In einer kleinen Stad
war für Hugh kein Grund, mit dem Trinken aufzuhören – keine Macht der Erde hätte das fertiggebracht -, aber es hatte ihn zu einem festen Entschluß veranlaßt: nicht trinken und fahren. Er war einundfünfzig Jahre alt, und das war ein bißchen zu spät im Leben, um sich noch nach einem neuen Job umzusehen, insbesondere mit einer langen Vorstrafenliste wegen Trunkenheit am Steuer, die ihm folgte wie eine Blechdose, die man einem Hund an den Schwanz gebunden hat.
Deshalb ging er heute abend zu Fuß nach Hause, und es war ein verdammt langer Marsch, und da war ein gewisser Kollege namens Bobby Dugas, der morgen eine Menge würde zu erklären haben, sofern er nicht mit ein paar Zähnen weniger nach Hause gehen wollte, als er zur Arbeit mitgebracht hatte.
Als Hugh Nan’s Luncheonette passierte, setzte ein leichter Nieselregen ein. Was seine Laune nicht gerade besserte.
Er hatte Bobby, der auf seinem Heimweg direkt an Hughs Behausung vorbeifuhr, gefragt, ob er an diesem Abend auf ein paar Bier in den Tiger hereinschauen würde. Bobby Dugas hatte gesagt: Klar doch, Hubert - Bobby nannte ihn immer Hubert, was verdammt nochmal nicht sein Name war (auch dieser Scheiß würde sich ändern, und zwar bald). Klar doch, Hubert, ich komme wahrscheinlich gegen sieben vorbei, wie gewöhnlich.
Also war Hugh im Vertrauen darauf, nach Hause gebracht zu werden, falls er ein wenig zu blau sein sollte, um selbst fahren zu können, ungefähr fünf Minuten vor vier auf den Parkplatz des Tiger abgebogen (er hatte ein bißchen früher Feierabend gemacht, sogar fast anderthalb Stunden früher, aber wenn schon, Deke Bradford war nicht in der Nähe gewesen) und hatte sich ins Vergnügen gestürzt. Und als es sieben war, was passierte? Kein Bobby Dugas! Verflucht und zugenäht! Und als es acht und neun und halb zehn wurde, was passierte? Genau dasselbe!
Zwanzig vor zehn hatte Henry Beaufort, der Wirt und Besitzer des Mellow Tiger, Hugh aufgefordert, einen langen Schuh zu machen und Leine zu ziehen. Hugh war stinkwütend gewesen. Es stimmte, er hatte der Jukebox einen Tritt versetzt, aber sie hatte ständig diese verdammte George Jones-Platte gedudelt.
»Was sollte ich denn tun – einfach hier sitzen und mir das anhören?« hatte er Henry gefragt. »Du solltest die Platte rausnehmen, das ist alles. Der Kerl hört sich an, als hätte er einen epileptischen Anfall.«
»Du hast noch nicht genug gehabt, das ist mir klar«, sagte Henry, »aber hier hast du alles gehabt, was du bekommst. Den Rest mußt du dir schon aus deinem eigenen Kühlschrank holen.«
»Und wenn ich nein sage?« fragte Hugh.
»Dann rufe ich Sheriff Pangborn an«, sagte Henry gelassen.
Die anderen Gäste des Tiger – es waren nicht viele so spät am Abend eines Werktages – folgten interessiert diesem Wortwechsel. Die Männer waren vorsichtig in Hughs Gegenwart, besonders wenn er einen in der Krone hatte, aber den Wettbewerb um den Titel Beliebtester Mann von Castle Rock würde er niemals gewinnen.
»Ich täte es nicht gern«, fuhr Henry fort, »aber ich würde es tun. Ich habe es satt, daß du immer gegen mein Rock-Ola trittst.«
Hugh dachte daran, zu sagen: Dann werde ich wohl statt dessen ein paarmal gegen dich treten müssen, du französischer Hundesohn. Doch dann dachte er an diesen fetten Bastard Keeton, der ihn vor die Tür setzen würde, weil er in der Kneipe Stunk gemacht hatte. Natürlich, wenn er wirklich vor die Tür gesetzt wurde, würde er ein entsprechendes Schreiben in der Post finden, Schweine wie dieser Keeton machten sich nie die Hände schmutzig (oder riskierten eine Lippe), indem sie die Nachricht persönlich überbrachten, aber der Gedanke daran half – er drehte den Thermostat ein wenig herunter. Und er hatte tatsächlich zwei Sechserpacks zu Hause, eines im Kühlschrank und das zweite im Schuppen.
»Okay«, sagte er. »Ich habe von diesem Laden ohnehin die Schnauze voll. Gib mir meine Schlüssel.« Denn die hatte er Henry ausgehändigt, vorsichtshalber, als er sich sechs Stunden und achtzehn Bier zuvor an der Theke niedergelassen hatte.
»Nein.« Henry wischte sich die Hände an einem Handtuch ab und sah Hugh entschlossen an.
»Nein? Was zum Teufel soll das heißen?«
»Das heißt, daß du zu betrunken bist, um fahren zu können. Ich weiß es, und wenn du morgen früh aufwachst und merkst, wie sich dein Kopf anfühlt, dann wirst du es auch wissen.«
»Hör zu«, sagte Hugh geduldig. »Als ich dir die verdammten Schlüssel gab, da
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