In Liebe und Tod
Kopf und starrte sie verwundert an. »Nein, er mochte kein Wasser. Warum?«
»Reine Neugier. Hatte er eine feste Beziehung?«
»Nein. Er mochte Frauen, aber er hat sich nie auf eine festgelegt.«
»Hat er sich um das Haus gekümmert? Hat er selbst gekocht und selbst geputzt?«
»Dafür hat er einen Droiden.«
»Okay. Ich werde Sie und Rochelle von einem Beamten zu Ihren Großeltern fahren lassen.«
»Ich will meinen Vater sehen. Ich muss ihn sehen.«
»Ich werde dafür sorgen, dass Sie und Ihre Familie ihn so bald wie möglich sehen können. Aber nicht hier und jetzt. Los, fahren Sie jetzt zu Ihrer Familie.«
Nachdem sie die beiden aus dem Haus geleitet hatte, arbeitete sie sich durch das untere Geschoss. »Er hat eine Nachricht auf dem Computer hinterlassen«, sagte sie zu Roarke.
»Praktisch.«
»Allerdings. Vor allem, wenn man bedenkt, dass nur ein kleiner Prozentsatz von Selbstmördern Abschiedsbriefe hinterlässt. Er hat gestanden, dass er die Morde an Copperfield und Byson in Auftrag gegeben hat.«
»Was ebenfalls ausnehmend praktisch ist.«
»Wie ich sehe, folgst du mir.« Sie lief durch einen kleinen Medienraum und ein Esszimmer. »Es waren nicht die Taten eines Profis. Natürlich hätte er auch einfach irgendeinen Schläger dafür anheuern können, aber wem hätte er genug vertraut, dass er ihn die Dinge hätte wissen lassen, die aus Copperfield herausgefoltert worden sind?«
»Nur jemandem, der direkt in die Sache verwickelt ist.«
»Bingo. Er hat geschrieben, dass er seine Seele verloren hat und in die Hölle fährt. Wobei er Hölle, anders als normal im Englischen, sogar groß geschrieben hat. Das weist für mich auf eine gewisse religiöse Neigung oder zumindest auf einen gewissen Glauben an das große Fegefeuer hin. Außerdem sah der Knoten in der Schlinge aus, als hätte ein professioneller Henker ihn geknüpft. Oder ein sehr talentierter Segler oder ein Pfadfinder. Auf alle Fälle jemand, der mit vollkommener Ruhe und Präzision zu Werk gegangen ist.«
Sie ging weiter in die Küche und öffnete die Türen der gut gefüllten Speisekammer und des Besenschranks. »Wo ist der Droide?«
»Hier unten ist er nicht. Vielleicht oben?«
»Ich werde mal nachsehen. Warum spielst du währenddessen nicht den elektronischen Ermittler und guckst dir die Alarmanlage, die Disketten und so weiter an?«
»Glaubst du, dass er ermordet wurde, Lieutenant?«
»Zumindest fühlt es sich für mich so an. Wir werden sehen, was der Pathologe sagt. Aber bisher weist alles darauf hin. Warum zum Beispiel stand die Haustür offen und war die Alarmanlage ausgestellt?«
»Weil jemand wollte, dass der Tote schnell gefunden wird.«
»Genau. Und warum lädt ein Mann, der sich umbringen will, noch ein paar Stunden vorher seinen Sohn in eine Kneipe ein? Das würde er einfach nicht tun. Oder, wenn doch, würde er darauf bestehen. Würde sagen: >Ich muss mit dir reden. Mir liegt etwas auf dem Herzen.< Aber das hat er nicht getan.
Wir haben es mit einem Mann zu tun, der gerne gut gelebt hat. Ohne feste Beziehungen und ohne wirkliches Interesse am Familienunternehmen. Hatte einen echten Hardliner als Vater, einen ehrgeizigen, aufstrebenden Sohn, und er selber war das schwarze Schaf. Aber trotzdem weiß er ganz genau, wie er dafür sorgen kann, dass es ihm an nichts fehlt. Auch wenn er ein paar Probleme wegen seiner Spielsucht hat.«
»Hatte oder hat?«
»Nun, inzwischen ist er mausetot, deshalb wohl eher >hatte<. Aber ich gehe jede Wette ein, dass er dieses Problem bis zum Schluss nicht wirklich in den Griff bekommen hat. Eine tolle Möglichkeit, unerklärliche Einkünfte zu waschen, ist, wenn man damit spielt. Ich habe nicht den Eindruck, dass er jemand mit einem allzu ausgeprägten Gewissen war. Eher ein Opportunist, der die Beine in die Hand genommen und davongelaufen wäre, wenn er gedacht hätte, dass wir ihm auf den Fersen sind. Irgendjemand hat den armen Kerl zum Sündenbock gemacht.«
Der Droide war nirgendwo zu finden, und nach Aussage ihres elektronischen Ermittlers hatte jemand die Disketten aus den Überwachungskameras vom Freitag gegen leere Disketten ausgetauscht.
»Sie haben ihm bestimmt ein Beruhigungsmittel eingeflößt«, erklärte Eve. »Etwas, wovon wir vermuten sollen, dass er sich damit beruhigen wollte, bevor er sich die
Schlinge um den Hals gezogen hat. Aber wenn wir ganz genau hinsehen, finden wir vielleicht auch irgendwo den Abdruck eines Stunners, mit dem er aus dem Verkehr gezogen
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