In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
seufzte Browne und streichelte ein paarmal über das Lenkrad. Einen oder zwei Augenblicke konzentrierte sie sich beinahe ernst aufs Fahren. Dann fragte sie: »Wissen Sie denn, wie es bei ihm aussieht? Mit seiner Frau? Es gab ein paar Gerüchte in Partick Central.«
Costello antwortete zurückhaltend. »Vielleicht lässt er sich am Ende von Brenda scheiden, aber er wird immer zu seinen Kindern halten.«
Browne forschte nicht weiter nach.
Costello wechselte das Thema. »Sie waren noch nie bei der Mordkommission, oder?«
»Nein.«
»Warum also jetzt? Eine harte Entscheidung, wenn man Alleinerziehende mit zwei Kindern ist, würde ich meinen.«
»Ich bin Cop geworden, weil ich etwas tun wollte. Ich wollte keine Krankenschwester mehr sein und brauchte Abwechslung. Meine Schwester und meine Mutter haben mir Hilfe mit den Kindern angeboten, wahrscheinlich nur, damit ich mir beweisen konnte, dass ich den falschen Weg einschlage. Aber sie sind wirklich großartig. Und ich glaube, ich bin eine bessere Mutter, wenn ich auch ein Leben außerhalb der Familie habe.« Eine gewisse Verbitterung schwang in ihrer Stimme mit.
»Bestimmt haben Sie recht, aber jetzt sind Sie bei der Mordkommission gelandet. Und es ist wichtig für das Team, dass Sie da sind , wenn man Sie braucht. Willkommen bei den 18-Stunden-Schichten.«
»Früher habe ich mich bei Schichtwechsel immer einfach ausgestempelt.«
»Jetzt nicht mehr. Jetzt bleiben Sie, bis die Arbeit erledigt ist. Sie sollten hier vielleicht abbiegen, oben am Kreisverkehr. In welcher Abteilung haben Sie als Krankenschwester gearbeitet?«
»In der Psychiatrie.«
»Das passt ja gut zu unserem Dezernat«, meinte Costello, drehte sich um und sah nach hinten auf die Straße. »Sie können in den Kreisverkehr reinfahren.«
Browne blinkte und fuhr langsam in den Kreisverkehr, wobei sie kaum fünfzig Stundenkilometer schnell war. Als sie die Erskine Road erreichten, gab sie ein wenig Gas. »Ich kann mich an einen anderen Fall wie Emilys erinnern, eine wirklich entsetzliche Vergewaltigung.«
»Alle Vergewaltigungen sind entsetzlich.« Costello versuchte, den Nebel von der Scheibe zu wischen, doch der war draußen. »Emilys war schrecklich. Gott, das Wetter wird immer schlimmer; diese Felder liegen ziemlich niedrig, und wir sind nahe am Fluss. Guter Gott! Man sieht nicht einmal die Erskine-Brücke!«
»Am Wasser ist der Nebel immer schlimmer.« Browne fuhr wieder langsamer.
»Also, was für ein anderer Fall war das? War das erst kürzlich?«
»Nein, ist schon Jahre her, als ich noch in Dundee Krankenschwester war. Ich war im Ninewells Hospital auf der Psychiatrischen. Wir hatten einen akuten Fall. Mit Antidepressiva und Beruhigungsmitteln konnten wir ihre Stimmung nicht stabil halten, und sie war selbstmordgefährdet. Sie hatte Angst vor der Dunkelheit, und ich erinnere mich an ihre Albträume – sie fürchtete sich davor, erschossen zu werden. Mir ist es so kalt über den Rücken gelaufen, als ich ihre Krankenakte gelesen habe; nur wenige Worte, aber so ein schweres psychisches Trauma. Sie hatte eine Kopfverletzung oder eine Mundverletzung, etwas in der Art, und ich bin sicher, dass bei ihrer Vergewaltigung eine Schusswaffe zum Einsatz kam. Es gab das Gerücht, dass sie nicht das einzige Opfer war. Sicherlich hatte ihr die Polizei viel Aufmerksamkeit gewidmet, was ihrem Zustand nicht sehr zuträglich war. Dann hat es bei mir geklingelt, als ich von Emily Corbetts Fall gehört habe, mehr nicht.« Browne sprach leiser weiter. »Mir gefällt es, wie DI Anderson über Emily redet, so als würde es ihm wirklich etwas ausmachen.«
»Macht es. Uns allen«, sagte Costello. Sie zog ihren Sicherheitsgurt stramm und zitterte. Diesmal waren es nicht die Kälte oder der Nebel, die ihre Gänsehaut auslösten.
Als sie schließlich im endlosen Labyrinth enger Straßen von Erskine nach Findglass 22 suchten, erwischte sich Costello dabei, wie sie durch die Windschutzscheibe spähte und nach einem kleinen Reihenhaus im Nebel Ausschau hielt. »Wir müssen vorsichtig vorgehen. Die Whytes stehen nicht besonders auf die Jungs in Blau. Sie sind ein bisschen grob und ein bisschen schwierig.«
Browne flüsterte fast. »Schwierig genug, um ihrem Vergewaltigersohn einen falschen Pass zu besorgen und ihn außer Landes zu bringen?«
»Die Whytes würden vermutlich mit Freuden gestehen, Einbrecher und Autodiebe zu sein, aber keine Vergewaltiger. Wie auch immer, denken Sie daran, dass wir nur die
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