In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
bleiben würde. Ein großer Stein fiel ihm vom Herzen, und er beschloss, von dem übrigen Geld ein schönes Geschenk für Gretli zu kaufen.
Doch der Vogt war noch nicht fertig.
»Des Weiteren sollt ihr, Barbara Katzin und Kaspar Knutz, den hier anwesenden Cunrat Wolgemut und Margarethe Sibenhar Urfehde schwören! Und solltet ihr euren Schwur jemals brechen, so wird eure Strafe auf den Tod lauten!«
Der Ratsdiener brachte eine Bibel herein, und nun mussten die beiden Verurteilten jeder für sich mit der Hand auf der Bibel schwören, dass sie in Zukunft mit ihren Opfern Frieden halten und sie in keiner Weise mehr belästigen, beleidigen oder ihnen gar nach Leib und Leben trachten würden. Bärbeli presste ihren Schwur fast unhörbar hervor, und auch Knutz konnte aufgrund seines schlechten Zustandes nur flüstern.
Nach Beendigung des Prozesses verließen Gretli und Cunrat zusammen das Rathaus, aber Gretli verschwand ohne Gruß. Als Cunrat sich unter dem Tor noch einmal umdrehte, sah er, wie die Angeklagten wieder in das Vogtszimmer geführt wurden, wo sie auf Hanns Hagen warten würden, um die Bedingungen ihrer Freilassung auszuhandeln. Vater Katz sah Cunrat an und spuckte aus. Er hatte keine Urfehde geschworen.
In den folgenden Tagen fühlte sich Cunrat elend wie noch nie zuvor. Durch eigene Schuld hatte er das Liebste verloren, was er in seinem Leben je gehabt hatte, Gretli, die Frau, die für ihn wie eine vom Himmel herabgestiegene Heilige gewesen war. Er konnte sich nicht vorstellen, wie er ohne sie weiterleben sollte, sein Dasein kam ihm vor wie das Fegefeuer auf Erden. Außerdem hatte er die Familie Katz, die ja doch seine Anverwandten waren, ins Unglück gestürzt, und sogar für das böse Schicksal des Webers Knutz fühlte er sich verantwortlich. Wie würde er jemals wieder seiner Mutter unter die Augen treten können, nach allem, was geschehen war? Abends weinte er sich in den Schlaf, in der Nacht suchten ihn Albträume heim, sodass er aufwachte und, von schlimmen Gedanken geplagt, nicht mehr in Morpheus’ Arme zurück fand. Er mochte nichts mehr essen, dafür trank er umso mehr Wein.
Giovanni beobachtete mit Sorge, wie sein Freund zusehends mürrischer wurde, wegen der Schlaflosigkeit ständig müde war und schließlich kaum noch arbeiten konnte. Hinter dem Verkaufstisch schlief er fast ein, und wenn ein Kunde nicht die passenden Münzen hatte, reagierte er unwirsch. Manchmal redete er unsinniges Zeug vor sich hin, dann wieder liefen ihm plötzlich Tränen über die Wangen, sodass die anderen sich sorgten, dass das Brot nass werden könnte. Eines Morgens verbrannte er sich gar die Hand, weil er nicht aufpasste, als er den Ofen schürte. Doch es schien ihn nicht zu kümmern. Fast schien es, als ob Cunrat vor Liebeskummer den Verstand verloren hätte. Die Italiener begannen über ihren deutschen Kollegen zu tuscheln, und schließlich nahm sich Giovanni vor, mit ihm zu reden. Er lud ihn zu einem Mittagsimbiss in die Haue ein, unter dem Vorwand, endlich das geheimnisvolle Zimmer durchsuchen zu wollen.
Die Tische waren alle besetzt, doch sie fanden in einer Ecke drei Hocker, von denen sie einen zwischen sich stellten und als Tisch benutzten. Sebolt Schopper stellte eine Platte mit gebratenem Rindfleisch darauf und einen Krug Wein auf den Boden. Cunrat ließ das Fleisch liegen und griff gleich nach dem Krug, doch Giovanni fiel ihm in den Arm.
»Iss zuerst etwas!«
Ärgerlich schüttelte Cunrat den Freund ab und trank einen großen Schluck Wein direkt aus dem Krug, wobei ihm ein Gutteil über die unrasierten Wangen lief. Da wurde auch Giovanni zornig.
»Es ist genug, Cunrat! Das muss ein Ende haben!«
Cunrat starrte ihn wütend an.
»Was? Was muss ein Ende haben? Es hat kein Ende, ich bin ein elender Wurm, ein Fatzmann, einer, der sich und den anderen nur Unglück bringt! Es wäre besser gewesen, meine Mutter hätte mich niemals geboren!«
Und noch einmal packte er den Krug und stürzte ein großes Quantum Wein hinab. Da schlug ihm Giovanni den irdenen Krug aus der Hand, dass er auf dem gestampften Boden in 1000 Stücke zersprang. Cunrat sprang erschrocken auf, wie auch einige andere Gäste des Lokals. Sebolt Schopper schaute verärgert zu ihnen herüber.
»Bist du rasend geworden?«, schrie Cunrat seinen Freund an.
»Nein, aber du!«, schrie der zurück.
Da stürzte sich Cunrat auf Giovanni, packte ihn am Wams und hielt ihn hoch, dass seine Füße in der Luft baumelten. Sie starrten sich wütend
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