In Liebe, Rachel
seinem Wangenknochen nach, folgte dem Umriss seines Ohrs und der starken Linie seines Kiefers, beobachtete ihn, wie er sie bewegungslos anstarrte.
Ich werde keine Angst mehr haben.
Sie flüsterte: »Haben wir hier ein Zimmer?«
»Eine ganze Hütte, Sarah-Belle.«
Er küsste sie erneut, hob sie in seine Arme und trat mit ihr aus dem Schutz der Akazie heraus auf eine der Hütten auf Stelzen zu. Er wirbelte Sarah beim Gehen herum, und die ganze Welt verschwamm. Der gleichmäßig fallende Regen durchnässte sie beide so, wie es nur ein tropischer Regen vermochte.
Mit dem Rücken drückte er die Tür auf, während sie schon an den Knöpfen seines Hemdes nestelte, ihm den feuchten Stoff von der Schulter schob und ihre Hand auf seiner breiten Brust ruhen ließ. Sam stellte sie auf den Boden, zog sich das Hemd über den Kopf, legte ihr die Hände um die Taille und ließ seine Finger unter den Saum ihres T-Shirts gleiten. Langsam strich er ihren Rücken hinauf, raffte das T-Shirt zusammen und entblößte ihren Bauch. Sie presste sich an ihn, Bauch an Bauch, Haut an Haut.
Ihre Kleider fielen zu Boden. Mit weit geöffneten Augen beobachtete Sarah das Wunder ihrer Nacktheit, bewunderte seine lange, sehnige Gestalt, die Kraft seines schlanken Körpers, den Gegensatz ihrer beider Hautfarben. Er hielt sich zurück – sie spürte es an dem leichten Zittern seiner Muskeln, als er sie auf das Bett zog, und an seinem raschen Atem, als er mit seiner Handfläche über ihren Hüftknochen fuhr. Mit seinen Lippen und seiner Zunge und seinen Zähnen erregte er sie, bis sie am ganzen Körper zitterte und ihn wortlos an sich zog.
Sam! Liebevoller, wunderbarer Sam!
Leichtigkeit erfüllte sie wie eine vom Regen rein gewaschene Seele.
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Kapitel 18
J o saß auf einer Bank und hatte den Kopf in den Nacken gelegt, um die Septembersonne zu genießen. Das Licht fiel golden durch die Bäume, der Himmel war strahlend blau, die Hügel leuchteten grün. An einem Tag wie diesem hätte Rachel darauf bestanden, klettern zu gehen. Vor zwanzig Jahren hätten Rachel, Jo, Kate und Sarah ihre Kurse an der Uni sausenlassen, sich in Jos Jetta gequetscht und wären in die Shawangunks gefahren. Heute hatten sich die Freundinnen an Rachels Grab versammelt, ein Jahr nach ihrem Tod.
Jo ließ den Blick zu einem etwa zwanzig Meter entfernten Grab schweifen, das jetzt von Trauernden umgeben war. Sie war froh, dass das Grab grasbedeckt war und dass die traditionelle jüdische Zeremonie sich auf die Enthüllung von Rachels Grabstein beschränken würde. Jo hatte Beerdigungen noch nie gemocht. Sie brachten zu viele schmerzhafte Erinnerungen zurück: der würgende Geruch des Lehms in Kentucky, das große klaffende Loch, der Zigarettenrauch, der in den Falten von Tante Lauralees Kleid hing. Die heutige Zeremonie würde die letzte zu Ehren von Rachel sein, und Jo hatte das Gefühl, dass es an der Zeit für einen Abschluss war.
Sie wagte einen Blick zu Grace, die neben ihr auf der Bank saß und mit den Beinen baumelte. Das kleine Mädchen klammerte sich mit vor Anspannung weißen Händen an den Rand der Sitzfläche. Sie waren früh gekommen, um Rachel die letzte Ehre zu erweisen, doch jetzt war die Menge so angewachsen, dass es zu viel für Grace wurde, zu viele mitleidige Laute und Blicke. Jo hatte sie deshalb weggeführt. Sie hatten sich auf dieser Bank an einem Kiesweg niedergelassen, von der aus sie zwar alles sehen konnten, aber ihre Ruhe hatten.
Jo legte einen Arm auf die Rückenlehne der Bank und zog sanft an einer von Grace’ Haarsträhnen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. »Deine Nana freut sich darauf, dass du die Ferien bei ihr verbringst, Kleines. Ich konnte schon den Honig an ihren Kleidern riechen.« Jo hoffte, dass sie Grace mit dem Gedanken an den bevorstehenden Besuch bei den Brauns durch die folgende schwierige Stunde bringen würde. »Sie hat mir etwas von ihrem Honigkuchen für Rosh ha-Schana versprochen, also iss nicht alles auf, ja?«
Grace ließ ihre Beine vor- und zurückschwingen.
»Vielleicht frage ich Jessie auch nach ihrem Apfelsoßenrezept«, fuhr Jo fort und überprüfte noch einmal den Inhalt ihrer Tasche. Hatte sie Taschentücher, Müsliriegel und einen Lutscher eingesteckt?
Grace drehte ihren rechten Fuß, um die Sohle an der Betonstrebe der Bank abzustreifen. »Jessies Apfelsoße ist okay. Aber ich mag das Challa lieber.«
»Was du nicht sagst, Gracie! Ich hab’s auch mehr mit den Kohlenhydraten.« Jo verlagerte ihr
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