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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gefährlich, ten-four.«
    »Okay. Ten-forty. Wagen Eins over and out.«
    Er hängte das Mikrofon wieder ein und kehrte zu Deke zurück.
    »Halten Sie es für möglich, daß er die Stadt verlassen hat, Deke?«
    »Der? « Deke legte den Kopf auf die Seite und spie Tabaksaft aus. »Kerle wie der verlassen nie die Stadt, bevor sie ihren letzten Lohn abgeholt haben. Die meisten von ihnen tun es überhaupt nicht. Wenn es darum geht, sich daran zu erinnern, welche Straßen aus der Stadt herausführen, scheinen Leute wie Hugh an einer Art Vergeßlichkeitskrankheit zu leiden.«
    Irgend etwas zog Dekes Blick auf sich, und er wendete sich an die Männer, die die Kisten abluden. »Seid ein bißchen vorsichtiger, Leute! Ihr sollt die Kisten abladen, nicht herumpfeffern!«
    »Das ist eine ganze Menge von dem Zeug, was Sie da haben«, sagte Alan.
    »Ja – zwanzig Kisten. Wir haben vor, eine Granitschwelle in der Kiesgrube draußen an der Nr. 5 zu sprengen. Aber ich glaube, daß wir danach noch genug übrig haben, um Hugh auf eine Umlaufbahn um den Mars zu schicken, wenn Sie das wollen.«
    »Weshalb haben Sie soviel bestellt?« »Das war nicht meine Idee; Buster hat meine Bestellung vergrößert, Gott weiß, warum. Aber eines kann ich Ihnen jetzt schon sagen – er wird in die Luft gehen, wenn er die Stromrechnung für diesen Monat zu Gesicht bekommt. Diese Klimaanlage frißt eine Menge Strom, aber man muß das Zeug kühl halten, sonst schwitzt es. Es heißt zwar, dieser neue Sprengstoff täte es nicht, aber für mich ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste.«
    »Buster hat Ihre Bestellung vergrößert«, sagte Alan nachdenklich.
    »Ja – um vier oder sechs Kisten. Ich weiß es nicht mehr genau. Es geschehen noch Zeichen und Wunder, nicht wahr?«
    »Offensichtlich. Deke, darf ich Ihr Telefon benutzen?«
    »Natürlich.«
    Alan saß eine volle Minute an Dekes Schreibtisch, schwitzte dunkle Flecke unter den Ärmeln seiner Uniformjacke und hörte zu, wie das Telefon in Pollys Haus wieder und wieder läutete. Schließlich legte er den Hörer auf.
    Er verließ das Büro langsam und mit gesenktem Kopf. Deke brachte gerade ein Vorhängeschloß an der Schuppentür an, und als er sich zu Alan umdrehte, war sein Gesicht lang und unglücklich. »Auch in Hugh Priest hat einmal ein guter Kern gesteckt, Alan. Das kann ich beschwören. In vielen Fällen kommt dieser Kern zum Vorschein. Öfter, als die meisten Leute glauben. Aber bei Hugh...« Er zuckte die Achseln. »Ein hoffnungsloser Fall.«
    Alan nickte.
    »Sind Sie okay, Alan? Sie sehen aus, als wäre irgendwas Komisches über Sie gekommen.«
    »Ja, kein Grund zur Sorge«, sagte Alan und lächelte ein wenig. Aber es traf zu: es war tatsächlich etwas Komisches über ihn gekommen. Und über Polly auch. Und Hugh. Und Brian Rusk. Es hat den Anschein, als wäre heute über alle Leute etwas Komisches gekommen.
    »Möchten Sie ein Glas Wasser oder kalten Tee? Ich habe noch welchen stehen.«
    »Danke, aber ich sollte lieber losfahren.«
    »Also gut. Lassen Sie mich wissen, wie es ausgegangen ist.«
    Das war etwas, das Alan nicht versprechen konnte, aber er hatte in der Magengrube das flaue Gefühl, daß Deke es in ein oder zwei Tagen in der Zeitung würde lesen können. Oder im Fernsehen verfolgen. »Bis demnächst, Deke«, war alles, was er sagte.

7
     
    Lenny Partridges alter Chevy fuhr kurz vor vier in eine der schrägen Parkbuchten vor Needful Things, und der Mann der Stunde stieg aus. Der Reißverschluß an Hughs Hosenschlitz war nach wie vor offen, und um den Hals trug er noch immer den Fuchsschwanz. Er überquerte den Gehsteig, wobei seine bloßen Füße auf den heißen Beton klatschten, und öffnete die Tür. Das silberne Glöckchen bimmelte.
    Der einzige Mensch, der ihn hineingehen sah, war Charlie Fortin. Er stand im Eingang von Western Auto und rauchte eine seiner stinkenden, selbstgedrehten Zigaretten. »Jetzt ist der alte Hugh endgültig übergeschnappt«, sagte Charlie einfach so ins Blaue hinein.
    Drinnen musterte Mr. Gaunt den alten Hugh mit einem freundlichen, erwartungsvollen kleinen Lächeln – so, als erschienen in seinem Laden täglich Männer mit bloßen Füßen, nackter Brust und einem mottenzerfressenen Fuchsschwanz um den Hals. Er machte ein Häkchen auf dem Blatt neben seiner Registrierkasse. Das letzte Häkchen.
    »Es hat Ärger gegeben«, sagte Hugh und näherte sich Mr. Gaunt. Seine Augen rollten von einer Seite zur anderen wie Kugeln in einem Spielautomaten.

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