In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
Identifizierung einer Leiche brauchen, also benehmen wir uns so nett und mitfühlend, wie Bullen bei einer so schwierigen Anfrage sein können. Aber unter Umständen müssen wir schnell reagieren.«
»Das klingt so, als wollten Sie das Reden übernehmen, und ich nicke nur.«
»So in etwa.« Costello drehte das Fenster nach unten, und ihr Atem bildete im Nebel ein Wölkchen. Sie blickte die Straße rauf und runter, konnte allerdings nicht weit sehen. Überall standen Wagen. »Entweder betreibt hier jemand einen Gebrauchtwagenhandel von seinem Haus aus, oder die feiern eine Party.«
»An einem Dienstagabend?«, fragte Browne. »Sicherlich würden wir selbst bei diesem Nebel etwas hören.«
»Fahren Sie noch ein Stück weiter«, sagte Costello.
»Ich dachte, Erskine wäre eine feine Gegend«, meinte Browne und startete den Motor wieder.
»Zum Teil, aber in diesem Teil gerade nicht.«
»Diese Straße ist eine Sackgasse.« Der Wagen blieb stehen, und Browne kuppelte aus, ließ den Motor jedoch laufen.
»Wir müssen wenden und zurückfahren. Ich glaube, das Haus mit den vielen Autos war das richtige.«
Sie wendeten und fuhren im Schleichtempo die Straße entlang, die durch die an beiden Seiten abgestellten Wagen eng war.
»Soll ich dort einparken?«
Costello schwieg, während Browne versuchte, sich in eine Lücke zu quetschen, die um einiges zu klein war, und zuckte zusammen, als das Vorderrad auf den Bordstein krachte und knirschte. »Interessante Interpretation des Wortes ›einparken‹.«
Browne stieg aus und sah sich die Sache an. »Soll ich es noch mal versuchen?«
Costello stieg ebenfalls aus und betrachtete die Lage: Das Vorderrad stand halb auf dem Bordstein, das Heck ragte auf die Straße. »Da kann man noch vorbeifahren. Aber Sie sollten vielleicht die Warnblinker anmachen. Kommen Sie.«
Sie überquerten die Straße. Der Bürgersteig auf der anderen Seite war nur halb von den Straßenlaternen erhellt, die vom Nebel zu einem trüben Orange gedämpft wurden. Ihre Absätze hallten hohl vom Beton zu den Mauern der Reihenhäuser hinüber, während sie nach Nummer 22 suchten. Costello fiel auf, dass Browne ein wenig zurückblieb. »Nervös?«
»Ja«, antwortete Browne ehrlich.
»Na ja, die werden sich auf jeden Fall feindselig benehmen. Aber gleichgültig, was passiert, bleiben Sie höflich. Sie haben doch Erfahrung mit Trauerbegleitung – versuchen Sie es damit, wenn es sonst nicht vorangeht.«
Am Ende der Häuserreihe gab es eine Lücke, und Costello schaute hinüber zum Fluss. Der Nebel war dicht und hing in Wirbeln über dem Wasser wie ein riesiges Tier.
»Sehen Sie sich das mal an!«
»Unheimlich«, meinte Browne und stieß mit Costello zusammen. »Bleibt der Nebel so, wenn er landeinwärts zieht?«
»Heben Sie sich diese Frage für DI Anderson auf, der Klugscheißer hat einen Abschluss in irgendetwas.«
Browne kniff die Augen zusammen. »Wie weit sind wir vom Barochan Moss entfernt? Vom Albatros?«
»Nicht weit, aber es ist ein Stück flussabwärts. Und weiter landeinwärts.«
»Ich dachte, ich könnte vielleicht an meinem freien Tag mit den Kindern hinfahren.«
»Jetzt sitzen Sie an einem Mordfall, also haben Sie keinen freien Tag. Und bei diesem Nebel sieht man ohne Radar sowieso nichts von Ally.«
»Wie soll man einen Vogel mit drei Metern Spannweite übersehen?«
»Der Königliche Vogelschutzbund hat Leute im Barochan Moss, die ihn beschützen, und warum, liegt ja auf der Hand. Man braucht nur einen einzigen Idioten mit einem Luftgewehr.«
Brownes Schritte veränderten sich, wirkten plötzlich entschlossener. »Ist es hier? Findglass 22?«
Costello ging den Pfad hoch, blieb stehen und überprüfte die Hausnummer.
Browne folgte ihr. »Diese Wagen könnten bei jedem von diesen Häusern geparkt sein, aber in den Fenstern auf beiden Seiten brennt kein Licht. Und ich höre Stimmen.«
»Ja«, stimmte Costello zu. »Viele Stimmen. Aber keine Musik.«
»Eine Versammlung von Abstinenzlern?«
»Höchst unwahrscheinlich hier in der Gegend. Kommen Sie. Halten Sie den Ausweis bereit.«
Als Costello auf die Klingel drückte, wurden ihre Ohren unvermittelt von einer verunglückten Version der Ballade The Sash gequält. Sie stellte sich den Sänger vor – einen betrunkenen Skinhead mit Flecken von Erbrochenem auf dem Rangers-T-Shirt und einer Dose Bier auf dem behaarten Bauch. Sie rüttelte am Türknauf.
Es dauerte eine Weile, bis die Tür aufging. Ein fetter Mann mit rotem Gesicht,
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