In einer zartlichen Winternacht Hor auf die Stimme deines Herzens
sondern seine Frau am Apparat hatte. Natürlich würde er sich um die Pferde kümmern, aber er würde wissen wollen, wohin sie ging. Und wenn sie ihm erzählte, dass Brad O’Ballivan und sie in den Sonnenuntergang reiten wollten, würde er sie damit gnadenlos aufziehen. „Hör mal, Cheyenne. Könnt ihr mir einen Gefallen tun? Ich unternehme mit einem Freund einen längeren Ausritt und bin vermutlich heute Abend zurück, aber …“
„Handelt es sich bei dem
Freund
zufällig um den berühmten Brad O’Ballivan?“
„Ja“, gab Meg zu und wendete den Wagen, um nach Stone Creek zu fahren. Es war noch dunkel, nur über den Hügeln im Osten färbte sich der Himmel bereits rosa. „Cheyenne, könntest du Jesse bitten, nach meinen Pferden zu sehen, wenn er bis heute Abend um sechs nichts von mir gehört hat?“
„Natürlich. Du reitest also mit Brad aus, und es könnte bis morgen dauern. Hmmmm …“
„Es ist nichts Romantisches!“, versicherte sie. „Ich helfe ihm nur, einen Hengst zu suchen, bevor dem etwas zustößt, das ist alles.“
„Ich
verstehe“
, erwiderte Cheyenne zuckersüß.
„Nur aus Neugier – wie bist du darauf gekommen, dass es Brad ist?“
„Die ganze Stadt spricht darüber, dass du dich im
Dixie Dog
mit dem bösesten Buben der Countrymusik getroffen hast.“
„Na toll“, entfuhr es Meg. „Das heißt, Jesse weiß es und Rance und Keegan.“
Cheyenne lachte leise, aber ihre Stimme war voller Besorgnis. „Rance und Jesse sind dafür, Brad zu verprügeln, weil er dir vor all den Jahren so wehgetan hatte. Keegan dagegen ist die Stimme der Vernunft. Er meint, sie sollten Brad eine Woche Zeit lassen, es wiedergutzumachen, und ihn
erst dann
verprügeln.“
„Typisch McKettrick.“ Megs Cousins beschützten sie wie Brüder, und sie liebte sie dafür. Leider litt ihr Privatleben unter der Wachsamkeit der drei.
„Lass uns später darüber reden“, schlug Cheyenne vor. „Du solltest am Steuer nicht telefonieren.“
„Danke, Chey.“
Als sie auf der Stone-Creek-Ranch eintraf, kam Brad aus dem Haus, um sie zu begrüßen. Er trug Jeans, Stiefel, ein Arbeitshemd und eine Lederjacke.
Bei seinem Anblick stockte Meg der Atem. Sie war froh, den Blazer parken und abschließen zu können, und nutzte die Zeit, um sich zusammenzureißen. Normalerweise war sie nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. In ihrer Zeit bei
McKettrickCo
hatte sie harte Verhandlungen geführt, ohne jemals die Nerven zu verlieren – aber Brad hatte etwas, gegen das sie offenbar machtlos war.
Bevor sie noch einmal tief durchatmen konnte, öffnete er ihre Fahrertür.
„Hungrig?“
„Ich hatte Kaffee und Toast.“
„Das reicht nicht bis zum Mittag“, erwiderte er. „Komm herein. Auf dem Herd steht
richtiges
Essen.“
„Okay.“ Sie konnte die Einladung schlecht ablehnen. Es sei denn, sie blieb wie ein trotziges Kind im Wagen sitzen.
Wie auf der Triple M auch, war das Haus der O’Ballivans groß, rustikal und strahlte Traditionsbewusstsein aus. Die Veranda erstreckte sich über die ganze Vorderfront, und die Hintertür lag der Scheune am nächsten. Die Küche war geräumig, aber verriet nicht – abgesehen vom Holzboden –, wie lange die Familie die Ranch schon betrieb. Es gab Arbeitsflächen aus Granit, glänzende Schranktüren und ultramoderne Geräte.
Fast ein wenig enttäuscht, sah Meg sich um. Auch auf der Triple M waren sämtliche Küchen renoviert worden, aber die Herde wurden noch immer mit Holz befeuert. Schon ihre Vorfahren hatten an den Tischen gesessen.
Brad entging ihre Reaktion nicht, doch anstatt darauf einzugehen, servierte er ihr ein Omelett und stellte ihr einen Becher Kaffee hin.
„Du kochst?“, fragte sie ungläubig, während sie sich die Hände an der Edelstahlspüle wusch.
„Ich kenne mich ein wenig in der Küche aus“, erwiderte er bescheiden. „Lass es dir schmecken. Ich sattle inzwischen die Pferde.“
Meg nickte und nahm Platz.
Das Omelett war köstlich, der Kaffee würzig und stark. Dennoch fühlte sie sich in der Küche nicht wohl. Sie fragte sich, was Maddie O’Ballivan davon halten würde, dass sie hier war. Oder Brads Mutter.
Sie aß so viel sie konnte, stellte das Geschirr in die Spülmaschine und eilte zur Hintertür. Brad stand mit den Pferden vor der Scheune. Sein geschecktes Cowboypferd war bereits gesattelt, bei Cinnamon zog er gerade die Gurte fest. Er hob Megs zusammengerollte Decke auf und schnallte sie hinter den Sattel.
„Du hast nicht viel mit.“
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