In Einer Zaertlichen Winternacht
zündete eine Laterne an. Er hatte die Badewanne für Beth gekauft,
nicht für Juliana.
Die Kuh
schnaubte, sie wollte gemolken werden.
Lincoln
streichelte sie besänftigend zwischen den Ohren und gab ihr Heu zu fressen.
Sobald er die Pferde und Wes' Esel gefüttert hatte, begann er, Wasser aus dem
Brunnen zu schöpfen, um die Wassertröge zu füllen.
Erst dann
hatte er Zeit, die Kuh zu melken. Anschließend kehrte er mit einem Eimer in der
Hand zurück zum Haus. Inzwischen schneite es wieder.
Einen
Moment lang fühlte sich Lincoln bis auf die Knochen erschöpft. Die
Viehwirtschaft war immer ein hartes Geschäft, immer ein Risiko, doch bei
solchem Wetter war die Arbeit geradezu grausam.
Als er
Juliana in der Küche erblickte, wie sie gerade Kaffee kochte, ging es ihm
sofort besser.
Tom war
nirgends zu entdecken, und das war so ungewöhnlich, dass Lincoln sich Sorgen
machte. Gerade als er Juliana fragen wollte, ob sie ihn gesehen hatte, kam Tom
aus seinem Zimmer direkt neben der Küche. Er stopfte sich sein Sackleinenhemd
in die Hose.
»Zu viel
gelesen«, sagte er. »Dieser Junge, Oliver, hat mich wach gehalten.«
Lachend
goss sich Lincoln einen Becher Kaffee ein. »Was gibt es zum Frühstück?«, fragte
er. »Schleimsuppe?«
Tom wirkte
verdutzt, doch Juliana lächelte. »Wie wäre es mit Haferbrei?«, schlug sie
strahlend vor.
»Keine
Schleimsuppe?«, zog Lincoln sie auf.
Sie lachte.
»Sie haben meinen Haferbrei noch nicht probiert.« Die Schleimsuppe wäre, wie
sich herausstellte, die bessere Wahl gewesen.
Joseph, der
ziemlich zerknittert am Frühstückstisch erschien, schnitt eine Grimasse, sowie
er den Brei sah. »Ist nicht noch etwas von dem Bärenfleisch übrig?«, fragte er
traurig.
Tom war der
Einzige, der eine zweite Schüssel Haferbrei akzeptierte.
Als die
drei Männer das Haus verließen, stießen sie auf Ben Gainer. Er wirkte äußerst
besorgt. Seine Sommersprossen zeichneten sich gegen seine bleiche Haut ab, und
das braunrote Haar stach unter seinem Hut nach allen Seiten heraus. »Rose-of-Sharon
fühlt sich heute Morgen gar nicht gut«, informierte er die anderen.
»Dann
solltest du besser bei ihr bleiben«, meinte Tom ruhig.
»Ich habe
ihr vorgeschlagen, dass du nachschaust, ob das Kind schon unterwegs ist, aber
sie sagte ...« Ben wurde knallrot. Er wandte den Blick ab und wirkte noch
trostloser als zuvor.
Sie alle
wussten, was Rose-of-Sharon Gainer gesagt hatte. Sie wollte nicht, dass ein
Indianer sie untersuchte, egal wie schlecht sie sich fühlte.
»Ist schon
gut, Ben«, sagte Tom. »Wenn es schlimmer wird, kannst du Joseph auf die Ranch
schicken, um mich zu holen.«
Verdrossen
stampfte Ben auf, um die Blutzirkulation in den Füßen anzuregen, und nickte.
Sein Atem malte kleine Wölkchen in die Luft. »Bei dem vielen Schnee kann ich
nicht in die Stadt reiten, um den Arzt zu holen.«
Joseph
wandte sich an Tom. »Komme ich denn nicht mit dir? Auf die Ranch?«
»Das kann
Mike machen. Du bleibst hier und hilfst Art dabei, den Schlitten mit Heu
vollzuladen.«
Der Junge
schien protestieren zu wollen, überlegte es sich dann aber anders. Seufzend
stapfte er zum Stall.
Eine halbe
Stunde später warfen sie die erste Heuladung vom Schlitten. Die Rinder standen
eng zusammengedrängt, um sich gegenseitig zu wärmen und so gut es ging gegen
den Wind abzuschirmen. Die Luft, die sie ausatmeten, stieg über ihnen auf wie
Rauch aus einem Kamin.
Der Bach
war halb zugefroren, aber er floss.
Sie holten
eine weitere Ladung Heu und ritten zurück. Tom suchte die Umgebung nach Wolfs-
oder Kojotenspuren ab, konnte aber keine entdecken.
Als sie das
nächste Mal zum Stall zurückfuhren, kam ihnen Joseph schon entgegen, bis zur
Hüfte im Schnee und mit beiden Armen winkend.
Lincoln
beschlich ein unangenehmes Gefühl.
Der Junge
schrie etwas, das Lincoln nicht verstehen konnte. Aber das spielte keine Rolle.
Irgendetwas stimmte nicht, das war alles, was er wissen musste.
Er trieb
die Zugpferde noch härter an, während Tom vom Schlitten sprang und durch den
tiefen Schnee auf den Jungen zueilte.
Kapitel 5
Lincoln hörte die Schreie bereits, als er
die Pferde bei Joseph ließ, damit er sie abspannen und in den Stall bringen
konnte. Er folgte Tom so schnell er konnte in die kleine Hütte. Als er einen
kurzen Blick zum Haupthaus warf, entdeckte er Gracie und Theresa, die mit
besorgten blassen Gesichtern am Fenster standen.
Die Hütte
hatte nur neun Quadratmeter, somit war es unmöglich, die in den Wehen
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