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In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)

In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition)

Titel: In Liebe, dein Mörder: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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oder die Waffe hielten, als wollten sie sich beim ersten Schuss das Handgelenk brechen.
    Deshalb blieb er völlig ruhig, als zwei der 70 LKA-Beamten, die in Berlin Dienst taten, bei ihm vorsprachen. Es war ein Routinegespräch, bei dem die Beamten freundlich und distanziert auftraten. Sie vergaßen in keiner Sekunde, mit wem sie sprachen. Mit einem Träger des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland, Duzfreund vo n Kanzlerin Merkel und wichtigem Steuerzahler, wurde respektvoll umgegangen. Autoritäre Rotzigkeit mochte es in US-Krimis geben, im wirklichen Leben vergaßen die Beamten nie, wer mit wem Golf spielte und welche Seilschaften benötigt wurden, um die eigene Karriere zu forcieren.
    Bisher gab es in Berlin seit 1978 knapp 200 ungelöste Mordfälle. Ein Mord war umso effektiver, je einfacher er war u nd dem Mörder nicht beizukommen, wie Vincent recherchiert hatte. Hatte er sich verzettelt? Verkomplizierte er die Sache? War es vielleicht besser, das nächster Opfer im Wald zu verscharren?
    Innerlich schauderte es Vincent, als er seinen Fehler begriff. Ein winziger Glassplitter.
    Unwichtig.
    Er hatte ein Alibi.
    Während der Tatzeit war er im Ausland gewesen. Hin- und Rückflugticket bewiesen das. Niemand von ihnen kam auf den Gedanken, der Industrielle könne in den drei Wochen mit einer Maschine einen Abstecher nach Deutschland gemacht haben, um die Tat zu begehen. Das überforderte ihren Wahrnehmungshorizont und fiel durchs Raster. Erstaunlich. Schließlich wurde jede Ein- und Ausreise aus Deutschland registriert, und Vincent hatte stets seinen eigenen Pass benutzt.
    Letztlich zogen sie von dannen. Fast hatte er Mitleid mit den Beamten, die nur ihre Pflicht taten.
    Gleichzeitig ärgerte er sich. Er war nachlässig gewesen. Vermutlich hatte er einen Splitter bei sich getragen, der irgendwann von seiner Jacke gefallen war. So klein, dass er mit bloßem Augen kaum zu sehen war, groß genug für das LKA. Er war auffällig geworden. Er musste vorsichtiger sein.
    Um sich abzulenken, fasste er einen Entschluss.
    Er rief Lisa an, um ihn ihr mitzuteilen.

6
     
    Vincent trug den Blumenstrauß und wirkte wie ein verliebter Junge, Lisa sah ihn glücklich an. »Ich darf euch hinein führen?«
    Sie standen vor einer Villa, wie die meisten Menschen sie sonst nur aus Filmen kannte. Lisa staunte, und Eva runzelte die Stirn, obwohl Lisa ihr die Begeisterung an den Augen ablas. Das Mädchen hatte ihre Distanz gegenüber Vincent aufgegeben und sogar – es war fast ein Wunder – das Nasenpiercing entfernt, nachdem Vincent einmal mit dem Zeigfinger darauf getippt und ein Gesicht gezogen hatte. Einen besseren Beweis für Evas Akzeptanz benötigte Lisa nicht.
    Sie hatten während der Autofahrt über den ermordeten Lkw-Fahrer gesprochen, wobei Lisa die Tränen kamen. Vincent fuhr rechts heran und nahm sie, ungeachtet Evas, in den Arm. Wenn er das tat, fühlte Lisa sich daheim. Er war ein guter Mann. Verständnisvoll, liebevoll, intelligent und stets darauf bedacht, sie zu sehen. Er blickte weder durch sie hindurch, noch an ihr vorbei. Er war bei ihr. Sie liebte ihn, auch wenn sie in mancher Nacht Schuld gegenüber ihrem verstorbenen Mann verspürte.
    Dann blickte sie in Evas junges hübsches Gesicht und nahm die Zustimmung wahr.
    Ja, Mom , ja Mama! Es soll dir gut gehen. Alles ist besser, als sich durch Trauer zu zerstören!
    Und nun hatte er sie zu sich, in seine Villa, eingeladen. Endlich würde n sie sehen, wo er wohnte. Und der nächste Schritt würde sein, sie, Lisa, der Öffentlichkeit zu präsentieren. Auch dafür liebte sie ihn. Dass er sich Zeit gelassen hatte, sie nicht überrollt hatte, sondern sanft und mitfühlend abwartete, bis sie bereit dazu war. Als könne er in ihrem Herzen lesen. Dann schloss sie die Augen und wiegte sich innerlich zu Glenn Millers Musik. Moonlight Serenade!
    Hinzu kam, dass ihr Herz leichter wurde, als sie vom Tod des Fahrers erfuhr. Sie verspürte keine Sekunde Mitleid für das Leid, das er erfahren haben musste. Zumindest nicht zu Beginn. Es war, als habe ihr jemand einen Stein vom Herzen gewälzt und ein Tor freigelegt, in dem ein Schlüssel steckte, den Vincent bediente.
    Sie hatte viel geweint, doch nun war das Vergangenheit, und die Zukunft strahlte.
    Genauso wie die Villa, die sich im Frühlingslicht schneeweiß vor ihnen erhob.
    »Hereinspaziert!«, lachte Vincent.
    Liebe Güte, wie nett und freundlich er wirkte, wenn er lachte. Ein Lachen, bei dem die Augen funkelten

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