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In Einer Zaertlichen Winternacht

In Einer Zaertlichen Winternacht

Titel: In Einer Zaertlichen Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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liegende
Frau auf dem Bett zu übersehen. Juliana saß neben Rose-of-Sharon, hielt ihre
Hand und sprach besänftigend auf sie ein. Allein ihr Anblick beruhigte Lincoln
ein wenig.
    Ben dagegen
war überhaupt nicht zu beruhigen.
    Er lief vor
dem Bett auf und ab und fuhr sich bei jedem Schritt verzweifelt durch die
Haare. Er sah wie ein Wilder aus, wie ein Einsiedler aus dem Hochwald, der sich
in diesem neuen Umfeld nicht zurechtfand.
    »Geh in
unser Haus«, befahl Tom dem jungen Ehemann. »Du bist uns hier keine große
Hilfe.«
    Ben biss
die Zähne zusammen, starrte seine weinende, schwitzende Frau an und wirkte,
als wollte er jemanden niederschlagen. Doch dann beugte er sich über
Rose-of-Sharon, küsste sie auf die Stirn und tat, was ihm gesagt worden war.
Fahrig zog er seinen Mantel an, ging ohne ein Wort oder einen Blick an Lincoln
vorbei und schloss mit einem leisen Knall die Tür hinter sich.
    Lincoln,
der nicht wusste, ob er bleiben oder sich Ben an die Fersen heften sollte,
verharrte an der Tür und betrachtete den kleinen, armseligen Christbaum, der
mit bunten Wollfäden und ungeschickt ausgeschnittenem Papierschmuck behängt
war. Zwei in braunes Papier gewickelte und mit grobem Garn zugebundene
Päckchen lagen darunter.
    »Atme ganz
langsam, Rose-of-Sharon«, hörte er Juliana sagen. So weich und ruhig ihre
Stimme auch klang, ihre Sorge konnte sie nicht ganz verbergen.
    Lincoln
versuchte selbst, langsamer zu atmen, weil er das für eine gute Idee hielt.
    Rose-of-Sharon,
ein hübsches Ding mit glänzend braunem Haar, war längst nicht mehr in der Lage,
sich gegen die Hilfe eines Indianers zu wehren. »Kommt ... kommt der Arzt bald?«,
fragte sie nach einem langen erstickten Stöhnen, das einem in den Ohren
schmerzte.
    Inzwischen
war der Schnee so tief, dass selbst die Zugpferde es kaum geschafft hatten,
sich ihren Weg zu bahnen.
    »Ja«, log
Tom, krempelte die Ärmel auf und neigte den Kopf leicht in Julianas Richtung. »Er
ist ganz sicher schon unterwegs.«
    Juliana und
Tom mussten ein wortloses Signal ausgetauscht haben, denn Juliana nickte und
hob die Bettdecke an.
    Das
Leintuch und Rose-of-Sharons Nachthemd waren dunkelrot.
    Lincoln
wandte den Blick ab und machte sich daran, ein Feuer in dem kleinen Ofen zu
entzünden, der zugleich zum Kochen und Heizen diente. Weil die Fugen zwischen
den Holzstämmen der Wände dicht waren, würde der Raum warm bleiben.
    Rose-of-Sharon
kreischte auf, ihre Stimme kratzte an Lincolns Innerstem wie eine scharfe
Kralle. Einen Moment lang lag Beth in diesem Bett und nicht Ben Gainers junge
Frau.
    Er fragte
sich erneut, ob er nicht besser gehen sollte, so wie Ben, aber irgendetwas
hielt ihn zurück. Er würde nur gehen, wenn Tom ihn dazu aufforderte, ansonsten
beschloss er zu bleiben und zu tun, was er konnte, was vermutlich nicht gerade
viel war.
    »Stell
Wasser auf den Herd«, hörte er Tom hinter sich sagen. »Und dann hol mir meinen
Medizinbeutel aus dem Haus.«
    Lincoln
nickte – sprechen konnte er nicht –, fand einen Wasserkessel, ging nach
draußen, um ihn mit Schnee zu füllen, weil der Eimer leer war, und stellte ihn
auf den Herd. Dann lief er mit dem Eimer zum Brunnen, um ihn mit Wasser zu
füllen, und trug ihn wieder in die Hütte. Anschließend stapfte er zum Haus,
verärgert, dass er nur langsam vorankam. In der Küche stellte er fest, dass
alle Kinder und Ben sich am Tisch versammelt hatten und auf ihre Hände
herabschauten.
    Aus
irgendeinem Grund traf ihn dieser Anblick mitten ins Herz, einen Moment lang
konnte er sich nicht rühren. Als es ihm endlich gelang, den Bann zu brechen,
rannte er in Toms Zimmer, das eigentlich nicht viel mehr als eine Kammer war,
und zog den ihm so vertrauten Lederbeutel unter dem Bett hervor. Josephs
Schlaflager, zusammengebaut aus gefalteten Decken und Leintüchern, lag
zerknittert in einer Ecke.
    Als er den
Raum wieder verließ, wäre er beinahe mit Ben zusammengestoßen.
    »Rose-of-Sharon?«,
stieß Ben mit heiserer Stimme aus, seine Augen lagen tief in den Höhlen.
    »Es ist
noch zu früh, um mehr zu wissen«, sagte Lincoln und ging an ihm vorbei.
    »Ich mache
mich auf den Weg zum Arzt.« Ben folgte ihm zur Hintertür.
    Lincoln
drehte sich um. »Nein«, sagte er. »Du wirst es nie bis in die Stadt schaffen,
und selbst wenn, wird der alte Doc Chaney bei diesem Wetter keinen Schritt vor
die Tür wagen.«
    »Meine Frau
könnte sterben!«
    Lincoln sah
an ihm vorbei direkt in Gracies Augen. Sie war bleich vor Entsetzen,

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