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In Einer Zaertlichen Winternacht

In Einer Zaertlichen Winternacht

Titel: In Einer Zaertlichen Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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zweifellos
dachte sie an den Tod ihrer eigenen Mutter. Er wäre so gern zu ihr gegangen,
um ihr zu versichern, dass alles gut gehen würde.
    Das Problem
war nur, dass er das nicht wusste.
    »Ja«,
erwiderte er ernst, weil es jetzt nichts mehr zu sagen gab als die reine
Wahrheit. »Sie könnte sterben. Aber es ergibt trotzdem keinen Sinn, wenn du
irgendwo zwischen hier und Stillwater Springs erfrierst, egal ob sie stirbt
oder nicht. Davon abgesehen, wenn Rose-of-Sharon und das Baby überleben, dann
brauchen sie dich.«
    Ben dachte
einen Moment über diese Worte nach, schluckte hart und nickte dann widerwillig.
    Lincoln
stürzte aus der Tür und watete mühsam durch den Schnee zur Hütte zurück. Der
Riemen des Medizinbeutels schnitt scharf in seine Schulter.
    Juliana hatte noch nie in ihrem ganzen
Leben solche Angst gehabt. Gleichzeitig war sie merkwürdig ruhig, als ob ein
anderes Ich in ihr die Lehrerin zur Seite geschoben und die Kontrolle
übernommen hätte.
    Die
Szenerie glich einem Albtraum mit all dem Blut und der armen Rose-of-Sharon,
die brüllte, als ob ihr Innerstes zerreißen würde.
    Kaum war
Lincoln endlich zurück, nahm Tom ihm den Beutel aus der Hand und fischte mit
feierlichem Gesicht ein Säckchen mit seltsamen Brandzeichen heraus. Mit seinen
blutverschmierten Händen reichte er es Juliana und bat sie, etwas von den
Samen darin unter Rose-of-Sharons Zunge zu legen.
    Zitternd
gehorchte sie.
    »Nicht
schlucken«, befahl Tom dem Mädchen. »Das wird in ein paar Minuten den Schmerz
lindern, und dann werden wir dafür sorgen, dass dieses Kind geboren wird.«
    »Muss ich
sterben?«, fragte Rose-of-Sharon mit flehender Stimme, ihr Blick jagte unruhig
zwischen Juliana und Tom hin und her. Sie sah so klein und jung aus – nicht
älter als fünfzehn. Für Mädchen ihrer Herkunft war es üblich, so jung zu
heiraten. »Wird mein Baby sterben?«
    Tom
antwortete mit seinem indianischen Akzent, bei dem gewisse Silben kaum betont
wurden. »Nein«, sagte er mit solcher Überzeugungskraft, dass Juliana zu ihm
aufblickte. Sein Gesicht wirkte entschlossen, ruhig und unerschütterlich. »Aber
es könnte eine Weile dauern. Sie müssen jetzt so tapfer wie nur möglich sein.«
    Rose-of-Sharon
biss sich fest auf die Unterlippe, dann nickte sie, ihre Haut glänzte vor
Schweiß, und sie suchte Julianas Blick. Halt mich fest, schienen ihre Augen zu
sagen. Und lass nicht los.
    »Ich bin
hier«, erwiderte Juliana in demselben Ton, den sie bei den Kindern anschlug,
wenn sie krank waren oder nachts Angst bekamen. Sie drückte Rose-of-Sharons
kleine Hand. »Ich bin genau hier, Rose-of-Sharon, und ich werde nicht weggehen.«
    Diese
Worte, so ruhig ausgesprochen, standen im absoluten Gegensatz zu ihren wahren
Gefühlen. Wenn es nach ihr ginge, wäre sie aufgesprungen und hinaus in den
Schnee gerannt, um tief Luft zu holen und sich dann die Lunge aus dem Leib zu
schreien. Was hielt sie davon ab?
    Sicherlich
die Notwendigkeit, zumindest zum Teil. Und Toms ruhige Selbstsicherheit. Aber
vor allem blieb sie, weil sie wusste, dass Lincoln hier war, sie spürte
deutlich seine Anwesenheit.
    Er wirkte
so stark und unerschütterlich wie die Berge, die sich in der Ferne in den
Himmel aufrichteten.
    Als das
Wasser kochte, bat Tom um eine Schüssel, dann forderte er Lincoln auf, noch
mehr Wasser zu erhitzen. Juliana wusch Rose-of-Sharon und half ihr in ein
frisches Nachthemd, während Tom die beschmutzten Leintücher wechselte.
    Zwischen
den klagenden Schreien, wenn ihr Körper sich mit aller Macht anspannte, ruhte
Rose-of-Sharon sich mit geschlossenen Augen aus. Ihre blassen Lippen stießen
ununterbrochen stumme Gebete oder Verwünschungen aus.
    Das Licht
wurde schwächer, schattig.
    Lincoln
entzündete die Lampen und verließ die Hütte, um nach den Kindern zu sehen und
sich um die Tiere im Stall zu kümmern.
    Juliana, so
beschäftigt sie auch sein mochte, wagte kaum zu atmen, bis er wieder zurück
war.
    Tief in der
Nacht war es dann endlich so weit. Zu erschöpft, um noch zu schreien, wurde
Rose-of-Sharon von Krämpfen geschüttelt, sie verdrehte die Augen, den Körper
in einem unmöglichen Winkel nach oben gewölbt.
    In diesem
Moment kam das Kind zur Welt, ein winziges, bläulich angelaufenes Wesen,
bewegungslos und stumm.
    Tom nahm
den kleinen Körper in seine Hände.
    War das
Kind tot? Juliana wartete mit angehaltenem Atem, und sie fühlte, dass es
Lincoln genauso erging.
    Und dann
lächelte Tom, nahm eines der Leintücher und wickelte das

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