In Liebe, Rachel
zum Tanganjikasee. Sarah legte ihre Hand über seine auf dem Schaltknüppel, so dass er fahren und sie ihn gleichzeitig berühren konnte. Sie neigte den Kopf und lächelte ihn zaghaft an, was er mit einem Lachen erwiderte, das ihr Inneres zum Schmelzen brachte.
Sie waren vor ihrer eigenen Feier geflüchtet. Nachdem Dr. Mwami unter den Jubelrufen der Campbewohner den Brautpreis doch noch akzeptiert hatte, hatte Sam verkündet, dass diverse Paletten Sorghum-Bier im Jeep verstaut waren und nur darauf warteten, abgeladen zu werden. Die Frauen stießen Freudentriller aus, die Jungen rannten los, um die Trommeln zu holen, und alle begannen zu tanzen. Sobald die letzte Palette abgeladen war, hatte Sam Sarahs Hand ergriffen und sie auf den Beifahrersitz gedrängt. Maggie lief aus der Klinik herbei, warf einen Seesack durch das Wagenfenster, gab Sarah einen tränensalzigen Kuss und rief: »Ab mit euch!«
Als sie jetzt im Jeep durchgerüttelt wurden, erkannte Sarah, wohin sie fuhren. Freudige Erwartung erfüllte sie. Sie packte Sams Hand fester, bis er seine Finger zwischen ihre schob und sie etwas lockerer ließ.
Vor ihnen tauchten einige solide aussehende Hütten auf, die um ein langgestrecktes, weißgetünchtes Gebäude verstreut lagen. Töpfe mit üppig blühenden Blumen hießen sie willkommen. Ein Freund von Sam war der Besitzer der Ferienanlage, die für burundische Verhältnisse luxuriös war. Hierher kamen Umwelttouristen, die die Flusspferde des Sees beobachten oder in den schmalen Kanus der Eingeborenen ein wenig fischen wollten. Hinter dem Hauptgebäude erhaschte Sarah einen Blick auf das tiefblaue Wasser des Sees, das jetzt unter den dunklen Wolken am Himmel silberfarben schimmerte.
»Ich checke uns ein«, sagte Sam und nahm ihr Gepäck vom Rücksitz. »Wir treffen uns am See.«
Sarah fuhr sich mit den Fingern durch ihr vom Wind zerzaustes Haar, während sie um die Ecke des Gebäudes schlenderte. Schon fielen einige dicke Tropfen auf die hintere Terrasse und die strohgedeckten Schirme, unter denen einige kleine Tische standen. Dahinter erstreckte sich eine grasbewachsene Böschung bis zum Rand des Sees. Auf einem kleinen Hügel am Wasser entfaltete eine Akazie ihre niedrigen, breiten Äste. Sarah spazierte dorthin und lehnte sich gegen die rauhe Rinde. Der Baum bot ihr Schutz vor den Regentropfen.
Sie hörte Sams Schritte im Gras, lange bevor er hinter ihr stand und sie in seine Arme zog. Sie lehnte sich an ihn. Wie gut sie zusammenpassten – die Rückseite ihres Kopfes in der Krümmung zwischen seinem Kopf und der Schulter, ihr Rücken flach an seine starke Brust gepresst, seine Unterarme fest unter ihren Brüsten, sein Atem warm an ihrem Ohr.
»Ich hatte mir eingeredet«, flüsterte sie, als sie sich an das letzte Mal erinnerte, da sie sich unter diesem Baum umarmt hatten, »dass es für dich nur ein beliebiger Kuss war, der nichts bedeutete, nicht mehr als ein kleiner Flirt.«
»Ich habe dich erschreckt.«
»Ich hatte es nicht erwartet«, gab sie zu, »und dann konnte ich nicht erklären … was es in mir ausgelöst hat.«
Sam drehte sie zu sich um und küsste sie, nahm ihre Lippen, ihr Gleichgewicht, ihren Verstand in Besitz, wie schon einmal zuvor, und dieses Mal hörte er nicht wieder auf. Sein Kuss wurde leidenschaftlicher und vertrieb die letzten Spuren ihrer Furcht, ihrer Zweifel, lockte aus Sarah die Leidenschaft hervor, die zu geben sie bis jetzt nicht gewagt hatte.
»Für die Leute im Camp … für die sind wir jetzt verheiratet«, sagte er, während er seine Lippen an ihre Schläfe drückte, wo eine Ader wild pochte.
»Ich weiß«, antwortete sie heiser. »Für mich sind wir das auch.«
Er zog sie fester in seine Arme.
»Doch auch wenn mein Vater die einheimische Tradition akzeptiert«, fuhr sie fort, »als Pastor wird er sich über eine etwas formellere westliche Zeremonie freuen.«
»Meiner auch.«
Sie lehnte sich leicht zurück, um Sam fragend anzusehen.
»Habe ich dir das nicht erzählt? Mein Vater hat meine Mutter in einer Mission kennengelernt.« Sein Lächeln war weich, neckend. »Er ist Geistlicher in der anglikanischen Kirche.«
Sarah lachte leise, während der Regen um sie herum von den Blättern zu Boden fiel. Sie fragte sich, wie viel sie noch voneinander erfahren mussten und wie schön es wäre, damit die Wochen, Monate und Jahre zu verbringen, die vor ihnen lagen.
Ein Regentropfen traf seine Wange. Sarah berührte ihn, fuhr mit ihrem Finger die winzigen Narben auf
Weitere Kostenlose Bücher