehaglich zumute war. »O Gott! Sie haben es bemerkt. Bitte verraten Sie es ihm nicht.«
Costello schnaubte. »Warum sollte ich? Er ist schon so eingebildet genug, da werde ich ihm nicht noch auf die Nase binden, dass eine Kollegin scharf auf ihn ist. Aber es ist auch so offensichtlich genug. Und als Polizeibeamtin, die gelernt hat, Menschen zu beobachten, fällt es mir schwer, es nicht zu bemerken.«
»Ach, da ist gar nichts, wissen Sie«, meinte Browne erschrocken.
»Mir ist es gleichgültig, selbst wenn.«
»Er war eine Weile bei uns in Partick Central. Ich meine, ich habe ihn nicht angesprochen oder so, aber, na ja, er ist mir aufgefallen. Er scheint nett zu sein.«
»So kann man es auch nennen.« Costello lächelte versonnen und stellte sich vor, wie Browne Colin anstarrte und aus der Ferne verehrte. »Aber Sie wissen doch, dass er in jeder freien Minute auf seine Kinder aufpasst. Sie müssten schon ein Vermögen bezahlen, damit die beiden ins Kino gehen, wenn Sie mal einen freien Platz in seinem Bett ergattern wollen.«
»Oh, warum nicht?«,
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