In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)
Bier.«
»Ich habe gerufen, weil ich dich hier brauche .«
»Verzeihung«, mischte sich Jamie ein. »Können wir jetzt weitermachen?«
Tom trug ein Trägerhemd von den Chicago Bulls und Lycra-Radlerhosen, die seinen Bierbauch zusammenhielten. Ein ungehemmtes, feuchtes Lächeln zog sich breit über sein Gesicht. »Hey«, sagte er und sah dabei von Jamie auf Maggie. »Ihr habt Mumm!«
Der Richter bat ihn, sich nur in die Ecke zu setzen und den Mund zu halten, dann würde er in ein paar Minuten seinen Namen auf die Urkunde setzen.
»Kommt nicht in Frage«, entschied Tom. Er packte Maggie bei der freien Hand, so daß die Veilchen zu Boden fielen, und riß sie von Jamie weg. »Heiraten muß man richtig, sonst kann man es gleich bleiben lassen.« Mit einem schnellen Ruck hakte er Maggie bei sich ein. »Ich werde dich deinem Bräutigam übergeben, Süße«, verkündete er. »Wir werden einen richtig großen Auftritt hinlegen.«
Inzwischen wollte Jamie den Namen dieses Mannes auf gar keinen Fall auf der Heiratsurkunde und noch viel weniger dessen Pfoten auf seiner Verlobten sehen. Doch bevor er etwas einwenden konnte, lächelte Maggie fröhlich. »Das wäre wunderbar«, sagte sie zu Tom, obwohl sie Jamie dabei ansah. Laß es uns einfach hinter uns bringen, wollte sie damit ausdrücken, dann können wir später darüber lachen.
Jamie dachte an die Frauen, mit denen er früher gegangen war, sah ihre Gesichter wie im Rauch verschwimmen. Manche hatten ihm schon bei der zweiten oder dritten Verabredung ihre Pläne für eine Hochzeit mit allen Finessen dargelegt; eine hatte ihm sogar auf einer Cocktailserviette das Hochzeitskleid skizziert, das sie bereits fertig geschneidert in ihrem Schrank aufbewahrte, nur für alle Fälle. Nicht eine der Frauen, mit denen er früher zusammen gewesen war, hätte dieses Fiasko überstanden, ohne in Tränen aufgelöst zu sein. Nicht eine der Frauen, mit denen er früher zusammen gewesen war, hätte Maggie das Wasser reichen können.
Er hatte nie wirklich um ihre Hand angehalten, ging ihm plötzlich auf. Sie nahmen beide ganz einfach an, daß es irgendwann stattfinden würde.
»Under the boardwalk«, dröhnte von der Garage her, als Maggie an Toms Arm durch das kleine Wohnzimmer geschritten kam. Ihre Absätze zerquetschten die Veilchen, die sie auf dem Weg zur Tür hatte fallen lassen. Ihr Parfüm wurde überlagert von der Alkoholwolke, die der Mann an ihrer Seite ausstieß. Neben Jamie begann der Friedensrichter in seinem Buch zu blättern, weil er die richtige Seite verloren hatte.
Maggie kam neben Jamie zum Stehen und legte ihren Arm in seinen. Er spürte, wie sie bebte, und tätschelte ihr sacht die Hand. Später würde er sich dafür bei ihr entschuldigen. Er würde diesen Tag bis an sein Lebensende wiedergutmachen.
»Wir sind hier versammelt …«, begann der Friedensrichter.
»Weil es hier Freibier gibt«, vollendete Tom den Satz.
Maggie preßte die Hand vor den Mund und brach dann in Gelächter aus. Ihr Kopf kippte nach hinten, so daß Jamie ihren langen, glatten Hals und das volle, rötliche Haar über ihren Schultern sehen konnte. Ihr standen Tränen in den Augen; Jamie fand, daß sie dadurch wie Juwelen leuchteten.
»Der Bund der Ehe«, verkündete der Richter streng, »sollte nicht leichtsinnig oder unbedacht eingegangen werden.«
»Verzeihung«, sagte Maggie und versuchte, sich zu sammeln. Sie drückte Jamies Hand fester und biß sich auf die Lippen.
Der Richter begann zu sprechen, aber Jamie hörte ihm nicht zu. Er hatte nur noch Augen für Maggie. Hinter ihr gab es weder einen glanzvollen Ballsaal noch irgendein Kirchenfenster, sondern eine lange Schlange von Polonaise tanzenden Menschen und einen Grill, der dicke Rauchschwaden produzierte.
Er begriff, daß er nirgendwo lieber gewesen wäre als hier.
Plötzlich wurde es Jamie kalt. Maggie mußte das gespürt haben, denn sie ließ seine Hand los und legte die flache Hand an seine Wange. »Was ist?« flüsterte sie.
Er schüttelte den Kopf. Er, der Maggie alles erzählen konnte, vermochte dieses Gefühl nicht in Worte zu fassen: Hast du jemals in den Spiegel geblickt und begriffen, daß du alles erreicht hast? Hast du jemals das Gefühl gehabt, alles in deinem Leben läuft so glatt, daß es nur noch schlechter werden kann?
Maggie interpretierte sein Zögern falsch und legte ihre Finger an seinen Mund. »Es geht mir gut«, versicherte sie ihm, »ich finde es schon in Ordnung.«
Zerstreut nickte er. Dann
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