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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Frank verhalten. Zehn Minuten später, als er schließlich einschlief, sang er noch immer mit leiser, schnarchender Stimme.

12
     
    »Wagen Eins!« schrie Sheila aus dem unter dem Armaturenbrett montierten Funkgerät, als Alan auf seinem Weg zurück in die Stadt die Tin Bridge überquerte. »Wagen Eins, bitte kommen. Sofort kommen!«
    Alan spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. Clut war in Hugh Priests Haus an der Castle Hill Road auf ein Hornissennest gestoßen – da war er ganz sicher. Weshalb in Gottes Namen hatte er Clut nicht gesagt, er sollte auf John warten, bevor er Hugh gegenübertrat?
    Du weißt, weshalb – weil du nicht voll und ganz bei der Sache warst, als du deine Anweisungen erteiltest. Wenn Clut deshalb etwas zugestoßen ist, dann mußt du das akzeptieren und deinen Teil der Schuld auf dich nehmen. Aber das kommt später. Jetzt besteht dein Job darin, dich um deinen Job zu kümmern. Also tu es gefälligst, Alan – vergiß Polly und kümmere dich um deinen verdammten Job.
    Er riß das Mikrofon aus der Halterung. »Hier Wagen Eins. Was ist los?«
    »Jemand schlägt John zusammen!« schrie sie. »Kommen Sie schnell, Alan, er fällt über ihn her wie ein Verrückter!«
    Diese Information entsprach so gar nicht dem, was Alan erwartet hatte, daß er einen Augenblick fassungslos war.
    »Was? Wo? Dort? «
    »Machen Sie schnell, er bringt ihn um!«
    Plötzlich rastete alles ein. Es war natürlich Hugh Priest. Aus irgendeinem Grund war Hugh Priest ins Sheriffbüro gekommen, bevor John sich auf den Weg nach Castle Hill machen konnte, und hatte angefangen, auf ihn loszuschlagen. Es war John LaPointe, nicht Andy Clutterbuck, der in Gefahr war.
    Alan griff nach dem Blinklicht, schaltete es ein und setzte es aufs Dach. Als er das stadtseitige Ende der Brücke erreicht hatte, bat er den alten Kombi wortlos um Verzeihung und gab Gas.

13
     
    Clut begann zu vermuten, daß Hugh nicht zu Hause war, als er sah, daß sämtliche Reifen an Hughs Wagen nicht nur platt, sondern völlig zerfetzt waren. Er war im Begriff, sich trotzdem dem Haus zu nähern, als er dünne Hilferufe hörte.
    Einen Augenblick lang blieb er unentschlossen stehen, wo er gerade stand, dann eilte er die Auffahrt hinunter. Diesmal sah er Lenny am Straßenrand liegen und rannte mit flappendem Holster dorthin, wo der alte Mann lag.
    »Helfen Sie mir!« stöhnte Lenny, als Clut neben ihm niederkniete. »Hugh Priest ist verrückt geworden, hat mich aus dem Wagen geworfen, der verdammte Idiot!«
    »Wo sind Sie verletzt, Lenny?« fragte Clut. Er berührte die Schulter des alten Mannes. Lenny stieß einen Schrei aus. Das war Antwort genug. Clut stand auf; er wußte nicht so recht, was er als nächstes tun sollte. Zu viele Dinge drängten sich in seinem Kopf zusammen. Das einzige, was er genau wußte, war, daß er auf gar keinen Fall irgendwelchen Mist bauen wollte.
    »Bleiben Sie liegen«, sagte er schließlich. »Ich rufe einen Krankenwagen.«
    »Ich habe nicht die Absicht, aufzustehen und Tango zu tanzen, Sie verdammter Narr«, sagte Lenny. Er wimmerte und keuchte vor Schmerzen. Er sah aus wie ein alter Bluthund mit einem gebrochenen Bein.
    »Gut«, sagte Clut. Er begann, zu seinem Streifenwagen zurückzulaufen, dann kehrte er nochmals zu Lenny zurück. »Er hat Ihren Wagen genommen, richtig?«
    »Nein!« keuchte Lenny und preßte die Hand auf die gebrochenen Rippen. »Er hat mich herausgeworfen und ist dann auf einem fliegenden Teppich davongesegelt. Natürlich hat er meinen Wagen genommen! Was glauben Sie denn, weshalb ich hier liege? Um mich zu sonnen?«
    »Gut«, wiederholte Clut und sprintete so schnell auf der Straße zurück, daß Zehn-Cent- und Vierteldollarmünzen aus seinen Taschen hüpften und in funkelnden kleinen Bögen über den Asphalt wirbelten.
    Er beugte sich so schnell durch das Fenster seines Streifenwagens, daß er sich fast den Kopf eingeschlagen hätte. Er riß das Mikrofon heraus. Er mußte Sheila erreichen, damit sie Hilfe für den alten Mann losschickte, aber das war nicht das wichtigste. Sowohl Alan als auch die Staatspolizei mußten wissen, daß Hugh Priest jetzt Lenny Partridges alten Chevrolet fuhr. Clut war nicht sicher, aus welchem Jahr er stammte, aber dieser staubfarbene Ölschlucker war unverkennbar.
    Doch er konnte Sheila nicht erreichen. Er versuchte es dreimal, und niemand meldete sich. Überhaupt niemand.
    Jetzt konnte er hören, wie Lenny wieder zu schreien begann, und Clut ging in Hughs Haus, um den

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