In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
er hatte ja nicht nur mit Bärbeli, sondern auch mit Gretli das Bett geteilt. Angst begann in ihm aufzusteigen, weniger seinetwegen, aber weil Gretli deswegen belangt werden konnte, doch dann sah er den Blick, den Heinrich Tettikover auf Bärbeli warf, und der beruhigte ihn ein wenig.
Der Vogt wollte nun von Cunrat wissen, was er zu den Vorwürfen zu sagen hatte. Cunrat dachte an all die Vergnügungen, die er mit Bärbeli erlebt hatte, vor allem aber an jene Nacht, in der sie von ihm verlangt hatte, auf das Gebetbuch zu schwören, dass er nichts mit Margarethe im Sinn habe, und er sich geweigert hatte.
»Herr, als ich im Hause von Meister Katz lebte, da …«, er senkte den Kopf, weil er sich schämte, vor allem vor Gretli, doch er konnte nicht die Unwahrheit sagen, »es ist wahr, ich habe seiner Tochter beigewohnt, aber …« Er überlegte, ob er den Herren von Bärbelis Verführungskünsten berichten sollte, und dass sie ihn hatte heiraten wollen, nicht umgekehrt, doch dann entschied er sich, ihre Situation nicht unnötig zu verschlimmern, die Anklage wegen des Mordversuchs wog schwer genug. So beendete er seine Rede mit einem kurzen: »Ich habe ihr nie etwas versprochen.«
»Seid Ihr bereit, dies zu beschwören?«
»Ja, Herr, beim Leben meiner Mutter!«
Bärbeli war während seiner Worte rot angelaufen und schickte sich an, wieder loszukreischen, doch ihr Vater hielt sie zurück.
Dann wollte der Vogt von Gretli wissen, was sie zu den Anschuldigungen zu sagen habe. Doch da hob Heinrich Tettikover die Hand.
»Herr Vogt, erlaubt, dass ich anstelle von Margarethe antworte!«
Alle wandten sich erstaunt zu dem reichen Patrizier, der mit seinem pelzgefütterten purpurroten Wams, den grünen Beinlingen und dem samtenen Barett über den langen braunen Haaren sehr vornehm wirkte. Cunrat sah, wie jede Farbe aus Bärbelis Gesicht wich.
Tettikover erhielt die Genehmigung, für Gretli zu sprechen, er stand auf und begann seine Verteidigungsrede.
»Meine Herren, diese junge Frau, Margarethe Sibenhar, ist schon als Kind nach dem Tod ihrer leiblichen Eltern zur Sammlung der Mäntellerinnen gekommen und hat dort viele Jahre frommen Dienst geleistet, im Spital zum Heiligen Geist, aber auch in Familien, wenn dort Not an einer versierten weiblichen Hand war. Auch zu uns wurde sie mehrfach von ihrer Oberin geschickt, um meine Frau im Kindbett zu betreuen, und dies hat sie immer so klug und treu getan, dass mein Eheweib keine andere Magd mehr für diesen Dienst haben wollte als sie. Vor nicht allzu langer Zeit, kurz vor Weihnachten, kam Margarethe weinend zu meiner Frau gelaufen, die eben vor der Niederkunft stand, mit einem Bündel in der Hand, und sagte ihr, dass sie von den Mäntellerinnen fortgeschickt worden sei wegen der falschen Aussage der Frau Katzin, der Mutter der dort sitzenden Barbara, Gretli habe ihrer Tochter den Ehemann abspenstig gemacht. Sie hatte den Cunrat Wolgemut zwar im Spital gepflegt, aber nichts Näheres über ihn gewusst oder ihn gekannt, geschweige denn ihn verführt. Vollkommen unschuldig musste sie das ihr Heimat gewordene Haus der Sammlung in der Wittengasse verlassen, und da wir sie als zuverlässige Helferin kannten, haben wir ihr gerne Obdach bei uns gewährt. Erst nach etlichen Wochen hat sie Cunrat Wolgemut durch Zufall wieder gesehen und sich von ihm ein paar Mal beim Kirchgang begleiten lassen. Weiter ist nichts geschehen.
Meine Herren, wir alle haben gesehen, was für ein Schandmaul Barbara Katzin hat und mit welchem Hass sie die beiden hier Anwesenden verfolgt. Ich bitte darum, ihr keinen Glauben zu schenken und sie wegen Anstiftung zum Mord zu verurteilen.«
Cunrat sah zu Boden, weil er wusste, dass die Geschichte nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber er hoffte inständig, dass diese Rede Gretli vor Schlimmem bewahren und es den Ratsherren nicht auffallen würde, dass der Überfall auf sie beide bei Nacht und mithin lange nach der letzten Messe stattgefunden hatte.
Nachdem alle Beteiligten zu Wort gekommen waren, mussten sie den Raum verlassen. Die Angeklagten wurden von den Ratsknechten in das Zimmer geführt, in dem der Vogt auch Cunrat schon mehrmals empfangen hatte, während Gretli und Cunrat allein im Vorraum des Ratssaales zurückblieben.
Cunrat wusste nicht, was er sagen sollte, er schämte sich seines Verhältnisses mit Bärbeli. Gretli hatte ihm den Rücken zugewandt. Wie sollte er ihr nur erklären, was geschehen war?
»Gretli«, begann er und fasste sie von hinten an
Weitere Kostenlose Bücher