Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
»Diesmal stecke ich richtig in der Klemme.«
    »Ich weiß«, sagte Mr. Gaunt mit seiner beruhigenden Stimme.
    »Mir war, als wäre ich hier am richtigen Ort. Ich weiß nicht – ich träume immer wieder von Ihnen. Ich – ich habe nicht gewußt, an wen ich mich sonst wenden soll.«
    »Sie sind am richtigen Ort, Hugh.«
    »Er hat meine Reifen zerschnitten«, flüsterte Hugh. »Beaufort, das Schwein, dem der Mellow Tiger gehört. Er hat einen Zettel hinterlassen. >Du weißt, was dir beim nächsten Mal blüht, Hubert<, stand darauf. Ich weiß, was das heißen soll. Darauf können Sie Gift nehmen.« Eine von Hughs schmutzigen, großen Händen streichelte das räudige Fell, und auf seinem Gesicht breitete sich ein Ausdruck der Bewunderung aus, der albern gewirkt hätte, wenn er nicht so offensichtlich echt gewesen wäre. »Er will meinen schönen Fuchsschwanz.«
    »Vielleicht sollten Sie sich um ihn kümmern«, schlug Mr. Gaunt nachdenklich vor, »bevor er sich um Sie krümmern kann. Ich weiß, das hört sich ein bißchen – nun ja, extrem an, aber wenn man bedenkt...«
    »Ja! Ja! Genau das habe ich vor!«
    »Ich glaube, ich habe genau das Richtige für Sie«, sagte Mr. Gaunt. Er bückte sich, und als er sich wieder aufrichtete, hielt er eine automatische Pistole in der Hand. Er schob sie über die Deckplatte der Vitrine. »Voll geladen.«
    Hugh ergriff sie, und als er das solide Gewicht der Waffe in seiner Hand fühlte, verflog seine Verwirrung wie Rauch. Er roch Waffenöl, schwach und duftend.
    »Ich – ich habe meine Brieftasche nicht bei mir«, sagte er.
    »Oh, deshalb brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen«, erklärte ihm Mr. Gaunt. »Bei Needful Things sind die Dinge, die zum Verkauf stehen, versichert.« Plötzlich verhärtete sich sein Gesicht. Seine Lippen wichen von den Zähnen zurück, und seine Augen funkelten. »Erledigen Sie ihn!« rief er mit leiser, rauher Stimme. »Erledigen Sie den Bastard, der zerstören will, was Ihnen gehört! Erledigen Sie ihn, Hugh! Schützen Sie sich! Schützen Sie Ihr Eigentum!«
    Hugh grinste plötzlich. »Danke, Mr. Gaunt. Vielen Dank!«
    »Gern geschehen«, sagte Mr. Gaunt, wieder in seinem normalen Tonfall, aber das silberne Glöckchen bimmelte bereits, als Hugh den Laden verließ und im Hinausgehen die Automatik in den herabgesackten Taillenbund seiner Hose steckte.
    »Erledige ihn, Hugh«, sagte Mr. Gaunt leise. Aus seinen Ohren und seinem Haar stiegen dünne Rauchschwaden auf; dickere Schwaden kamen aus seinen Nasenlöchern und quollen zwischen den kantigen weißen Grabsteinen seiner Zähne hervor. »Erledige alle, die du erwischen kannst. Viel Spaß, Mann.«
    Mr. Gaunt warf den Kopf zurück und begann zu lachen.

8
     
    John LaPointe eilte auf die Seitentür des Sheriffbüros zu, die auf den Parkplatz der Stadtverwaltung hinausführte. Er war erregt. Bewaffnet und gefährlich. Es kam nicht oft vor, daß man aufgefordert wurde, bei der Verhaftung eines bewaffneten und gefährlichen Tatverdächtigen zu helfen. Jedenfalls nicht in einem verschlafenen Nest wie Castle Rock. Er hatte seine verschwundene Brieftasche völlig vergessen (jedenfalls fürs erste), und der Gedanke an Sally Ratcliffe lag ihm noch viel ferner.
    Er erreichte die Tür genau in dem Augenblick, in dem jemand sie von der anderen Seite her öffnete. Ganz plötzlich sah sich John den zwei Zentnern des wütenden Sportlehrers gegenüber.
    »Genau der Mann, den ich sehen wollte», sagte Lester Pratt mit seiner neuen sanften und seidigen Stimme. Er hielt eine schwarze Lederbrieftasche hoch. »Hast du etwas verloren, du dreckiger, gottloser Hurensohn?«
    John hatte nicht die geringste Ahnung, was Lester Pratt hier tat oder wo er seine verschwundene Brieftasche gefunden haben konnte. Er wußte nur, daß er Anweisung hatte, Clut zu unterstützen, und daß er sofort losfahren mußte.
    »Was immer Sie wollen – wir reden später darüber, Lester«, sagte John und griff nach seiner Brieftasche. Als Lester sie zuerst seiner Reichweite entzog und John dann damit hart ins Gesicht schlug, war John mehr verblüfft als wütend.
    »Oh, ich will nicht reden«, sagte Lester mit seiner neuen sanften und seidigen Stimme. »Damit werde ich meine Zeit nicht verschwenden.« Er ließ die Brieftasche fallen, packte John bei den Schultern, hob ihn hoch und schleuderte ihn zurück ins Sheriffbüro. Deputy LaPointe flog zwei Meter weit durch die Luft und landete auf Norris Ridgewicks Schreibtisch. Sein Hintern glitt darüber

Weitere Kostenlose Bücher