In einer zartlichen Winternacht Hor auf die Stimme deines Herzens
nehmen.“ Brads Schwester unterbrach Meg. „Aber dort oben ist es kalt und stockdunkel. Es könnte eine unbequeme lange Nacht werden.“
„Kein Zimmerservice?“, scherzte Meg.
Olivia lächelte matt, bevor sie Brad einen herausfordernden Blick zuwarf. „Kommst du nun mit oder nicht,
Cowboy?“
„Verdammt, ja, ich bin dabei.“ Reiten war etwas, das man nie verlernte, doch es war eine Weile her, dass er im Sattel gesessen hatte. Was bedeutete, dass er morgen früh jeden Muskel spüren würde. „Was ist mit den Tieren auf der Triple M, Meg? Wer füttert deine Pferde, falls es wirklich die ganze Nacht dauern sollte?“
„Bis morgen früh sind sie versorgt“, antwortete Meg. „Falls ich bis dahin nicht zurück bin, bitte ich Jesse, Rance oder Keegan, sich um die Tiere zu kümmern.“
Olivia fuhr in ihrem Geländewagen vor, Brad folgte ihr im Pick-up und Meg im Blazer. Er machte sich Sorgen um Ransom, und es beunruhigte ihn, wie vernarrt Livie in den Hengst war, aber die Rettungsaktion hatte auch etwas Gutes – er würde die Nacht mit Meg McKettrick verbringen, wenn auch auf der harten, halb gefrorenen Erde. Als echter Gentleman würde er seinen Schlafsack mit ihr teilen – und seine Körperwärme.
„Sehr schlau von dir“, sagte Angus, als er auf Megs Beifahrersitz auftauchte. „Ich hatte schon Angst, du fährst nicht mit. Vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung für dich.“
„Ich dachte, du wolltest mich in Ruhe lassen?“
„Keine Sorge. Wenn ihr euch einen Schlafsack teilt, ziehe ich mich rechtzeitig zurück.“
„Ich habe nicht vor, mir mit Brad O’Ballivan einen Schlafsack zu teilen.“
Angus seufzte und schob seinen mit Schweißflecken übersäten Hut aus der Stirn. Sonst trug er nie einen, deshalb vermutete sie, dass mit schlechtem Wetter zu rechnen war. „Wäre aber vielleicht eine gute Idee“, grummelte er und löste sich in Luft auf.
Als Olivia plötzlich vor einem Gatter hielt, wäre Meg fast auf Brads Pick-up aufgefahren. Im Scheinwerferlicht stieg er aus und kam auf sie zu.
Er sah nicht wütend aus, nur sehr ernst.
„Wenn du bei mir mitfahren möchtest, ist mir das recht, Meg“, sagte er, als sie die Seitenscheibe herunterkurbelte, „aber falls ich auch noch deinen Wagen transportieren soll, schlage ich vor, du wartest, bis ich in einer Vertiefung halte und die Ladeklappe öffne.“
„Entschuldigung.“
Kopfschüttelnd kehrte er zum Pick-up zurück. Inzwischen hatte Olivia das Tor aufgemacht, hinter dem ein staubiger Weg zwischen Wacholderbüschen und Agaven hindurchführte, die sich in den kargen Boden krallten.
Wenig später überquerten sie einen Hügel und erreichten ein Tal. Vor ihnen tauchten die Lichter der Stone-Creek-Ranch auf. Als sie dort ankam, stellte Meg den Motor ihres Wagens ab und folgte Brad und Olivia in die Scheune.
„Das dort drüben ist Cinnamon.“ Olivia zeigte auf einen hochgewachsenen Fuchs auf der anderen Seite des Mittelgangs.
Meg zögerte keine Sekunde und fand nach kurzer Suche die Sattelkammer. Brad und seine Schwester saßen bereits auf ihren Pferden, als sie den Wallach ins Freie führte.
„Brauchst du Hilfe?“, fragte Brad.
Cinnamon war ein großer Kerl und höher als jeder Vierbeiner in Megs Stall, aber sie hatte schon im Sattel gesessen, bevor sie laufen gelernt hatte.
„Nicht nötig“, erwiderte sie, bevor sie sich am Knauf festhielt und einen Fuß in den Steigbügel stellte. Es war nicht einfach, aber sie schaffte es, Cinnamon zu besteigen, ohne sich zu blamieren.
Es war schlichtweg verrückt, in der Dunkelheit über die Weiden, Hügel und durch die versteckten Schluchten der Stone-Creek-Ranch zu reiten und einen geheimnisvollen Hengst zu suchen, der nicht gefunden werden wollte. Dass ich so was getan habe, ist einfach zu lange her, dachte Meg betrübt, während sie Brad und seiner Schwester auf dem geliehenen Pferd folgte.
Olivia hatte alles in ihren Satteltaschen verstaut, was sie für derartige Notfälle brauchte. Auch wenn sich Meg sicher war, dass ihnen Ransom – verwundet oder nicht – entkommen würde, bewunderte sie die Entschlossenheit der jungen Tierärztin. Olivia O’Ballivan hatte ihrem Leben einen Sinn gegeben, und darum beneidete Meg sie ein wenig.
Der fast volle Mond spendete genug Licht, aber je höher sie ritten, desto schmaler wurde der Weg, und das hügelige Gelände war felsig und fiel steil ab. Ein falscher Schritt eines der Vierbeiner und Pferd und Reiter würden mehrere Hundert Meter in die
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