In einer kleinen Stad
einer von George T. Nelsons eigenen Waffen zu erledigen, lag für Frank eine Art poetischer Gerechtigkeit. Wenn er den Waffenschrank nicht aufschließen oder aufbrechen konnte, würde er sich mit einem der Fleischmesser seines alten Partykumpels ausrüsten und den Job damit erledigen. Er würde sich hinter die Haustür stellen, und wenn George T. Nelson hereinkam, würde er ihm entweder den verdammten Kopf abschießen oder ihn bei den Haaren packen und ihm die verdammte Kehle durchschneiden. Das Gewehr würde vermutlich die sicherere Waffe sein, aber je mehr Frank über das heiße Blut nachdachte, das aus George T. Nelsons aufgeschlitzter Kehle herausspritzte und sich über seine Hände ergoß, desto angemessener erschien es ihm. Et tu, Georgie. Et tu, du erpresserischer Bastard.
In diesem Moment wurden seine Erwägungen durch George T. Nelsons Wellensittich gestört, Tammy Faye, der sich den hoffnungslosesten Augenblick seines kleinen Vogellebens dazu ausgesucht hatte, ein vergnügtes Gezwitscher von sich zu geben. Frank hörte es, und auf seinem Gesicht erschien ein besonders unfreundliches Lächeln. Warum habe ich nicht gleich an den verdammten Vogel gedacht? fragte er sich und ging in die Küche.
Nach einigem Suchen fand er die Schublade mit den scharfen Messern und verbrachte die nächsten fünfzehn Minuten damit, mit einem davon zwischen den Stangen von Tammy Fayes Käfig herumzustochern und den kleinen Vogel in hektische Panik zu versetzen, bis ihn das Spiel langweilte und er ihn erstach. Dann ging er nach unten, um zu sehen, was sich mit dem Waffenschrank anfangen ließ. Wie sich herausstellte, war das Schloß kein Problem, und als Frank wieder die Treppe zum Obergeschoß emporstieg, stimmte er ein nicht der Jahreszeit entsprechendes, aber dennoch fröhliches Lied an:
Ohh... you better notfight, you better not cry,
You better not pout, I’m telling you why,
Santa Claus is coming to town!
He sees you when you’re sleeping!
He knows you when you’re awake!
He knows if you’ve been bad or good,
So you better be good for goodness’ sake!
Frank, der es nie versäumt hatte, sich jeden Samstagabend mit seiner eigenen geliebten Mutter Lawrence Welk anzuschauen, sang die letzte Zeile in einem tiefen Larry Hooper-Bass. Himmel, er fühlte sich großartig. Wie hatte er nur, kaum eine Stunde zuvor, glauben können, sein Leben wäre am Ende! Dies war nicht das Ende; es war der Anfang! Fort mit dem Alten – insbesondere lieben alten >Freunden< wie George T. Nelson – und her mit dem Neuen!
Frank bezog hinter der Tür Posten. Er war für sein Werk gut gerüstet; eine Winchester lehnte an der Wand, in seinem Gürtel steckte eine Llama.32 Automatik, und in der Hand hielt er ein blankes Sheffington-Steakmesser. Von seinem Standort aus konnte er das kleine Häufchen aus grüngelben Federn sehen, das einmal Tammy Faye gewesen war. Ein kleines Lächeln zuckte um Franks Mr. Weatherbee-Mund, und seine Augen rollten hinter seiner runden, randlosen Mr. Weatherbee-Brille unaufhörlich hin und her.
»You better be good for goodness’ sake!« mahnte er sich verhalten. Er sang diese Zeile etliche Male, während er dort stand, und dann noch etliche Male, nachdem er es sich bequemer gemacht hatte und mit gekreuzten Beinen und den Waffen im Schoß an die Wand gelehnt hinter der Tür saß.
Es bestürzte ihn, wie schläfrig er zu werden begann. Es kam ihm absurd vor, dem Einschlafen nahe zu sein, während er drauf und dran war, einem Mann die Kehle durchzuschneiden, aber das änderte nichts an der Tatsache. Ihm war, als hätte er irgendwo (vielleicht an der University of Maine in Farmington, einem College, an dem er ohne die geringste Auszeichnung graduiert hatte) gehört, daß ein schwerer Schock im Nervensystem manchmal genau diese Wirkung hat – und er hatte in der Tat einen schweren Schock erlitten. Es war ein Wunder, daß sein Herz nicht geplatzt war wie ein alter Reifen, als er all diese Zeitschriften in seinem Büro verstreut sah.
Frank kam zu dem Schluß, daß es unvernünftig wäre, irgendwelche Risiken einzugehen. Er schob George T. Nelsons langes, hafermehlfarbenes Sofa ein Stückchen von der Wand ab, kroch dahinter und legte sich, die Winchester neben der linken Hand, auf den Rücken. Seine rechte Hand, die nach wie vor den Griff des Steakmessers umschloß, lag auf seiner Brust. So. Viel besser. George T. Nelsons dicker Teppichboden war sogar recht bequem.
»You better be good for goodness’ sake!« sang
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