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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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in die Augen und verharrten so einen Moment lang, Aug in Auge. Dann kam Cunrat endlich zur Besinnung. Langsam setzte er Giovanni wieder auf seinen Stuhl und strich ihm das Wams zurecht. Schwer ließ er sich auf seinen eigenen Hocker fallen, stützte die Ellbogen auf den Knien ab und hielt sich den Kopf mit den Händen. Eine Weile lang rührte er sich nicht, während Giovanni seine Kleider in Ordnung brachte, bis er bemerkte, dass Cunrats langer Körper von Schluchzern geschüttelt wurde und ihm die Tränen herabliefen. Die Menschen an den anderen Tischen wunderten sich und begannen zu tuscheln wie vorher die Bäckergesellen.
    Doch Giovanni legte dem Freund die Hand auf die Schulter, und nachdem Cunrat sich endlich ein wenig beruhigt hatte, sagte er: »Ich kenne das, mein Freund. Was glaubst du, wie viele Nächte ich wach liege und an Lucia denke? Dann stehe ich auf und komme hierher, weil mir alles sinnvoller erscheint, als mich von den schrecklichen Gedanken bedrücken zu lassen.«
    »Aber es ist nicht deine Schuld, dass Lucia in der Hand von Rosshuser ist«, entgegnete ihm Cunrat, »während ich meine Situation selber zu verantworten habe. Das ist es, was mich so verrückt macht. Könnte ich nur die Zeit um ein paar Monde zurückdrehen! Was würde ich drum geben!«
    Giovanni wusste, was Cunrat meinte, denn die Stadtwachen hatten genüsslich berichtet, wie Bärbeli sich selbst, aber auch ihn entlarvt hatte in der Gerichtssitzung und was sie Cunrat und Gretli entgegengeschleudert hatte.
    »Ach, Gretli wird sich schon wieder beruhigen! Du hast ihr doch gar nichts Böses angetan, du hast mit der Bäckerstochter nur das gemacht, was alle Männer an deiner Stelle gemacht hätten. Wenn sie ein wenig darüber nachdenkt, wird sie es verstehen.«
    Cunrat schüttelte traurig den Kopf. »Das glaube ich nicht, Gretli ist eine fromme Jungfer, und sie hat geglaubt, dass sie die einzige Frau für mich wäre. Nur deshalb hat sie an diesem Sonntag in unserer Hütte … ich meine, nur darum …«
    »Ich weiß, was du sagen willst, aber das mit der Katzin war ja alles vorher, oder? Gretli kann dir nicht vorwerfen, dass du sie betrogen hast.«
    »Sie versteht es trotzdem nicht.«
    Eine Weile schwiegen beide. Dann sagte Cunrat: »Ich werde eine Bußwallfahrt zur Muttergottes von Einsiedeln unternehmen. Vielleicht kann sie mir helfen.«
    »Das ist eine gute Idee, nur nicht gerade jetzt, wo wir so viel Arbeit haben!«
    Zu Fuß nach Einsiedeln zu gehen, bedeutete mindestens drei Tage Hinmarsch und drei Tage Rückmarsch. Eine Woche konnten die Bäcker Cunrat nicht entbehren.
    »Was mich übrigens wundert, mein lieber Cunrat, ist, dass Bärbeli kein Kind von dir bekommt, wenn ihr so oft gevögelt habt.«
    Cunrat sah ihn verblüfft an.
    »Wieso? Du meinst … Werden Kinder denn beim Vögeln gemacht?«
    Da begann Giovanni zu lachen, er konnte gar nicht mehr aufhören, dann erzählte er den Nachbarn am Nebentisch, was Cunrat soeben gefragt hatte, da begannen auch sie zu lachen und erzählten es weiter, und am Ende lachte die ganze Haue über den naiven Bäckerburschen, der nicht wusste, woher die Kinder kamen. Als der Lachsturm endlich abgeflaut war, saß Cunrat mit hochrotem Kopf auf seinem Hocker und sah Giovanni böse an.
    Der wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht und sagte: »Ja, mein Lieber, beim Vögeln, da werden sie eingepflanzt, wie das Getreide, und dann wachsen sie neun Monate heran, bis sie schön reif sind und den gleichen Weg herauskommen, auf dem sie hineingelangt sind.«
    »Ich habe Bärbeli kein Kind eingepflanzt!«, erwiderte Cunrat ärgerlich.
    Da rief einer der Männer am Nebentisch: »Dabei siehst du aus wie ein waschechter Bauer, und einen ordentlichen Pflanzstab hast du bei deiner Größe bestimmt auch!« Dazu machte er eine obszöne Geste, sodass alle wieder zu lachen anfingen. Cunrat wandte sich ab.
    Giovanni hingegen schien nun ernsthaft über die Sache nachzusinnen.
    »Das ist wirklich seltsam, meistens geht das ganz schnell, und nur die Huren wissen, wie man sich davor schützen kann.« Er zuckte die Schultern. »Vielleicht ist sie ja unfruchtbar. Oder du. Wir werden ja sehen, was bei Gretli herauskommt.«
    Im gleichen Moment biss er sich auf die Zunge und sah seinen Freund an, wie der auf die Nennung des Namens seiner verlorenen Liebsten reagieren würde, ob er wieder anfangen würde zu weinen. Doch Cunrat war zu sehr erschrocken bei dem Gedanken, dass Gretli womöglich ein Kind von ihm bekommen würde.

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