In goldenen Ketten
Frieden trinken und ich noch ein paar weitere notwendige Dinge zusammenholen
konnte. Ich mußte, nachdem ich zurückgekehrt war, noch zwei Minuten warten, bis
sie ihr Glas leergetrunken hatte.
»Jetzt fühle ich mich ein
bißchen besser«, sagte sie mit leicht verschwommener Stimme, als ich ihr das
leere Glas aus der Hand nahm. »Was geschieht nun, Holman ?«
»Sie legen das Badetuch ab und
legen sich, das Gesicht nach unten, auf die Couch.«
»Wissen Sie was?« sagte sie
verbittert. »Einen Augenblick lang war ich fast überzeugt, Sie hätten außer Sex
auch noch was anderes im Kopf.«
Ich traf Anstalten; auf sie
zuzugehen, und sie riß sich hastig das Badetuch herunter und warf sich, das
Gesicht nach unten, auf die Couch. Ich fesselte ihr die Knöchel mit einem alten
Ledergürtel und band ihr dann die Hände mit der Kordel eines Morgenrocks,
dessen Existenz ich beinahe vergessen hatte, auf dem Rücken zusammen.
»Ich werde das Radio
angeschaltet lassen, solange ich weg bin«, sagte ich.
»Tausend Dank«, zischte sie.
»Es ist immer noch besser, als
einen Knebel im Mund zu haben«, sagte ich. »Dann werden die Nachbarn, falls sie
Sie schreien hören, glauben, es sei nur Holman , der
wieder mal eine seiner wilden Parties feiert, und sie
werden sich ärgern, daß sie dazu nicht eingeladen worden sind.«
Ich gab ihr einen nicht allzu
kräftigen Klaps aufs Hinterteil, und sie schrie wild auf. »Wofür zum Teufel war
das nun wieder?«
»Nur um sicher zu sein, daß ich
Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit habe. Ich möchte telefonieren; es ist zu Ihrem
Vorteil, wenn Sie zuhören.«
Es dauerte nicht lange, bis ich
zu Dr. Dedini durchdrang, womit sich die alte
Weisheit bewahrheitete, daß man sich am besten gleich an die Spitze des
Managements wenden soll.
»Hier Holman ,
Doktor«, sagte ich mit einigermaßen nervöser Stimme. »Ich bin in einer überaus
peinlichen Situation, und Sie sind der einzige Mensch, der mir im Augenblick
helfen kann.«
»Ja?« Seine weiche Stimme klang
sehr vorsichtig.
»Es betrifft Schwester
Dempsey.«
»Dempsey?« Etwas von der
Vorsicht war bereits aus der Stimme geschwunden.
»Es ist schwierig zu erklären —
ich — nun—«
»Kommen Sie zur Sache, Mann«,
fuhr er mich an. »Ist sie in Ordnung? Sie ist doch nicht in irgendeinen Unfall
verwickelt?«
»Rein physisch geht’s ihr
ausgezeichnet.« Ich blickte auf und lächelte in Iris’ wie versteinert wirkende
Augen hinein. »Sie hat offensichtlich ein freies Wochenende, und da tauchte sie
plötzlich vor meinem Haus auf. Es sei eine Sache auf Leben und Tod, behauptete
sie. Deshalb forderte ich sie natürlich auf, einzutreten. Kaum war sie drinnen,
als sie heftig zu weinen begann und völlig durcheinander war. Es dauerte eine
Weile, bevor ich dahinterkam, worum es sich handelte, Doktor. Es dreht sich im wesentlichen um unerwiderte Liebe.«
»Zu Ihnen?« fauchte er.
»Nein — zu Ihnen.«
Im Telefon herrschte, bis auf
das übliche Summen in der Leitung, eine Weile Stille. Dann, als der Arzt wieder
sprach, geschah das auf eine sonderbar abgehackte Weise. »Sind Sie da sicher, Holman ?«
»Ohne jeden Zweifel. Sie machte
eindeutig klar, daß sie sich fast von ihrem Eintritt ins Sanatorium an
wahnsinnig in Sie verliebt habe, aber Sie schienen offenbar nicht einmal ihrer
Existenz gewahr zu werden.«
»Das ist nicht wahr!« rief er.
»Ich war mir immer ausgesprochen ihrer — äh — Gegenwart bewußt, sobald sie in
meiner Nähe war.«
»Nach einer Weile wurde sie
hysterisch«, fuhr ich schnell fort. »Sie sagte, sie zöge den Tod Ihrer
Gleichgültigkeit vor. Ich nahm sie nicht ernst, aber im nächsten Augenblick
stürzte sie hinaus in meinen Garten und warf sich in den Swimming-pool .
«
»Das arme, süße Dummköpfchen«,
sagte er leidenschaftlich.
»Ich tauchte nach ihr, aber sie
wehrte sich aus Leibeskräften, so entschlossen war sie, sich zu ertränken.«
»Wo ist sie jetzt?«
»Sie liegt an Händen und Füßen
gefesselt auf meiner Couch«, sagte ich. »Mein Problem ist lediglich, daß ich
eine dringende Verabredung habe und eigentlich gleich weggehen müßte. Obwohl
ich versucht habe, ihr zu helfen, bin ich schließlich kein Fachmann für—«
»Lassen Sie das liebe Mädchen
in Ruhe«, knurrte er. »Ich werde sofort mit einem Krankenwagen kommen. Wo
wohnen Sie, Holman ?« Ich gab ihm meine Adresse an,
und er wiederholte sie dreimal, bevor er befriedigt war. »Ich werde innerhalb
der nächsten Stunde dort sein. Lassen Sie die
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