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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nicht Ihr
Haar loslasse«, sagte ich sachlich. »Und wenn Sie nicht schleunigst reden,
werde ich das gleich tun.«
    »Es war Tyler Warren«, schrie
sie. »Er las mich vor zwei Monaten an der Bushaltestelle vor dem Sanatorium
auf. Ich dachte, er müsse stinkend reich sein, weil er ein ganz neues Lincolnmodell fuhr. Er sagte, er sei so einsam, habe eine
geplatzte Ehe hinter sich, und so habe er die ganze letzte Woche über jeden
Nachmittag die Krankenschwestern beobachtet, die hier warteten, und sei zu dem
Schluß gekommen, ich sei von allen die attraktivste.«
    »Sein Vater sagt, er sei ein
Schwächling und ein Dummkopf«, murmelte ich. »Er hat es wohl nicht für nötig
gehalten, seine Kurzsichtigkeit zu erwähnen? Weiter!«
    »Können Sie mich nicht zuerst
herausziehen?« wimmerte sie. »Bitte!«
    Ich drückte ihren Kopf unter
Wasser und hielt ihn ein paar Sekunden lang so, bevor ich ihn wieder herauszog.
»Das ist unter der Bezeichnung >Besserungsmaßnahme< bekannt«, sagte ich,
als ihre Würgelaute sich so weit gedämpft hatten, daß
ich mich verständlich machen konnte. »Es bedeutet, daß Sie ohne Widerspruch
tun, was ich sage. Auf diese Weise können Sie vielleicht sogar am Leben
bleiben. Begriffen, Iris?«
    Sie nickte verzweifelt, obwohl
sie noch an einem Mundvoll Chlorwasser würgte.
    »Weiter in Ihrer Geschichte von
Ihrer Romanze mit Tyler Warren«, sagte ich.
    »Von da aus entwickelte sich
alles weiter«, sagte sie mit gurgelnder Stimme. »Es dauerte eine Weile, bis ich
dahinterkam, daß er eine Todesangst vor diesem gräßlichen alten Dreckskerl, seinem Vater, hatte. In der Nacht, als er unerwartet heimkam
und uns aus dem Haus warf, konnte ich keine Zweifel mehr darüber haben.«
    »Das Ende einer schönen
Romanze?« bohrte ich weiter.
    »Nicht gerade.« Ihre Stimme
klang mürrisch und noch immer wäßrig . »Ich dachte,
nach all den Demütigungen, die ich von seinem Vater erlitten hatte, stünde mir
etwas zu.«
    »Und da machte er Ihnen den
Vorschlag, einer Bekannten zu helfen, deren Freundin zufällig Patientin im
Sanatorium sei?«
    »So ungefähr«, sagte sie.
    »Was war mit der Nachricht, die
Sie Carmen überbringen sollten — daß Ross Ray etwas antun wolle und daß Ray
nichts davon wisse — hat er dabei einen Namen genannt?«
    »Ja, Jackie Erikson.«
    »Das paßt«, sagte ich. »Und als
Carmen das hörte, konnte sie es gar nicht mehr erwarten, auszubrechen?«
    »Es war für diese bestimmte
Nacht geplant. Ich dachte mir aus, auf welche Weise sie an dem Wärter beim Tor
vorbeikäme, und Tyler sagte, ein Wagen und ein Fahrer würden hundert Meter
weiter unten an der Straße warten.«
    »Wer war der Fahrer?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wohin sollte er sie bringen?«
    »Das hat mir Tyler nicht
gesagt.«
    Ich drückte schnell ihren Kopf
unter Wasser und zog ihn gleich wieder heraus. Sie redete schon, bevor ihr Mund
über der Oberfläche erschien.
    »Ich schwöre Ihnen, ich weiß es
nicht«, keuchte sie hysterisch. »Tyler sagte, je weniger ich darüber wisse,
desto sicherer sei es für mich. Ich sollte dankbar sein für die leicht
verdienten tausend Dollar und die ganze Sache auf sich beruhen lassen.«
    »Was sagte er, als Sie ihn
anriefen, gleich nachdem ich gestern vormittag das
Sanatorium verlassen hatte?«
    »Daß es klug von mir gewesen
sei, daß ich mir die Geschichte mit der falschen Brünetten habe einfallen
lassen, mit der ich Sie angeschwindelt hatte. Niemand könne mir etwas tun, wenn
ich nur bei dieser Geschichte bliebe. Er sagte, Sie seien ohnehin nach ein paar
Tagen von der Bildfläche verschwunden und es sei ihm weitere zweihundert Dollar
wert, wenn ich bei der Stange bliebe.«
    »Wenn Sie mir die nächste Frage
richtig beantworten, können Sie aus dem Becken herauskommen«, sagte ich
ermunternd. »Wenn Sie mir aber falsch antworten, binde ich ein Gewicht um Ihren
Hals und mache eine gemächliche Fahrt hinunter an den Malibu-Strand.«
    »Also stellen Sie schon die
Frage!« jammerte sie.
    »Tyler wohnt im Haus seines
alten Herrn auf den Palisades «, sagte ich. »Hat er
sie jemals in ein anderes Haus gebracht, das seinem Vater gehört? In ein
Sommerhaus an einem Strand vielleicht oder etwas Ähnlichem.«
    »Ja.« Sie schluchzte beinahe
vor Erleichterung. »Wir verbrachten ein Wochenende in einer Hütte in den
Bergen. Tyler sagte, sie gehöre seinem Vater, aber er sei seit Jahren nicht
dort gewesen.«
    »Erinnern Sie sich, wie man
dorthin kommt?«
    »Ich glaube schon«, sagte

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