In Liebe, Rachel
auf den Weg, wenn Tess noch pünktlich zu ihrem Fußballspiel kommen soll.«
Sie zupfte das Revers seines marineblauen Sakkos zurecht. »Danke, Liebling. Ich brauche diesen Nachmittag mit den Mädels wirklich.«
»Du kannst es später wiedergutmachen.«
Kate konnte ein verführerisches Lächeln nicht unterdrücken. »Oh, das werde ich tun.«
Sie blickte ihm nach, als er die drei Kinder zum Auto brachte.
»Süße, hat dir denn niemand die Regeln erklärt?« Jo tauchte hinter ihr auf. »Du bist verheiratet. Du darfst deinem Mann nicht hinterhersabbern!«
»Da hat man dir offensichtlich etwas Falsches erzählt.«
Kate drehte sich um und umarmte Jo, die so aussah, als könnte sie dringend eine Zigarette gebrauchen.
Jo sprach an Kates Schulter: »Ich gehe davon aus, dass bei euch weiterhin alles bestens ist?«
»O ja! Der Versöhnungssex ist einfach großartig.« Jede Ehe befand sich ständig im Wandel, hatte Kate gelernt, und man musste fortwährend an ihr arbeiten. Sie blickte sich um. »Wo ist Grace?«
»Sie ist soeben mit den Brauns gefahren. Dort verbringt sie die Ferien.« Jo wischte einen staubigen Handabdruck von ihrem Rock. »Es ist eine perfekte Lösung. Ich kann mich auf das neue Projekt konzentrieren und vielleicht sogar so etwas wie ein Liebesleben führen.«
Kate grinste. »Los, erzähl.«
»Du weißt doch bestimmt, um wen es geht.«
»Echt?«
»Ganz ruhig, Kate. Der Buchhalter und ich waren bisher zweimal zum Dinner verabredet. Wir haben stundenlang über den neuen Auftrag gesprochen.«
»Den dein Kumpel Hector jetzt managt, wie ich gehört habe.«
»Nun, ja. Ich habe darauf bestanden, dass er befördert wird. Jemand muss doch die Reisen und die Überstunden übernehmen, jetzt, wo Grace bei mir lebt.«
Kate warf Jo ein sanftes Lächeln zu. Vor sechs Monaten hatte Jo ihre Stelle gekündigt. Sie hatte genug Geld, um sich und Grace mindestens ein Jahr lang bequem über Wasser zu halten, und sie musste einiges in Angriff nehmen. Grace’ kleine Ausbrüche hatten sich während des Winters verschlimmert, und trotz Jos heroischer Bemühungen, Job und das trauernde Mädchen unter einen Hut zu bekommen, war es schließlich doch zu viel geworden.
»Rachel würde sagen, dass es Karma war, dass dein Chef dich angefleht hat, wieder zurückzukommen«, stellte Kate fest.
»Ich kann nicht leugnen, dass es mich gefreut hat zu hören, dass meine Kunden nach meinem Abschied abgesprungen sind.«
»Und? Klappt es denn? Die Gleitzeit, einen Tag von zu Hause arbeiten … kommst du damit zurecht?«
»O ja, es funktioniert wunderbar. Aber, Süße, ich bin keine Idiotin. Vor meinem fünfzigsten Geburtstag werde ich es nicht in die Geschäftsführung schaffen.« Jo zwinkerte Kate zu. »Aber die Chancen stehen gut, dass ich etwas viel Besseres bekomme. Grace wird bei ihrer Hochzeit ihr Glas auf mich erheben.«
Kate lachte leise, zuerst fröhlich, dann heiser und mit einem unterdrückten Schluchzen.
»Fang bloß nicht damit an, Kate Jansen! Sonst können wir alle nicht mehr aufhören«, sagte Jo mit zitternder Stimme.
Sarah kam auf die Freundinnen zu, musterte sie besorgt und breitete dann die Arme aus.
Kate umarmte sie. »Hallo, Sarah. Willkommen in der realen Welt.«
Sarah schmiegte sich an Kate und umarmte dann Jo. »Ich kann nicht klar denken. Mein Kopf ist immer noch auf Burundi-Zeit eingestellt.«
»Wir freuen uns, dass wenigstens dein Körper bei uns ist.«
Dann hielten sie sich fest, während sie miteinander sprachen, die drei Frauen in einem lockeren Kreis. Kate schaute ihre Freundinnen die ganze Zeit unverwandt an. Die Ehe tat Sarah gut, denn ihre Wangen röteten sich, wenn sie von Sam sprach, und sie sah entspannt und glücklich aus. Jo lachte herzlich über etwas, das Sarah gesagt hatte, und bei dem vertrauten Klang stockte Kate der Atem. Ihre Gedanken kehrten – unausweichlich – zu derjenigen zurück, deren Lachen fehlte.
Rachel.
Plötzlich verstummten alle.
Jo sprach zuerst. »Wisst ihr, Mädels, ich habe viel nachgedacht in der letzten Zeit.«
Kate spürte Tränen aufsteigen und vermochte sich kaum dagegen zu wehren. »Wenn du losheulst, Jo, kann ich mich nicht mehr beherrschen, das schwöre ich.«
»Wisst ihr, diese ganzen Probleme, die Rachel uns beschert hat …« Jo blinzelte rasch. »Das Fallschirmspringen, die Jagd auf alte Liebhaber, die Erziehung von kleinen Kindern …«
Kate und Sarah antworteten einstimmig: »O ja!«
»Nun, eines ist mir klargeworden.« Jo sah ihre
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