Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
hinweg, pflügte einen Pfad durch den dort aufgestapelten Papierkram und fegte Norris’ Ein- und Ausgangskorb zu Boden. John folgte und landete mit schmerzhaftem Aufprall auf dem Rücken.
    Sheila Brighan starrte mit weit offenem Mund durch das Fenster der Zentrale.
    Lester kam kampfbereit auf ihn zu. Er hatte die Fäuste in einer altmodischen John L. Sullivan-Pose erhoben, die eigentlich komisch hätte wirken müssen, es aber nicht tat. »Ich werde dir eine Lektion erteilen«, sagte er mit seiner neuen sanften und seidigen Stimme. »Ich werde dir beibringen, was mit Katholiken passiert, die einem Baptisten das Mädchen stehlen. Ich werde dir alles darüber beibringen, und wenn ich fertig bin, wirst du es so gründlich kapiert haben, daß du es nie wieder vergißt.«
    Lester Pratt war auf Beibring-Distanz herangekommen.

9
     
    Billy Tupper mochte nicht gerade ein Intellektueller sein, aber er war ein mitfühlendes Ohr, und an diesem Nachmittag war ein mitfühlendes Ohr für Henry Beaufort die beste Medizin. Henry trank seinen Drink und erzählte Billy, was passiert war – und während er redete, spürte er, wie er sich beruhigte. Ihm kam der Gedanke, daß er, wenn er die Schrotflinte genommen und auf die Tour weitergemacht hätte, den Tag vermutlich nicht hinter seiner Theke, sondern in einer der Zellen des Sheriffbüros beendet hätte. Er liebte seinen Thunderbird, aber er begann zu begreifen, daß er ihn nicht so sehr liebte, um deshalb ins Gefängnis zu wandern. Die Reifen konnte er ersetzen, und der Kratzer an der Seite würde im Laufe der Zeit unter Politur verschwinden. Und was Hugh Priest anging – um den mochte sich die Polizei kümmern.
    Er leerte sein Glas und stand auf.
    »Wollen Sie immer noch hinter ihm her, Mr. Beaufort?« fragte Billy ängstlich.
    »Damit werde ich meine Zeit nicht vergeuden«, sagte Henry, und Billy stieß erleichtert den Atem aus. »Ich werde Alan Pangborn sagen, daß er die Sache in die Hand nehmen soll. Bezahle ich nicht dafür meine Steuern?«
    »Vermutlich.« Billy sah aus dem Fenster, und sein Gesicht hellte sich noch etwas mehr auf. Ein rostiger alter Wagen, ein Wagen, der einst weiß gewesen war, aber jetzt eine schmutzige Unfarbe aufwies – man könnte sie vielleicht Feldweggrau nennen -, kam den Hügel herab auf Mellow Tiger zu und verbreitete hinter sich eine dicke blaue Wolke aus Auspuffgasen. »Sehen Sie mal! Das ist der alte Lenny! Den habe ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen!«
    »Wir machen trotzdem nicht vor fünf auf«, sagte Henry. Er ging hinter die Theke, um zu telefonieren. Der Kasten mit der abgesägten Schrotflinte stand nach wie vor darauf. Ich glaube, ich hatte vor, das Ding zu benutzen, dachte er. Ich glaube, das hatte ich tatsächlich vor. Was zum Teufel fährt in einen – irgendein Gift?
    Als Lennys alter Wagen auf den Parkplatz einschwenkte, ging Billy zur Tür.

10
     
    »Lester...« setzte John LaPointe an, und das war der Augenblick, in dem eine Faust, die fast so groß war wie ein Räucherschinken – aber viel härter -, mit seinem Gesicht kollidierte. Es gab ein widerlich knirschendes Geräusch, als mit einem Aufflackern grauenhafter Schmerzen seine Nase brach. Johns Augen verkniffen sich, und in der Dunkelheit sprühten grellbunte Lichtfunken empor. Er torkelte armeschwenkend durch den Raum, kämpfte einen aussichtslosen Kampf, um sich auf den Beinen zu halten. Blut strömte aus seiner Nase und über seinen Mund. Er prallte gegen das Schwarze Brett und stieß es von der Wand.
    Lester setzte sich wieder in Bewegung, mit vor Konzentration tief und finster gerunzelter Stirn unter seinem gesträubten Bürstenschnitt.
    In der Zentrale ging Sheila ans Funkgerät und versuchte, Alan zu erreichen.

11
     
    Frank Jewett war im Begriff, das Heim seines guten alten >Freundes< George T. Nelson zu verlassen, als ihm plötzlich ein bestürzender Gedanke kam. Dieser Gedanke besagte, daß George T. Nelson, wenn er nach Hause kam und feststellte, daß sein Schlafzimmer verwüstet, sein Koks fortgespült und das Bildnis seiner Mutter vollgeschissen war, vielleicht nach seinem alten Partykumpel Ausschau halten würde. Frank kam zu dem Schluß, daß es verrückt wäre, zu verschwinden, ohne zu beenden, was er angefangen hatte – und wenn das Beenden dessen, was er angefangen hatte, bedeutete, daß er dem erpresserischen Halunken den Kopf wegpustete, dann würde er genau das tun. Im Untergeschoß stand ein Waffenschrank, und in dem Gedanken, den Job mit

Weitere Kostenlose Bücher