In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)
habe.«
»Können Sie sich noch an den Wortlaut erinnern, in dem der Angeklagte das ausdrückte?«
Cam nickte. Er sah Jamie an. »Er sagte: ›Meine Frau Maggie ist tot, und ich habe sie umgebracht.‹«
Audra stand vor der Jury, als wäre sie nur eine weitere interessierte Geschworene. »Und was geschah dann?«
»Nachdem der Angeklagte vorgefahren war, hatte sich eine Menschenmenge angesammelt. Einige Frauen fielen in Ohnmacht, und ein Mann aus der Menge versetzte dem Angeklagten einen Fausthieb.«
»Geschah noch etwas?«
Cam rückte seine Uniformkrawatte gerade. Er starrte einen Geschworenen an, der damit beschäftigt war, die Knöpfe an seiner Uhr neu zu stellen. »Ja. Ich bedeutete meinem Sergeant, den Zustand des Opfers zu überprüfen, woraufhin sich der Angeklagte zur Wehr setzte. Zu diesem Zeitpunkt teilte ich ihm mit, daß er verhaftet sei.«
»Haben Sie den Angeklagten über seine Rechte aufgeklärt?«
Das bejahte Cam. Er beobachtete, wie sich Allie über das Geländer beugte, das sozusagen die Zuschauer von den Spielern auf dem Platz trennte, und Jamie beruhigend die Hand auf seine Schulter legte. »Er verzichtete auf das Recht, einen Anwalt hinzuzuziehen, und wollte sofort eine Aussage machen.«
»Wie gehen Sie normalerweise bei freiwilligen Aussagen vor?«
»Wir weisen den Verhafteten noch einmal auf seine Rechte hin und fragen ihn dann sogar ein drittes Mal, ob er einen Verteidiger haben möchte. Wir nehmen die Aussage auf Band auf, lassen sie dann von unserer Schreibkraft abtippen, und nachdem der Verhaftete sich von der Richtigkeit des Schriftstücks überzeugt hat, unterschreibt er es.«
Audra ging auf die Gerichtsschreiberin zu. »Bitte protokollieren Sie, daß diese freiwillige Aussage als Beweismittel S-drei vorgelegt wurde.« Sie drehte sich wieder zu Cam um. »Chief MacDonald, können Sie die Aussage des Angeklagten für uns zusammenfassen?«
»Er sagte, daß bei seiner Frau verschiedene Arten von Krebs diagnostiziert worden seien und daß ihre Krankheit unheilbar gewesen sei. Nach einem Arztbesuch am vorangegangenen Freitag sei sie sehr deprimiert nach Hause gekommen. Der Angeklagte erklärte, seine Frau habe ihn gebeten, sie zu töten. Er sagte, am Montag seien sie von ihrem Heimatort Cummington nach Wheelock gefahren, wo sie sich im Wheelock Inn ein Zimmer nahmen. Dort preßte er am Dienstagmorgen seiner Frau ein Kissen aufs Gesicht und erstickte sie.«
»Wie wirkte der Angeklagte, als er diese Aussage machte?«
Cam warf einen Blick auf Jamie. »Er hat nicht geweint, wenn Sie das meinen. Er sprach deutlich und präzise, so als sei ihm völlig klar, was er da von sich gab.«
»Einspruch«, meldete sich Graham. »Der Zeuge kann nicht wissen, was in Jamies Kopf vorging.«
Roarke nickte. »Die Geschworenen werden diese letzte Bemerkung unberücksichtigt lassen.«
Zielstrebig fuhr Audra fort: »Glauben Sie aufgrund der Aussage des Angeklagten, Chief MacDonald, daß die Tötung vorsätzlich ausgeführt worden ist?«
»Ja.«
»Glauben Sie, der Angeklagte hat die Tat zuvor abgewogen, wenn auch nur für wenige Minuten?«
»Ja.«
»Glauben Sie, daß der Angeklagte aus freiem Willen seine Frau erstickt hat?«
»Jawohl.«
Audra trat aus Cams Blickfeld, so daß er Allie sehen konnte, deren Augen dunkel, scharf und unerträglich kalt wirkten. Aus weiter Ferne hörte er die Absätze der Staatsanwältin über die getupften Fliesen klacken. »Keine weiteren Fragen!«
Während der kurzen Verhandlungspause, die der Richter nach Cams erster Aussage einlegen ließ, sagte Graham zu Allie, daß Jamie sie sehen wolle. Er führte sie ans andere Ende des Ganges in ein winziges Besprechungszimmer, das außen von einem bewaffneten Beamten bewacht wurde.
Allie öffnete die Tür und schloß sie gleich wieder hinter sich, um den Lärm und die Vorwürfe draußen zu lassen. Jamie saß mit gesenktem Kopf am Tisch, als könne er seinen Blick nicht von dem Holz losreißen. »Es tut mir leid«, sagte sie sofort.
Jamie sah auf und grinste. »Habe ich etwa schon verloren?«
Allie schüttelte den Kopf. »Ich meine wegen gestern, wo ich hätte kommen sollen – was ich auch wollte.« Sie hielt inne. »Das war gedankenlos von mir.«
Er lachte. »Diese Entschuldigung kenne ich doch. Damit kommst du nicht durch.« Sein Gesicht gerann wieder in Bitterkeit. »Es sei denn, ich schaffe einen Präzedenzfall.«
Allie ließ sich ihm gegenüber nieder. »Du siehst eigentlich ganz munter aus«, stellte sie
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