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In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer regnerischen Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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zufrieden. »Die Entscheidung muß einstimmig gefällt werden. Falls Sie Fragen hinsichtlich der Rechtslage oder Ihrer Pflichten haben, falls Sie eine Aussage noch einmal nachlesen oder Beweismaterial erneut vorgelegt haben wollen, setzen Sie sich bitte mit dem Gerichtsbeamten in Verbindung; dann werde ich Ihnen möglicherweise behilflich sein können.« Er hob ein Papier von der Schreibfläche auf. »Wenn Sie Ihre Entscheidung fällen, wird dieser Wahlzettel helfen, Ihre Antworten einzeln auszuwerten.« Er lächelte den Geschworenen wohlwollend zu, als hätten sie bereits etwas sehr, sehr Gutes vollbracht. »Dies ist der wichtigste Teil der gesamten Verhandlung, meine Damen und Herren. Ich möchte Sie eindringlich darum bitten, nicht zu vergessen, wozu Sie sich unter Eid verpflichtet haben.« Er zog kurz die Stirn in Falten. »Ihre Essenswünsche können Sie auf dem Weg zum Besprechungszimmer dem Beamten mitteilen. Vielen Dank.«
    Jamie sah die Geschworenen wie auf einer Perlenschnur aufgefädelt sich durch die Seitentür hinausschlängeln. Er ließ den Kopf auf den Tisch der Verteidigung sinken und schloß die Augen. So blieb er sehr, sehr lange sitzen, bis die herumschwirrenden Reporter den Saal verlassen hatten, bis Allie es aufgegeben hatte, mit ihm ins Gespräch zu kommen, und bis die Zuschauerränge sich geleert hatten. Dann legte Graham ihm die Hand auf die Schulter. »Wir gehen jetzt spazieren«, schlug er vor.
    G ESCHWORENEN- U RTEIL
S TAAT VON M ASSACHUSETTS GEGEN J AMES R EID M AC D ONALD
V ERFAHRENSNUMMER 1098-96
     
(  ) 1.  Wir befinden den Angeklagten des vorsätzlichen Mordes für SCHULDIG .
(  ) 2.  Wir befinden den Angeklagten des vorsätzlichen Mordes für NICHT SCHULDIG .
(  ) 3.  Wir befinden den Angeklagten des vorsätzlichen Totschlags für SCHULDIG .
(  ) 4.  Wir befinden den Angeklagten des vorsätzlichen Totschlags für NICHT SCHULDIG .
(  ) 5.  Wenn Sie den Angeklagten des Mordes für NICHT SCHULDIG befunden haben, haben Sie ihn für NICHT SCHULDIG befunden aufgrund einer Unzurechnungsfähigkeit zur Tatzeit?
(  ) 6.  Wenn Sie Frage Nr. 5 MIT JA beantwortet haben: Hält diese Unzurechnungsfähigkeit noch an?
    Graham hatte draußen mit Jamie spazierengehen wollen, doch auf der Treppe vor dem Gerichtsgebäude rauchten und palaverten so viele Reporter, daß er seinen Mandanten praktisch den Löwen zum Fraß vorwerfen würde, wenn er dort mit ihm auftauchte. »Wir probieren es dort oben«, disponierte er um und schleppte Jamie zwei Stockwerke hinauf zu den Büros des Gerichts von Pittsfield.
    Er haßte diesen Abschnitt des Prozesses. Jetzt konnte er nichts, absolut nichts mehr tun, als im Kopf die Aussagen seiner Zeugen und die Kreuzverhöre durchzugehen, und etwaige Fehler zu finden. In Jamies Fall hatten sie einige Schlachten gewonnen und andere verloren. Doch der Ausgang des Krieges war immer noch offen.
    Angesichts von Jamies Miene wünschte er sich, ihn irgendwie aufmuntern zu können; aber in diesem Augenblick gab es nichts, was sein Klient hören wollte oder mußte. Jamie starrte durch ein vergilbtes Fenster auf den Parkplatz. Graham trat hinter ihn und beobachtete, wie der Gerichtspförtner sich in ein Auto beugte und jemandem den Weg erklärte.
    »Falls ich es vergessen sollte, Anwalt«, sagte Jamie, ohne sich umzudrehen, »Sie haben gute Arbeit geleistet.«
    Graham schüttelte den Kopf. »Wir sind noch nicht am Ziel.«
    »Trotzdem«, widersprach Jamie und beließ es dabei.
    »Kann ich Ihnen irgendwas besorgen?« fragte Graham. »Kaffee? Etwas zu essen?«
    Jamie drehte sich um und vergrub die Hände in den Hosentaschen. »Wenn sie mich mitnehmen, wer kriegt dann den Anzug?«
    Graham schwieg, sprachlos vor Schreck. »Der wird für Sie aufbewahrt. Zusammen mit Ihrer Uhr und Ihrem Geld und solchen Dingen.«
    Jamie blickte wieder aus dem Fenster. »Das ging mir nur gerade durch den Kopf.«
    Als Graham ihn allein ließ, vorgeblich um auf die Toilette zu verschwinden, obwohl Jamie wußte, daß er in Wahrheit momentan keine besonders angenehme Gesellschaft für seinen Anwalt war, wanderte Jamie weiter durch den Gang im zweiten Stock des Gerichtsgebäudes. Die meisten Türen hatten Milchglasscheiben, durch die man unwillkürlich einen Blick warf und die doch nichts erkennen ließen. In einer Reihe von Zimmern war es dunkel, und die meisten waren abgeschlossen. Jamie mußte lächeln. Allein der Himmel wußte, was für Kriminelle in einem Gerichtsgebäude durch die

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