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In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

Titel: In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burnside
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Frederiksen, aber ihn habe ich ja nie kennengelernt; anders als eine Figur in einem Buch hat er für mich nie existiert.
    Es dauerte eine Weile, bis Mutter sich damit abfand, dass Kyrre Opdahl einfach vom Antlitz der Erde verschwunden war. Anfangs, als ich noch krank im Bett lag, hatte sie sich gefragt, warum er nicht ans Telefon ging, und ich glaube, einmal schaute sie auf der Suche nach ihm sogar in seinem Haus am Ufer vorbei. Dann aber, als offensichtlich wurde, dass er verschwunden blieb, schien sie sich gesagt zu haben, dass er bestimmt einen Freund besuchte. Vielleicht war er wieder nach Narvik gefahren oder irgendwohin in den Norden. Die Erklärung klang nicht besonders plausibel, aber sie hatte genug mit mir zu tun, und ich glaube, Mutter wollte sich nicht um noch mehr kümmern müssen. Soweit ich weiß, hat sie nicht einmal gemerkt, dass Maia auch verschwunden blieb. Bestimmt hat sie angenommen, das fremde Mädchen sei einfach auf und davon – schließlich war sie ja doch eine ziemliche Herumtreiberin –, und vermutlich hat Mutter sich darüber gefreut; wenn sie es auch nie recht verstand, begriff sie doch bald, dass Maias Anwesenheit in unserem Haus einer der Hauptgründe für das war, was sie im Nachhinein stets nur meine Krise nannte. Nervenzusammenbruch hat sie nie gesagt, dabei wäre das gewiss der Schluss gewesen, den manch anderer gezogen hätte, wäre denn in den folgenden Wochen außer ihr noch jemand im Haus gewesen, der mich in meinen Zustand gesehen hätte. Doch da war weiter niemand. Während meiner Krankheit hat Mutter zu keinem Zeitpunkt, auch nicht am ersten Tag, als sie mich fand, daran gedacht, einen Arzt zu rufen. Lieber pflegte sie mich selbst, Tag für Tag, bis es mir so gut ging, dass ich wieder reden konnte. Und auch dann, als der langsame Erholungsprozess einsetzte, hat sie mich nie gefragt, was eigentlich geschehen war. Sie wollte nicht wissen, was ich gesehen hatte – und falls doch, erlaubte sie es sich nicht, jene Fragen zu stellen, die sie gewiss umtrieben. Ich weiß noch, wie sehr mich das schockierte, später, als ich aufstehen und wieder alltäglichen Verrichtungen nachgehen konnte. Wie konnte sie es sich versagen, diese Fragen zu stellen? War es, weil sie fürchtete, noch einmal das Entsetzen heraufzubeschwören, das sie in meinem Gesicht gesehen hatte? Oder lag es nur an ihrer gewohnten Diskretion? Ich vermag es nicht zu sagen. Ich weiß nur, hätte sie ihrer Neugierde doch nachgegeben, wäre ich nicht in der Lage gewesen, ihr irgendwas zu erzählen. Ich konnte keine Geschichte, keine Erklärung anbieten, weder ihr noch mir, zumindest keine, die bei hellem Tageslicht besehen irgendeinen Sinn ergeben hätte. Dennoch war ich mir stets einer Kluft bewusst, eines dunklen, sauberen Spalts im Gewebe der Welt, von dem ich vermutete, dass Mutter und darauf alle anderen ihn jeden Moment wahrnehmen würden. Vielleicht habe ich auch deshalb nichts gesagt, da mir die Kluft zu offensichtlich schien. Ich erzählte nichts von dem, was ich gesehen hatte – vielmehr, was ich nicht gesehen hatte, sondern mir aus Vorfällen und Spuren zusammenreimte, die im Regen verloren gingen oder viel zu absurd sind, um wiederholt werden zu können. Außerdem, welche Beweise hätte ich denn selbst vor dem Regen schon für tatsächlich geschehenes Unheil gehabt? Ein paar Flecken Staub oder Schmiere, ein Schrei, vielleicht von einem Tier, einem Vogel, und die Ahnung eines einsamen Teenagers, dass irgendwas nicht stimmte. Ich kann mich nicht erinnern, mich je bewusst entschieden zu haben, nicht mit dem herauszurücken, was ich wusste, was mich wiederum im Nachhinein nicht sonderlich überrascht. Ich glaube, eigentlich habe ich überhaupt nichts entschieden. Ich habe nur gewartet. Darauf, dass der Spalt im Universum so sichtbar wurde, dass er sich selbst verriet, vielleicht auch darauf, dass jemand einen echten Beweis fand – eine Leiche oder irgendein Anzeichen von Gewalt draußen im Wald –, dabei wusste ich schon damals tief drinnen, dass es nie einen schlüssigen Beweis für irgendwas geben würde. Was geschehen war, gehörte zu Kyrres Welt, zur Welt der Geschichten und tödlichen Magie, und jeder Versuch, jemandem zu erzählen, was in jener Welt geschehen war, würde ihn nur davon überzeugen, dass der alte Mann mir mit seinem Unsinn den Kopf verdreht hatte. Man würde für mich nur Spott oder Mitleid übrig haben, für ein hysterisches Mädchen, das im Birkenwald gerissenes Wild fand und in Panik

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