Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
unwichtig, weil Eddie plötzlich überhaupt nicht mehr in sich selbst zu stecken schien. Er schien ein Geist zu sein, der über seiner eigenen Schulter schwebte und zuschaute, wie das alles passierte. Offenbar hatte ein böser Kobold die Macht übernommen.
    »Ich habe etwas für dich, du betrügerischer Dreckskerl«, hörte Eddie seinen Mund sagen, und dann stellte er fest, daß sein Finger zweimal den Abzug der Automatik durchzog. Zwei kleine schwarze Löcher erschienen in einer Schlagzeile, die besagte WACHSENDE ANERKENNUNG FÜR MCKERNAN. Sonny Jackett schrie auf. Die Hinterbeine des zurückgekippten Stuhls rutschten weg, und Sonny stürzte zu Boden. Blut durchtränkte seinen Overall – nur daß der Name, der mit Goldfaden auf den Overall gestickt war, RICKY lautete. Es war nicht Sonny, sondern Ricky Bissonette.
    »Oh, Scheiße!« kreischte Eddie. »Ich habe den falschen Scheißyankee erschossen!«
    »Hallo, Eddie«, bemerkte Sonny Jackett hinter seinem Rücken. »Was für ein Glück, daß ich im Scheißhaus war.«
    Eddie begann sich umzudrehen. Drei Kugeln aus der automatischen Pistole, die Sonny am Spätnachmittag bei Mr. Gaunt gekauft hatte, schlugen in seinen Rücken und zersplitterten seine Wirbelsäule, noch bevor er sich halb umdrehen konnte.
    Mit weit aufgerissenen, hilflosen Augen sah er, wie Sonny sich zu ihm niederbeugte. Die Mündung der Waffe in Sonnys Hand war so groß wie eine Öffnung eines Tunnels und so dunkel wie die Ewigkeit. Darüber war Sonnys Gesicht, blaß und entschlossen. Ein Ölschmierer zog sich über eine Wange.
    »Dein Fehler war nicht, daß du vorgehabt hast, meine neue Steckschlüssel-Garnitur zu stehlen«, sagte Sonny, während er den Lauf der Automatik mitten auf Eddies Stirn setzte. »Daß du geschrieben und mir mitgeteilt hast, daß du es tun wolltest – das war dein Fehler.«
    Ein großes weißes Licht – das Licht des Verstehens – erstrahlte plötzlich in Eddies Verstand. Jetzt fiel ihm auch der Brief ein, den er durch den Briefschlitz dieser Chalmers geworfen hatte, und er begriff die Verbindung zwischen dieser Tat, der Nachricht, die er erhalten hatte, und der, von der Sonny redete.
    »Hören Sie zu!« flüsterte er. »Sie müssen mir zuhören, Jackett – wir sind hereingelegt worden, alle beide. Wir...«
    »Mach’s gut, schwarzer Junge«, sagte Sonny und zog den Abzug durch.
    Sonny betrachtete wie gebannt fast eine volle Minute lang das, was von Eddie Warburton übriggeblieben war, und fragte sich, ob er auf Eddies Worte hätte hören sollen. Er kam zu dem Schluß, daß die Antwort nein lautete. Wie konnte ein Mann, der so blöd war, eine solche Nachricht zu schicken, etwas sagen, das auch nur halbwegs von Belang war?
    Sonny erhob sich, ging ins Büro und stieg über Ricky Bissonettes Beine hinweg. Er öffnete den Safe und holte die verstellbaren Steckschlüssel heraus, die Mr. Gaunt ihm verkauft hatte. Er betrachtete sie, nahm jeden einzelnen von ihnen auf, drehte ihn liebevoll in der Hand und legte ihn dann wieder in den Kasten, als die Staatspolizei eintraf, um ihn in Gewahrsam zu nehmen.

5
     
    Parken Sie an der Ecke Birch und Main Street , hatte Mr. Gaunt Buster am Telefon angewiesen, und warten Sie dort. Ich schicke jemanden zu Ihnen.
    Buster hatte diese Anweisungen buchstabengetreu befolgt. Von seinem Standort aus hatte er an der Einmündung der Gasse hinter den Geschäften allerlei Kommen und Gehen gesehen – er hatte den Eindruck, daß heute abend fast alle seine Freunde und Nachbarn ein kleines Geschäft mit Mr. Gaunt zu machen gedachten. Vor zehn Minuten war die Rusk dort hineingegangen, mit offenem Kleid, wie eine Gestalt aus einem üblen Traum.
    Dann, keine fünf Minuten nachdem sie wieder aus der Gasse herausgekommen war und etwas in die Tasche ihres Kleides gesteckt hatte (es war noch immer nicht zugeknöpft, und man konnte eine Menge sehen, aber welcher Mann, der seine fünf Sinne beieinander hatte, wollte das schon?), waren ein Stück weiter die Main Street hinauf mehrere Schüsse zu hören gewesen. Buster war sich nicht sicher, glaubte aber, daß sie von der Sunoco-Tankstelle kamen.
    Streifenwagen der Staatspolizei jagten mit flackerndem Blaulicht vom Gebäude der Stadtverwaltung die Main Street hinauf und scheuchten die Reporter auf wie Tauben. Trotz seiner Verkleidung hielt es Buster für ratsam, für eine Weile im Laderaum des Transporters zu verschwinden.
    Die Streifenwagen der Staatspolizei und ihre Blaulichter beleuchteten etwas, das an der

Weitere Kostenlose Bücher