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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hinteren Tür des Transporters lehnte – ein grüner Seesack aus Segeltuch. Neugierig knotete Buster die Zugschnur auf, öffnete den Sack und schaute hinein.
    Auf dem Inhalt des Seesackes lag eine Schachtel. Buster nahm sie heraus und stellte fest, daß der Rest des Seesackes mit Zündern gefüllt war. Auf die Minute einstellbaren Zeitzündern. Es waren mindestens zwei Dutzend, und ihre weißen Zifferblätter starrten ihn an wie pupillenlose Augen. Er öffnete die Schachtel, die er herausgeholt hatte, und sah, daß sie mit Krokodilklemmen gefüllt war – Klemmen der Art, die Elektriker manchmal benutzten, um schnell irgendwelche Verbindungen herzustellen.
    Buster runzelte die Stirn – dann sah er plötzlich vor seinem inneren Auge ein Formular – ein Bewilligungsformular der Stadt Castle Rock, um genau zu sein. Sauber getippt in dem für Zu liefernde Waren und/oder Dienstleistungen vorgesehenen Raum standen diese Worte: 16 KISTEN DYNAMIT.
    Auf der Ladefläche des Transporters sitzend, begann Buster zu lächeln. Dann begann er zu lachen. Draußen grollte und dröhnte der Donner. Ein Blitzstrahl zuckte aus dem dicken Bauch einer Wolke heraus und fuhr in den Castle Stream.
    Buster lachte weiter. Er lachte, bis sein Gelächter den Transporter erbeben ließ.
    »SIE!« schrie er lachend. »Mann, da haben wir aber etwas für SIE! Die werden staunen!«

6
     
    Henry Payton, der nach Castle Rock gekommen war, um Sheriff Pangborns rauchende Eisen aus dem Feuer zu holen, stand offenen Mundes an der Schwelle zum Büro der Sunoco-Tankstelle. Vor ihm lagen zwei Männer. Der eine war weiß, und der andere war schwarz, und beide waren tot.
    Ein dritter Mann, dem Namen auf seinem Overall nach der Besitzer der Tankstelle, saß neben dem offenen Safe auf dem Fußboden. Er hielt einen schmutzigen Blechkasten in den Armen und wiegte ihn wie einen Säugling. Neben ihm lag eine automatische Pistole. Als Henry Payton sie betrachtete, spürte er etwas, das wie ein Fahrstuhl in seinen Eingeweiden abwärts sauste. Es war das genaue Gegenstück zu der, mit der Hugh Priest auf Henry Beaufort geschossen hatte.
    »Sehen Sie«, sagte einer der Beamten hinter Henry mit leiser, respektvoller Stimme. »Da ist noch eine.«
    Henry drehte den Kopf und hörte, wie die Sehnen in seinem Hals knarrten. Noch eine Waffe – eine dritte automatische Pistole – lag neben der ausgestreckten Hand des Schwarzen.
    »Rühren Sie sie nicht an«, wies er die anderen Beamten an. »Bleiben Sie drei Schritte davon entfernt.« Er trat über die Blutlache hinweg, packte Sonny Jackett beim Vorderteil seines Overalls und zog ihn hoch. Sonny leistete keinen Widerstand, aber er drückte den Blechkasten fester gegen seine Brust.
    »Was ist hier passiert?« schrie Henry ihm ins Gesicht. »Was in Gottes Namen ist hier passiert?«
    Sonny deutete auf Eddie Warburton; er tat es mit dem Ellenbogen, um den Kasten nicht loslassen zu müssen. »Er ist hereingekommen. Er hatte eine Waffe. Er war verrückt. Sie können sehen, daß er verrückt war; sehen Sie, was er mit Ricky gemacht hat. Er dachte, Ricky wäre ich. Er wollte meine Verstellbaren stehlen. Sehen Sie.«
    Sonny lächelte und hielt den Stahlkasten schräg, so daß Henry einen Blick auf das drin liegende Durcheinander rostiger Eisenwaren werfen konnte.
    »Das konnte ich doch nicht zulassen, oder? Ich meine – die gehören mir. Ich habe dafür bezahlt, und sie gehören mir.«
    Henry öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Er hatte keine Ahnung, was er sagen sollte, und bevor er auch nur ein Wort aussprechen konnte, ertönten weitere Schüsse. Diesmal kamen sie vom Castle View.

7
     
    Lenore Potter stand mit einer rauchenden automatischen Pistole in der Hand über der Leiche von Stephanie Bonsaint. Die Leiche lag in einem Blumenbeet hinter dem Haus, dem einzigen, das dieses böse, rachsüchtige Weib bei seinen voraufgegangenen zwei Besuchen unversehrt gelassen hatte.
    »Du hättest nicht zurückkommen sollen«, sagte Lenore. Sie hatte noch nie in ihrem Leben eine Waffe abgefeuert, und jetzt hatte sie eine Frau getötet – aber das einzige, was sie empfand, war ingrimmiger Triumph. Die Frau war auf ihrem Grundstück gewesen, hatte ihre Pflanzen ausgerissen (Lenore hatte gewartet, bis sie sie auf frischer Tat ertappt hatte – ihre Mama hatte keine Schwachköpfe großgezogen), und sie hatte von ihrem Recht Gebrauch gemacht. Ihrem ganz eindeutigen Recht.
    »Lenore?« rief ihr Mann. Er lehnte sich aus dem Fenster des oberen

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