Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Einer Zaertlichen Winternacht

In Einer Zaertlichen Winternacht

Titel: In Einer Zaertlichen Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
Halb
schlafend murmelte Gracie etwas und schloss die Augen, während Juliana sie
zudeckte und auf die Stirn küsste.
    Lächelnd
nahm sie Theresa das Buch aus der Hand, küsste sie ebenfalls und löschte das
Licht; sie war sich die ganze Zeit im Klaren, dass Lincoln sie von der Tür aus
beobachtete.
    Wieder trat
er zur Seite, um sie vorbeizulassen, und lächelte, als sie in dem kühlen
Luftzug erschauerte und die Arme um sich schlang.
    »Ich möchte
Ihnen etwas zeigen«, sagte er.
    Neugierig
ließ sie sich von ihm ans Ende des Flurs führen, wo er eine Tür öffnete,
eintrat und eine Lampe entzündete. Weiches Licht ergoss sich über den Boden zu
Julianas Füßen. Sie zögerte einen Moment, dann folgte sie ihm und hielt den
Atem an, als sie die Badewanne mit dem Dampfkessel darüber entdeckte, der Wärme
und den Duft von Holz im Raum verteilte.
    So einen
Luxus hatte Juliana nicht mehr genossen, seit sie das Haus ihrer Großmutter in
Denver verlassen hatte. Damals hatte sie Gaslicht und warmes Wasser als
selbstverständlich betrachtet. Seither aber musste sie sich mit Schwamm und
Waschschüssel begnügen und hin und wieder mit einem heimlichen Bad im
Waschzuber.
    »Im
Frühjahr habe ich vor, eine Kommode und ein Waschbecken hineinzustellen«,
erklärte Lincoln scheu. »Und es heißt, dass es in ein paar Jahren in Stillwater
Springs Strom geben soll.«
    Juliana war
überwältigt. Mit einer Hand auf dem Herzen lehnte sie sich an den Türrahmen. Er
drückte sich an ihr vorbei, ihre Körper berührten sich kurz.
    Eine
wohlige Hitze pulsierte tief in Julianas Innerem.
    Ohne ein
weiteres Wort zog Lincoln sich zurück. Sie ließ das Wasser einlaufen und holte
ihr Nachthemd und den Morgenmantel aus dem warmen Zimmer, in dem Daisy und
Billy-Moses tief und fest schliefen.
    Das Bad war
ein einziges Wunder. Ein Geschenk. Juliana ließ sich mit geschlossenen Augen
ins Wasser gleiten. Nachdem das Wasser kühl geworden war, kletterte sie hinaus,
trocknete sich ab und schlüpfte in Nachthemd und Morgenmantel. Sie sah Licht
unter der Tür des Zimmers, in dem vermutlich Lincoln schlief. Und wenn es nicht
so schamlos gewesen wäre, hätte sie sachte an die Tür geklopft und sie weit
genug geöffnet, um »vielen Dank« zu flüstern.
    Stattdessen
ging sie auf leisen Sohlen zurück in die Küche.
    Joseph las
noch immer aus Oliver Twist vor, er saß inzwischen am Tisch, und Tom
hörte noch immer zu, während er seine Pfeife rauchte und in die Ferne starrte,
als ob er die Geschichte vor seinen eigenen Augen sehen konnte.
    Geräuschlos
zog Juliana sich wieder zurück.
    In dieser
Nacht schlief sie tief und fest.
    Bei Tagesanbruch hörte es auf zu
schneien, doch als Lincoln sich den Weg zum Stall bahnte, reichte ihm der
Schnee bis zu den Knien. Selbst den Zugpferden würde es schwerfallen, sich
durchzukämpfen. Die Rinder aber brauchten Futter, und das bedeutete, dass er
den Schlitten anspannen und ihn mit Heu beladen musste.
    Hoffentlich
hatte Wes es sicher bis nach Hause geschafft. Aber das würde er erst
herausfinden, wenn die Straßen wieder passierbar waren.
    Er dachte
über Juliana nach und wie sie sich über die Badewanne gefreut hatte. Seine
Mutter hatte darauf bestanden, dass dieses Ding aufgestellt wurde. Sie war es
leid gewesen, Wasser auf dem Herd zu erhitzen und in der Küche zu baden, immer
in der Furcht, dass ein Mann hereinkommen und sie im »Evakostüm« sehen könnte.
    Seinerzeit
hatte er das als albern abgetan, als reine Geldverschwendung, doch dann hatte
Beth ihm wenige Monate vor ihrem Tod erzählt, dass sie in Boston auch eine
Badewanne gehabt hätte und sie manchmal vermisste.
    Also ritt
Lincoln noch am selben Tag in die Stadt und gab bei Willand's
Gemischtwarenladen eine Bestellung auf. Wochen später, als das moderne Wunder
mit dem Zug aus Denver gekommen war, in einer Kiste, groß genug, darin einen Konzertflügel
unterzubringen, war die halbe Stadt hinauf auf die Ranch gekommen, um
zuzusehen, wie die Wanne abgeladen und im kleinsten Zimmer aufgestellt wurde.
    Ehemänner
zogen Lincoln zur Seite und beschwerten sich, dass ihre Frauen nun auch so eine
höllische, neumodische Vorrichtung haben wollten.
    Er äußerte
sein Mitgefühl, erklärte aber, dass eine Badewanne mit Dampfkessel ein geringer
Preis für ein friedliches Eheleben wäre. Himmel, allein der ungläubige Ausdruck
auf Julianas Gesicht war es schon wert gewesen.
    Sofort
schlug das schlechte Gewissen zu wie eine geballte Faust. Eilig betrat er den
Stall und

Weitere Kostenlose Bücher