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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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übergehen – erstens wegen dieser vertraglich festgelegten Klausel, und zweitens, weil sie Alleinerbin ihres Mannes war.
    »Ist das alles klar?«, fragte Walker.
    Reacher sagte nichts, aber Alice nickte.
    Dann gab Walker ihr den höheren Papierstapel.
    »Jetzt lesen Sie mal das hier«, sagte er.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Ein Protokoll«, erwiderte Walker. »Eine Mitschrift ihres Geständnisses.«
    Danach herrschte zunächst Schweigen.
    »Sie hat gestanden?«, fragte Alice.
    »Wir haben ihr Geständnis auf Video«, antwortete Walker.
    »Wann?«
    »Heute Mittag. Meine Assistentin hat sie aufgesucht,
nachdem die Bankunterlagen eingetroffen waren. Wir haben zuerst versucht, Sie zu erreichen, aber das ist uns nicht gelungen. Dann hat sie uns gesagt, sie wolle ohnehin keinen Anwalt. Also haben wir sie die formelle Verzichterklärung unterschreiben lassen. Dann hat sie ausgepackt. Wir haben sie hier raufgeholt und das Ganze auf Video aufgenommen. Keine schöne Geschichte.«
    Reacher las bereits, während er Walker noch mit halbem Ohr zuhörte. Wirklich keine schöne Geschichte. Das Protokoll begann mit den üblichen Versicherungen, die Aussage werde aus freien Stücken und ohne den geringsten Druck gemacht. Nachdem sie als Erstes ihren Namen angegeben hatte, begann sie mit einer Schilderung ihres Lebens in L.A. Sie war ein uneheliches Kind gewesen, hatte ihren Vater nie gekannt. Sie war eine Nutte gewesen. Street stroller , so nannte sie sich. Ein spezieller Barrio-Ausdruck, vermutete Reacher. Dann schaffte sie es, von der Straße wegzukommen, begann zu strippen und änderte ihre Berufsbezeichnung in sex worker . Sie hatte sich Sloop Greer geangelt, genau wie Walker vermutet hatte. Mein Goldesel, so nannte sie ihn. In Texas langweilte sie sich tödlich. Sie wollte fort, aber nicht ohne Geld – je mehr, desto besser. Sloops Probleme mit der Finanzbehörde waren ein Geschenk des Himmels. Die Investmentfonds waren verlockend. Sie versuchte, Sloop im Gefängnis ermorden zu lassen, aber sie musste einsehen, dass ein Bundesgefängnis mit minimalen Sicherheitsstandards dafür nicht der geeignete Ort war. Reacher wurde als letzter von der Straße aufgelesener Nothelfer erwähnt. Er hatte sich geweigert, deshalb hatte sie die Sache selbst in die Hand genommen. Da sie bereits die Mär in die Welt gesetzt hatte, sie sei misshandelt worden, wollte sie mit Hilfe dieser Geschichten auf Notwehr oder verminderte Zurechnungsfähigkeit plädieren. Aber dann wurde ihr klar, dass ihre Krankenhausakten nichts hergeben würden, deshalb legte sie ein umfassendes
Geständnis ab und hoffte dafür auf mildernde Umstände. Ihre hingekritzelte Unterschrift stand unten auf jeder Seite.
    Alice war eine langsame Leserin. Sie war erst eine Weile nach ihm fertig.
    »Sorry«, sagte Reacher.
    Danach herrschte sekundenlang betretenes Schweigen.
    »Wie steht’s mit der Wahl?«, fragte Reacher. Die letzte Hoffnung.
    Walker zuckte mit den Schultern. »In Texas ist das ein Kapitalverbrechen. Mord aus Geldgier. Wir haben mehr als genug Beweise. Und ich kann ein freiwilliges Geständnis nicht ignorieren, oder? Deshalb war ich vor ein paar Stunden ziemlich am Boden zerstört. Aber dann hab ich mir die Sache überlegt. Tatsache ist, dass ihr freiwilliges Geständnis mir sehr hilft. Geständnis und Schuldanerkenntnis ersparen dem Steuerzahler die Kosten eines langwierigen Verfahrens. Damit kann ich rechtfertigen, dass ich nur eine lebenslängliche Haftstrafe beantrage. Wie ich die Sache sehe, wird sie keine Fürsprecher mehr finden, sobald diese Geschichte bekannt wird. Verzichte ich also darauf, die Todesstrafe zu beantragen, wirkt das vergleichsweise großmütig. Sogar großzügig. Die Weißen werden murren, aber die Mexikaner werden begeistert sein. Sie verstehen, was ich meine? Die Verhältnisse haben sich genau umgekehrt. Sie war die Gute, ich war der unerbittliche Staatsanwalt. Aber jetzt ist sie die Verbrecherin, und ich bin der Gute. Deshalb glaube ich, dass ich klarkommen werde.«
    Kurzes Schweigen.
    »Ich habe ihre persönlichen Sachen«, sagte Alice. »Ein Gürtel und ein Ring.«
    »Bringen Sie sie in die Asservatenkammer«, sagte Walker. »Wir verlegen sie später.«
    »Wo?«

    »Ins Bundesgefängnis. Wir können sie nicht länger hier behalten.«
    »Nein, ich meine, wo die Asservatenkammer ist.«
    »Im selben Gebäude wie das Leichenschauhaus. Lassen Sie sich unbedingt eine Quittung geben.«
     
    Reacher begleitete sie zum Leichenschauhaus. Er

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