In fremderen Gezeiten
seinen Degen gezogen und schwang ihn in pfeifenden Kreisen, als gelte es, die Luft vom Widerstand zu befreien. » Nein«, ächzte er, » du bist für mich bestimmt! Du kannst nicht …«
» Ich will«, sagte Shandy, » und willst du, Elizabeth, mich, J-John, zu deinem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen, mich von diesem Tag an lieben und ehren …«, er grinste, » willst du allen anderen entsagen, in Reichtum wie in Armut, in Gesundheit wie in Krankheit, bis das der Tod uns scheidet?«
Schwarzbart heulte vor Zorn.
» Ich will«, antwortete Beth.
Jetzt ließ sie die Klinge los und presste sich ihre aufgeschlitzte Hand an den Leib, aber Shandy spürte, dass er wieder zu sich kam, dass wieder Anspannung da war, seinen Gesichtskreis weitete, das Schwert in seiner Hand leichter und beweglicher machte. Die sie umgebenden Untoten drängten herzu, aber irgendeine größere Macht zwang sie zurück und ließ sie austrocknen.
Shandy konnte nicht erkennen, ob es sein Vater war oder Davies, der ihn dazu drängte, aber er stürzte sich auf Schwarzbart, und obwohl seine Beine vorwärts sprangen und sein Arm die Klinge ausgestreckt von sich hielt, konnte er fast spüren, wie Hände weit über ihm geschickt mit Führungskreuz und Hauptholz arbeiteten und die bereitwillige Marionette, die er selbst war, mit einem Coupé-et-flèche angreifen ließen.
Erschrocken duckte Schwarzbart sich hinter sein eigenes, ausgestrecktes Schwert.
Als Shandy den letzten Schritt tat, dachte er beinahe, er könne den Aufwärtszug des Fadens spüren, als er seine Degenspitze schnell über das Rapier gleiten ließ und den Arm in Schwarzbarts Innenlinie wieder streckte; dieser parierte quer, aber Shandys Degenspitze war schon nicht mehr da – sie hatte die Parade unterlaufen, und Shandy benutzte die Schwungkraft seines Angriffs, um Schwarzbart die Degenklinge tief in die Seite zu treiben.
Hitze explodierte in Shandys Hand, und er fiel beinahe vom Ende des Piers, aber Schwarzbart stand noch immer auf den Füßen, und er zwang sich, nicht zurückzuzucken oder den von Blut glitschigen Säbelgriff loszulassen, denn er konnte spüren, wie Kraft durch die Verbindung pulsierte, von der er ein Teil war – das magnetische Eisen in seiner Hand, das vermischte Blut von ihm und Beth und der kalte Stahl des Degens –, dann dehnte sich nur für einen Moment sein Gesichtsfeld aus: Er konnte durch Beth’ Augen über den Pier auf sich selbst blicken und zu seinem Entsetzen Schwarzbarts Eingeweide mit der Degenklinge fühlen … und dann begannen Dinge um ihn herum zu sterben. Mit einer Wahrnehmung, die etwas anderes als gewöhnliches Gehör war, fing er die Rufe der ausgetriebenen Wesen auf, die vor dem Sonnenlicht in die See und in den Wald flohen … unechte Persönlichkeiten, aus unbelebten Elementen durch Zauberei geschaffen, sprangen zurück ins Nichts wie aufgezogene Slipknoten … Shandy spürte sie, reagierte aber nicht auf schmeichlerisch-verführerische Wesen, die in seinem Geist Wohnung suchten, und ein unsichtbares, aber alles überragendes Wesen, so schwarz und kalt wie der Tod allen Lichts, das jetzt gezwungen war, sein zerstörtes Werkzeug aufzugeben, gab Shandy ein eisiges Versprechen, bevor es in die Nacht davonschritt, die sich jetzt nach Westen zurückzog.
Und als Schwarzbart vornüber auf die Planken des Piers stürzte und das Schwert schließlich aus Shandys tauber Hand schlug, starrte Shandy voller Staunen auf den Leichnam hinab, denn er war durchlöchert von Schwertschnitten und Schusswunden, und die linke Schulter war fast ganz durchgehauen, wie durch den furchtbaren Schlag einer Hellebarde.
Trauerkloß’ Beschwörungen schienen funktioniert zu haben – Shandy hatte sich in der Tat als der Tod erwiesen, der aus der Alten Welt kam, um Schwarzbart zu holen.
Nach einer Weile schaute er auf. Die toten Männer waren verschwunden. Beth stand da, die Arme herabhängend, und Blut tropfte ihr gleichmäßig von der linken Hand. Die Sonne war aufgegangen, und es kam Shandy in den Sinn, dass er sich würde beeilen müssen, wenn er Beth und sich selbst verbinden, einen Scheiterhaufen für Schwarzbart errichten und entzünden und dann irgendwie mit seinen ruinierten Händen das kleine Segelboot dorthin bringen wollte, wo die Carmichael wartete, damit Skank den Anker lichten und absegeln lassen konnte.
Und selbst dann würden seine Probleme nicht vorüber sein. Beth würde wahrscheinlich bald aufhören, immer wieder in diese Trancen zu
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