In kalter Absicht
einen Namen.
Emilie. Sie wird in meinem Keller sterben. Sie gehört mir, genau wie Preben. Grete weinte und weigerte sich und wollte zurück zu ihrer Familie und allem, was ihr gehörte. Ich war damals so jung und ließ sie gehen. Das Kind interessierte mich nicht weiter. Sie interessiert mich nicht. Der, um den es mir geht, ist Preben.
Von mir aus soll Emilie sterben.
Auch die anderen Kinder hätten meine sein können.
Ihre Mütter haben mir gehört. Aber das haben sie nicht begriffen.
Jemand hält meine Hand, und im Licht vor dem Fenster steht ein Engel.
Nachwort der Autorin
Im Frühjahr 2000 hörte ich eine wahre Geschichte. Diese Geschichte handelt von Ingvald Hansen, einem Mann, der 1938 zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt wurde. Die Anklagebehörden warfen ihm vor, ein siebenjähriges Mädchen, Mary, vergewaltigt und ermordet zu haben. So, wie diese Geschichte mir an einem Restauranttisch erzählt wurde, fand ich sie ungeheuer faszinierend. Vieles schien darauf hinzuweisen, daß dieser Mann einem Justizirrtum zum Opfer gefallen war.
Mein erster Impuls war, mich genauer mit seinem Fall zu befassen. Aber ich ließ mich dann doch dazu inspirieren, mir eine andere Gestalt in einer etwas späteren Zeit auszudenken, den Aksel Seier dieses Buches. Hansen und Seier haben also ein Schicksal, das in einigen entscheidenden Punkten Ähnlichkeit miteinander aufweist, aber sie sind natürlich nicht ein und dieselbe Person. All mein Wissen über Ingvald Hansen stammt aus einem Artikel, den Professor Dr. jur. Anders Bratholm im Fachorgan Tidskrift for lov og rett, 2000, S. 443 ff. veröffentlicht hat, und aus einer Reportage, die am Freitag, dem 4. November 2000, in Aftenposten stand. Aus beiden geht unter anderem hervor, daß Hansen zwei Jahre nach seiner überraschenden und scheinbar unerklärlichen Freilassung gestorben ist.
Alle, die sich die Zeit nehmen und diese Artikel lesen, werden sehen, daß ich noch an einem weiteren Punkt die Wirklichkeit als Inspirationsquelle herangezogen habe: Als Ingvald Hansen 1950 ein Begnadigungsgesuch einreichte, wurde sein Fall von einer jungen Juristin behandelt. Dieser Frau, der späteren Vorsitzenden des Osloer Nachlaßgerichts, Anne Louise Beer, ist es vor allem zu verdanken, daß Ingvald Hansens Geschichte zu neuer Aktualität gelangt ist. Sie hat den Fall nie vergessen, auch wenn die Umstände es ihr 1950 unmöglich machten, Belege für ihre Überzeugung zu suchen, daß diesem Mann arges Unrecht widerfahren war. In den neunziger Jahren versuchte sie den erwähnten Artikeln zufolge, die alten Akten einzusehen. Doch die waren spurlos verschwunden.
Ich kenne Richterin Beer nicht und bin ihr meines Wissens nie begegnet. Die Alvhild Sofienberg meines Buches ist deshalb – wie auch alle anderen Personen in diesem Roman – reine Fiktion. Was Alvhild im Zusammenhang mit Aksels Geschichte erlebt, stimmt jedoch in einigen Punkten mit den Erfahrungen überein, die Richterin Beer mit dem Fall Ingvald Hansen machen mußte.
Wenn ich in diesem Roman das Mysterium Aksel Seiers »löse«, dann entspringt diese Lösung ausschließlich meiner Phantasie. Ich kann mich absolut nicht dazu äußern, was passiert ist, als Ingvald Hansen zuerst verurteilt und dann unter seltsamen Umständen auf freien Fuß gesetzt wurde.
Bei der Arbeit an diesem Buch ist mir von vielen Seiten auf unschätzbare Weise geholfen worden. Ich möchte vor allem meinen Bruder Even erwähnen, der derzeit an seiner Dissertation im Fach Medizin arbeitet und mir eine erschreckende Mordmöglichkeit erklärt hat. Berit Reiss-Andersen ist eine liebe Freundin und kluge Kritikerin. Ich danke auch Lektorin Eva Grøner, meiner wichtigsten Beraterin, und meiner schwedischen Verlegerin Ann-Marie Skarp für ihre begeisterte und wertvolle Unterstützung. Mein Dank gilt außerdem Øystein Mæland für hilfreiche Kommentare. Und vor allem danke ich Line Lunde für ihre treue Unterstützung seit Blinde Göttin. Sie hat mir die spannende Geschichte erzählt, auf der dieser Roman aufbaut.
Und natürlich: Tausend Dank an Dich, Tine.
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