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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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begriff.
    »Sie auch?« fragte sie leise. Ein seltsames Lächeln, vergnügt und angeekelt zugleich, erschien auf ihrem Gesicht. Es war der Ausdruck eines normalerweise braven Kindes, das aus Gründen, die es selbst nicht versteht, gerade eine Maus in die Schreibtischschublade seiner Lieblingslehrerin praktiziert hat.
    Myrtle spürte, wie sich ein Lächeln von genau der gleichen Art auf ihrem Gesicht ausbreitete. Dennoch versuchte sie, sich herauszureden. »Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie reden!«
    »Doch, das wissen Sie.« June hatte sich schnell umgeschaut, aber die beiden Frauen hatten an diesem merkwürdigen Nachmittag den Parkplatz ganz für sich allein. »Mr. Gaunt.«
    Myrtle nickte und spürte, wie eine heftige, ungewohnte Röte ihre Wagen erhitzte.
    »Was haben Sie bekommen?« fragte June.
    »Eine Puppe. Und Sie?«
    »Eine Vase. Die wundervollste Cloisonné-Vase, die man sich vorstellen kann.«
    »Was haben Sie getan?«
    Mit einem verschlagenen Lächeln konterte June: »Was haben Sie getan?«
    »Lassen wir das.« Myrtle warf einen Blick zurück in die Halle der Töchter der Isabella, dann schnaubte sie. »Es spielt ohnehin keine Rolle. Es sind nur Katholiken.«
    »So ist es«, erwiderte June (die selbst eine abtrünnige Katholikin war). Dann war sie eingestiegen. Myrtle fragte nicht, ob sie mitfahren dürfte, und June bot es ihr nicht an. Sie hatte nicht aufgeschaut, als June in ihrem weißen Saturn an ihr vorbeischoß.
    Myrtle wollte nichts, als nach Hause kommen, mit ihrer wunderschönen Puppe im Arm ein Schläfchen halten und vergessen, was sie getan hatte.
    Das war, wie sie jetzt feststellen mußte, nicht so einfach, wie sie gehofft hatte.

7
     
    TUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUT!
    Buster legte die Handfläche auf die Hupe und drückte sie nieder. Das Tuten dröhnte ihm in den Ohren. Wo zum Teufel steckte das Weibsstück?
    Endlich wurde die Tür zwischen der Garage und der Küche geöffnet, und Myrtle steckte den Kopf hindurch. Ihre Augen waren groß und verängstigt.
    »Endlich«, sagte Buster und ließ die Hupe los. »Ich dachte schon, du wärest auf dem Klo gestorben.«
    »Danforth? Was ist passiert?«
    »Nichts. Die Dinge stehen besser als in den letzten zwei Jahren. Ich brauche nur ein bißchen Hilfe, das ist alles.«
    Myrtle bewegte sich nicht.
    »Weib, schwing deinen fetten Arsch hierher!«
    Sie wollte nicht zu ihm gehen – er flößte ihr Angst ein -, aber die Gewohnheit war alt und tief verwurzelt und schwer zu brechen. Sie kam dorthin, wo er in dem keilförmigen Raum hinter der offenen Wagentür stand. Sie ging langsam, und ihre Pantoffeln schlurften auf eine Art über den Betonboden, die Buster veranlaßte, die Zähne zusammenzubeißen.
    Sie sah die Handschellen, und ihre Augen weiteten sich. »Danforth? Was ist passiert ?«
    »Nichts, womit ich nicht fertig würde. Gib mir die Eisensäge, Myrt. Die da, an der Wand. Nein – laß die Eisensäge hängen. Gib mir statt dessen den großen Schraubenzieher. Und den Hammer dort.«
    Sie fing an, vor ihm zurückzuweichen. Ihre Hände fuhren zu ihrer Brust empor und vereinigten sich dort in einem nervösen Knoten. Bevor sie aus seiner Reichweite kommen konnte, schoß Busters freie Hand so schnell wie eine Schlange durch das offene Fenster und packte ihr Haar.
    »Au!« schrie sie und versuchte vergeblich, nach seiner Faust zu greifen. »Danforth, nicht! AUUUU!«
    Buster zerrte sie zu sich heran. Sein Gesicht war zu einer grauenhaften Grimasse verzerrt. Zwei große Adern pochten auf seiner Stirn. Er spürte ihre gegen seine Faust schlagende Hand nicht stärker, als er einen Vogelflügel gespürt haben würde.
    »Tu, was ich dir gesagt habe! « schrie er und zerrte ihren Kopf vorwärts. Er hieb ihn einmal, zweimal, dreimal gegen die Oberkante der offenen Tür. » Warst du von Geburt an so blöd, oder bist du es erst später geworden? Los, Weib, los, los, los!«
    »Danforth, du tust mir weh!«
    »Richtig!« schrie er zurück und hieb ihren Kopf noch einmal gegen die Oberkante der offenen Tür des Cadillac, diesmal wesentlich heftiger. Die Haut auf ihrer Stirn platzte auf, und dünnes Blut begann, über die linke Seite ihres Gesichts herabzurinnen. » Wirst du jetzt parieren, Weib? «
    »Ja! Ja! Ja!«
    »Gut.« Er lockerte seinen Griff um ihr Haar. »Gib mir jetzt den großen Schraubenzieher und den Hammer. Und versuch keine Mätzchen!«
    Sie schwenkte den rechten Arm in Richtung Wand. »Ich kann sie nicht erreichen.«
    Er beugte sich vor, dehnte seine

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