In Liebe und Tod
hinzu: »Rochelle ist unten. Ich habe sie dazu überredet, dort zu warten, als wir den Lärm gehört haben. Überlass den Jungen mir.«
»Ich brauche ein Untersuchungsset.«
»Ja, ich weiß. Hören Sie, Jake, Sie müssen ihn jetzt dem Lieutenant überlassen. Das ist ihr Beruf. Kommen Sie mit mir. Rochelle hat Angst, und sie ist ganz allein. Kommen Sie mit runter und kümmern sich um sie.«
»Das ist mein Dad. Das da drinnen ist mein Dad.«
»Es tut mir leid. Ich werde ihn so gut es geht beruhigen«, sagte Roarke zu Eve, »dann hole ich dir deinen Untersuchungsbeutel aus dem Wagen.«
»Ich will nicht, dass er irgendjemanden kontaktiert.«
»Ich werde dafür sorgen, dass er mit niemandem spricht. Kommen Sie, Jake«, wandte er sich abermals dem Jungen zu.
»Ich verstehe nicht. Ich verstehe nicht, was das alles zu bedeuten hat.«
»Natürlich verstehen Sie das nicht.«
Während Roarke Jake mit sich nach unten zog, rief Eve bei der Zentrale an, bestellte die Spurensicherung und stellte sich in die Tür des Schlafzimmers. »Das Opfer hängt an einem Seil, das am Kronleuchter unter der Decke des Schlafzimmers befestigt ist«, sprach sie in das Aufnahmegerät. »Der visuellen Identifizierung zufolge handelt es sich um Randall Sloan. Es gibt keine Anzeichen für einen Kampf.«
Während sie sprach, sah sie sich weiter um. »Das Bett ist ordentlich gemacht, die Sichtblenden sind eingeschaltet, die Vorhänge aber aufgezogen.«
Die Nachttischlampen brannten, merkte sie, und ein einzelnes, nicht ganz geleertes Weinglas stand auf dem Tisch rechts neben dem Bett. Sloan war barfuß, aber direkt unter ihm lag ein Paar Pantoffeln - offenbar aus Leder - auf dem Fußboden. Er hatte einen braunen Pulli sowie eine braune Hose an. Ein Stuhl war umgekippt. Hinter ihm auf dem Schreibtisch stand ein eingeschalteter Computer. Eve konnte das grüne Lämpchen blinken sehen.
Sie rief sich die Haustür wieder in Erinnerung. Nichts hatte darauf hingewiesen, dass sie aufgebrochen worden war.
Als Roarke mit dem Untersuchungsbeutel kam, nickte sie ihm zu. »Danke.«
»Soll ich Peabody verständigen?«
»Noch nicht. Sie hat auch so bereits genug zu tun. Schaffst du es, die beiden unten unter Kontrolle zu behalten? Ich will nicht, dass sie irgendetwas anfassen oder mit irgendjemandem reden.«
»Okay.« Er blickte auf den toten Mann. »Ich nehme an, er wusste, dass du der Spur in seine Richtung folgen würdest.«
»So sieht’s zumindest aus.« Sie sprühte sich die Hände und die Schuhe mit Versiegelungsspray ein.
Roarke lenkte seinen Blick wieder auf sie und zog die Brauen hoch. »Aber?«
»So fühlt es sich nicht an. Er weiß, dass sein Sohn ihn heute abholen kommt. Hätte er gewollt, dass Jake ihn so hier vorfindet? Hätte er extra die Alarmanlage ausgeschaltet und die Haustür aufgemacht? Warum ist er, wenn er in Panik war, nicht einfach abgehauen?«
»Vielleicht hatte er ja Schuldgefühle.«
»Er hatte schon seit Jahren Dreck am Stecken. Und plötzlich soll sich sein Gewissen gemeldet haben?«
»Steuerhinterziehung und Mord sind zwei verschiedene Paar Schuhe.«
»Vielleicht, aber mir kommt er eher wie jemand vor, der verduften würde, statt sich zu erhängen.«
Sie betrat das Schlafzimmer und nahm die Arbeit auf.
Erst filmte sie den Raum. Stilvoll und elegant wie Randall selbst. Teure Kleider, teure Möbel, teure elektronische Geräte. Ein Mann, der die Bequemlichkeit und seine Statussymbole geliebt hatte, erkannte sie.
Sie nahm das Weinglas in die Hand, schnupperte daran, markierte die Stelle, an der es gestanden hatte, und kippte den Inhalt in ein Plastikröhrchen, bevor sie das Glas selbst in eine Plastiktüte schob.
Dann tippte sie mit einem versiegelten Finger auf die Computertastatur und las den Text, der auf dem Monitor erschien.
Es tut mir leid. Es tut mir furchtbar leid. So kann ich nicht mehr leben. Ich sehe die ganze Zeit ihre Gesichter, das von Natalie und das von Bick. Es ging nur um Geld, um schnödes Geld, aber dann ist alles außer Kontrolle geraten. Ich muss verrückt gewesen sein, dafür zu bezahlen, dass man sie ermordet. Ich habe den Verstand verloren und jetzt auch noch meine Seele. Vergebt mir, denn ich selber kann mir nicht vergeben. Ich nehme diese grauenhafte Tat für immer mit mir in die Hölle.
Sie blickte von dem Bildschirm auf den toten Mann. »Tja, eines stimmt auf jeden Fall: nämlich, dass alles außer Kontrolle geraten ist.«
Sie nahm Randalls Fingerabdrücke und sah sich seine
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