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In eisige Höhen

Titel: In eisige Höhen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Krakauer
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Berührung einer Frau, dem Singen der Vögel, dem Duft von zwischen meinen Fingern zerbröckelndem Ackerboden und von dem strahlenden Grün der Pflanzen, die ich eifrig gieße. Ich möchte ein Stück Land kaufen, und ich werde darauf Rehe und Hirsche und Wildschweine und Vögel großziehen und es mit Pappeln und Platanen besäen und einen Teich anlegen, und die Enten werden kommen, und Fische werden im dämmrigen Abendlicht auftauchen und mit ihren Mäulern nach Insekten schnappen. Durch die Walder werden Pfade führen, und du und ich werden uns in den sanften Wölbungen und Furchen des Erdbodens verlieren. Wir werden am Ufer ankommen und im Gras liegen, und es wird da ein kleines unauffälliges Schild geben, auf dem steht: DIES IST DIE WIRKLICHE WELT, MUCHACHOS, UND WIR SIND ALLE HIER. - 
B. Traven...
    CHARLES BOWDEN
    Blood Orchid
     
    Ein paar von den Leuten, die letzten Mai auf dem Everest waren, erklärten mir, daß sie es schafften, die Tragödie hinter sich zu lassen. Mitte November erhielt ich einen Brief von Lou Kasischke, in dem er schrieb:
In meinem Fall hat es ein paar Monate gedauert, bis das Positive sich herauskristallisierte. Aber irgendwann war's dann soweit. Der Everest war die schlimmste Erfahrung meines Lebens. Aber das war damals. Und jetzt ist jetzt. Ich konzentriere mich auf das Positive. Ich habe ein paar wichtige Dinge über das Leben, über andere und mich selbst herausgefunden. Ich spüre förmlich, daß ich
    das Leben nun mit klareren Augen sehe. Ich sehe Dinge, die mir bisher stets verborgen geblieben sind.
    Lou war gerade von einem Wochenende bei Beck Weathers in Dallas zurückgekehrt. Nach seiner Hubschrauberevakuierung wurde Beck der rechte Unterarm bis zur Hälfte amputiert. Auch Daumen und sämtliche Finger der linken Hand mußten entfernt werden. Seine Nase wurde wegoperiert und mit Gewebe aus seinem Ohr und seiner Stirn wieder aufgebaut. Lou sinnierte, daß der Besuch bei Beck...
    ...
sowohl traurig als auch triumphal war. Es tat weh, Beck so zu sehen, mit seiner wiederaufgebauten Nase und dem vernarbten Gesicht, wie er sich fragte, ob er, ein Invalide für den Rest seines Lebens, wieder als Arzt praktizieren kann und so was. Aber es war schon beeindruckend zu sehen, wie ein Mann sich mit alldem abfinden kann und immer nach vorn schaut. Schritt für Schritt versucht er, damit fertig zu werden. Er wird den Kampf gewinnen.
    Beck hatte über alle nur Gutes zu sagen. Schuldzuweisungen sind nicht seine Sache. Auch wenn du politisch nicht immer einer Meinung mit ihm warst, wärst du genauso stolz auf ihn wie ich, wenn du sehen würdest, wie er mit der Sache umgeht. Irgendwie wird eines Tages viel Positives daraus für Beck entstehen.
    Es macht mir Mut zu hören, daß Beck, Lou und die anderen offensichtlich in der Lage sind, die Sache als eine Erfahrung zu sehen, die auch ihre positiven Seiten hat – aber auch neidisch. Vielleicht werde auch ich mit der Zeit in der Lage sein, irgendein positives Ganzes in all dem Leid zu erkennen, aber momentan will mir dies nicht so recht gelingen.
    Während ich dies schreibe, ist seit meiner Rückkehr aus Nepal bereits ein halbes Jahr vergangen, und in diesen sechs Monaten gab es keinen Tag, an dem meine Gedanken nicht mindestens zwei, drei Stunden lang vom Everest beherrscht gewesen wären. Nicht einmal der Schlaf gewährt mir eine Atempause: Fiebrige Bilder von der Besteigung und ihrem Ausgang durchdringen meine Träume.
    Mein Artikel über die Expedition löste nach seinem Erscheinen in der September-Ausgabe von
Outside
eine Flut von Leserbriefen aus. Viele der Schreiber boten jenen von uns, die zurückgekehrt waren, ihre Hilfe und ihr Mitgefühl an, aber es gab auch massenweise beißende Kritik. So rügte zum Beispiel ein Anwalt aus Florida:
Ich kann nur sagen, daß ich mit Jon Krakauer vollkommen übereinstimme, wenn er sagt, »Mein Verhalten – oder mein Versagen spielte eine direkte Rolle im Zusammenhang mit Andy Harris' Tod. Ich stimme ebenfalls mit ihm überein, wenn er sagt: »[Er war] nur ganze einhundert Meter [entfernt], in einem Zelt liegend, ohne auch nur irgendwie einzugreifen...« Ich weiß nicht, wie er damit leben kann.
    Ein paar der wütenden Briefe – und der bei weitem am beunruhigendsten zu lesende – kamen von Verwandten der Verstorbenen. Scott Fischers Schwester, Lisa Fischer-Luckenbach, schrieb:
Wenn man von Ihrem geschriebenen Wort ausgeht, dann scheinen
SIE
ja die geradezu unheimliche Fähigkeit zu besitzen, genau zu

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