In einer Person
würde –, und erwarten dann, dass wir Verständnis für sie haben oder sie uns leidtun oder so
was.«
»Ja, das mache ich, mehr oder weniger«, sagte ich ihm.
»Aber so vieles von dem, was Sie schildern, ist widernatürlich !«,
rief Kittredges Sohn. »Das heißt, ich weiß, was Sie sind – und nicht nur aus Ihren Büchern. Ich habe gelesen, was Sie in Interviews über
sich gesagt haben. Was Sie sind, ist nicht natürlich – Sie sind nicht normal !«
Immerhin hatte Kittredges Sohn die Stimme gesenkt, als er über Gee
geredet hatte, doch bei den letzten Sätzen war er wieder lauter geworden. Ich
wusste, dass mein Inspizient – von meinem Romeo-und-Julia -Ensemble
ganz zu schweigen – jedes Wort hören konnte. Plötzlich war es in unserem
kleinen Black Box Theater mucksmäuschenstill; ich schwör’s, man hätte eine
Bühnenmaus pupsen hören können.
»Sie sind bisexuell, nicht wahr?«, fragte
mich Kittredges Sohn in die Stille. »Halten Sie das für normal oder natürlich – oder für mitfühlend ? Sie
sind ein Doppelstecker !«, sagte er und öffnete die
Tür des Ausgangs; Gott sei Dank ging er, endlich.
»Mein lieber Junge«, sagte ich zu dem jungen Kittredge in demselben
strengen Ton, in dem Miss Frost so [722] eindringlich wie erregend mit mir
gesprochen hatte und den ich zeit meines Lebens nachahmen sollte.
»Mein lieber Junge, bitte stecke mich nicht in eine Schublade. Ordne mich nirgends ein, bevor du mich
überhaupt kennst!«, hatte Miss Frost zu mir gesagt; ich habe es nie vergessen.
Ist es denn ein Wunder, dass ich genau das zu dem jungen Kittredge sagte, dem
arroganten Sohn meines alten Widersachers, meiner verbotenen Liebe?
[723] Danksagung
James Bradbury
Rob Buyea
David Calicchio
Dean Cooke
Emily Copeland
Peter Delacorte
David Ebershoff
Amy Edelman
Marie-Anne Esquivié
Paul Fedorko
Vicente Molina Foix
Rodrigo Fresán
Ruth Geiger
Ron Hansen
Sheila Heffernon
Alan Hergott
Everett Irving
Janet Turnbull Irving
Josée Kamoun
Jonathan Karp
Katie Kelley
Rick Kelley
Kate Medina
[724] Jan Morris
Anna von Planta
David Rowland
Marty Schwartz
Nick Spengler
Helga Stephenson
Abraham Verghese
Edmund White
[725] Quellennachweis
Bei wörtlichen Zitaten wurde – wenn möglich und
praktikabel – auf folgende Ausgaben zurückgegriffen:
William Shakespeare: Shakespeares
dramatische Werke, übersetzt von A. W. Schlegel und
L. Tieck und revidiert von Hans Matter. Basel: Birkhäuser 1943; Taschenbuch
Zürich: Diogenes 1979
Henrik Ibsen: Hedda Gabler, aus dem Norwegischen von Christel Hildebrandt,
Stuttgart: Reclam 1988; Nora (Ein Puppenheim), aus dem Norwegischen von Richard Linder, revidiert von
Aldo Keel. Stuttgart: Reclam 1988; Die Wildente, aus dem Norwegischen von Christel Hildebrandt,
Stuttgart: Reclam 1991
Charles Dickens: Oliver Twist, deutsch
von Gustav Meyrink. München: Albert Langen Verlag 1914; Taschenbuch Zürich:
Diogenes 1982
Gustave Flaubert: Madame Bovary, aus dem Französischen von René Schickele und Irene
Riesen. Zürich: Diogenes 1979
James Baldwin: Giovannis Zimmer, aus dem Amerikanischen von Axel Kaum und Hans-Heinrich
Wellmann. Reinbek: Rowohlt 1963
Foto: © Jane Sobel Klonsky
JOHN IRVING , 1942 in Exeter, New Hampshire, geboren, wusste als
19-Jähriger genau, was er wollte: Ringen und Romane schreiben. Bis zum
Durchbruch von Garp trainierte er an amerikanischen
Universitäten Ringermannschaften und zukünftige Schriftsteller. Im Jahre 2000 erhielt John Irving den Oscar
für die beste Drehbuchadaption für den Film Gottes Werk und
Teufels Beitrag. 2001 wurde er als Mitglied in die ›American Academy of
Arts and Letters‹ aufgenommen. Er lebt heute im südlichen Vermont.
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