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In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

Titel: In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burnside
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ein enormer, durchtriebener Zaubertrick, als hätte sich die ganze Welt verschworen, mich zu täuschen, ich aber könnte den Trick durchschauen, wenn ich nur den richtigen Schlüssel fand.
    Also rannte ich, ging und rannte wieder bis zu Kyrres Haus, doch sobald ich da war, packte mich die Angst. Jetzt, da ich mich nicht länger am Ort des Geschehens aufhielt, glaubte ich, an der Wegbiegung etwas übersehen zu haben, weshalb ich sofort zurückmusste, ehe es zu spät war. Es gab da etwas, was ich nicht verstanden hatte, etwas, was mir entgangen war, vielleicht auch etwas, was ich gesehen hatte, was aber tatsächlich gar nicht da gewesen war. Also musste ich den Weg zurücklaufen und mich dem stellen, was mir diesen Trick spielte, es oder ihn zu fassen bekommen, durchschauen, die richtige Erklärung finden. Noch ehe ich zu Kyrres Haus kam und durchs Küchenfenster schaute, wusste ich, da war niemand, und ich begriff, ich hatte mir in meiner Eile den Trick an der Wegbiegung selbst gespielt, mich selbst hereingelegt, also lief ich zurück, rannte in panischer Hast und auch den Tränen nahe, nicht weil ich wusste, dass Kyrre fort war, sondern weil ich mich selbst hereingelegt hatte und es mich ärgerte, da ich nicht wusste, wie das passieren konnte. Es war wie in der Schule, wenn man sich mit einer schwierigen Gleichung abmüht und keine Lösung findet: Man versucht es immer und immer wieder, aber wenn man nicht weiterkommt, dann spürt man irgendwann diese unglaubliche Wut in sich aufsteigen. Genau das habe ich in jenem Moment gefühlt, die gleiche Wut.
    Ich kam wieder an die Stelle, an der ich die schwarzen Flecken im Gras gesehen hatte – und da begann es ganz unerwartet zu regnen. Es war ein für den hohen Norden typischer Regen, der wie aus dem Nichts kommt und tagelang ohne Unterbrechung anhält. Riesige, kalte Tropfen, plötzlich und tintenschwarz, laut auf dem Dach, kalt für Hände und Gesicht, chaotisch unter den Bäumen, flutet dieser Regen durch die Äste, prallt von Blättern ab, wäscht alles sauber, wäscht die letzte Wärme fort, jeden Makel, jede Spur von dem, was einen ganzen Sommer lang war. Ich stand da, unfähig, mich zu rühren, und sah zu, wie die schwarzen Flecken von den Blättern gespült wurden. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich war immer noch wütend, fürchtete mich jetzt aber auch, da ich wusste, bei dem, was mit Kyrre und der Huldra passiert war, handelte es sich um keinen Trick. Lange stand ich da, wohl mehrere Minuten, und dann, als ich mich gerade entschloss, zum Haus zurückzugehen, vernahm ich rechts im Birkenwald ein Geräusch. Ein leises Rascheln, so als würde jemand aus dem Wald auf mich zukommen. Ich drehte mich um. Ich erwartete eine Person – vermutlich habe ich geglaubt, es sei Kyrre Opdahl, denn ich machte mehrere Schritte auf dieses Geräusch zu, suchte zwischen den Bäumen und rechnete damit, eine menschliche Gestalt unter den Birken auftauchen zu sehen. Aber ich sah niemanden. Ich konnte das Geräusch noch hören – ein leiser, gruseliger Laut –, doch war da nichts zu sehen. Zumindest zu Beginn nicht. Ich war fünf, sechs Schritte in den Birkenwald vorgedrungen, bestimmt nicht weiter, bloß suchte ich auf Augenhöhe, suchte nach einem Menschen, und erst als ich das Geräusch erneut hörte – ein leises, klägliches Schnüffeln wie von einem Hund, der in ein Loch will, in dem etwas versteckt ist –, senkte ich den Blick. Und da, in zehn, zwölf Metern, sah ich, was ich für ein Tier hielt. Ich sage, ich hielt es für ein Tier, da es am Boden kauerte, die Schnauze rot von Blut, und es hatte etwas im Maul – Haare, Knochen, die Reste von etwas, das es gejagt und getötet hatte –, nur hätte ich nicht sagen können, was für ein Tier es war. Jedenfalls glich es bestimmt nichts, was ich schon einmal auf den Wiesen gesehen hätte. Trotzdem war es ein Tier, daran konnte kein Zweifel bestehen. Kein Mensch, sondern ein Tier, und als es mich entdeckte oder meinen Geruch bemerkte, blickte es auf, die Augen dunkel, glänzend, den Kadaver immer noch zwischen den Zähnen. Es sah mich an, woraufhin mir einen Moment lang war, als würde es mich kennen. Es sah auf und gab ein leises, heiseres Geräusch von sich, und auch wenn ich nicht wusste, was für eine Art Tier es war, konnte ich den Kopf sehen, das Gesicht – oder nein, was ich sah, war kein Gesicht, sondern ein Gesichtsausdruck. Ein Ausdruck von – was? Triumph? Ich denke, das war’s: Triumph. Es sah mich an, und es

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